BYD: Bis zu 4.000 Euro Kosteneinsparungen pro Jahr für elektrische FFZ - 3 Mio. Euro Umsatz in 6 Wochen nach LogiMAT: Bewegung im Markt

Der chinesische Hersteller BYD hat in Deutschland mit dem Vertrieb seiner elektrischen Gegengewichtsstapler mit Lithium-Akkus begonnen. Mit Erfolg, wie erste Verkaufszahlen vermuten lassen.

Symbolbild LOGISTRA (Foto: T. Schweikl)
Redaktion (allg.)

Da werden Träume wahr: Bis zu 4.000 Euro Kosten- einsparungen pro Jahr verspricht der chinesische Gabelstaplerhersteller BYD („Build Your Dreams“) für den Betrieb seiner elektrischen Flurförderzeuge (FFZ). Ein Versprechen, das offenbar zieht: Allein in den ersten sechs Wochen nach der LogiMAT 2015 machte das Unternehmen in Europa nach eigenen Angaben drei Millionen Euro Umsatz. Das Kalkül: Im Gabelstaplermarkt mit soliden Geräten die Herstellermarke bekannt machen und damit den absehbaren Markteintritt im Segment der Pkw und Lieferfahrzeuge vorbereiten. Denn auch die produziert BYD. Und Busse.
Die Energiespeichertechnik ist Wurzel und Kern des Unternehmens. Innerhalb von 20 Jahren hat Unternehmensgründer Wang Chuanfu aus einem kleinen Batteriehersteller durch Zukäufe und organisches Wachstum einen weltweiten Konzern erschaffen. Kaum ein Handy, das nicht von BYDAkkus betrieben wird. Für die FFZ wurde in wenigen Monaten in der chinesischen Metropole Shaoguan ein Produktionszentrum mit drei Produktionslinien und Teststrecke aufgebaut. Inzwischen können die rund 1.000 Mitarbeiter dort nicht nur die weitgehend im eigenen Konzern hergestellten Komponenten für bis zu 20.000 FFZ pro Jahr montieren – von der Stahlplatte bis zum Geräteaufbau wird dort auch die Hardware selbst produziert. Und: Die Kapazitäten können auf 50.000 Stück ausgeweitet werden.
Mit vier Staplermodellen der Gewichtsklassen zwischen 1,6 und 3,5 Tonnen und einem Niederhubwagen mit Plattform ist der Hersteller im Frühjahr in den europäischen Markt eingestiegen. Ein neuer Schlepper und ein neuer Hochhubwagen sollen noch in diesem Jahr hinzukommen. Mittel- bis langfristig will das Unternehmen 56 Modelle zum Verkauf anbieten. Die Gerätepreise bewegen sich im marktüblichen Rahmen. Mit Sitz in Rotterdam – eine Niederlassung in Deutschland ist in Planung – soll in diesem Jahr der Markteintritt im deutschsprachigen Raum, in Belgien und den Niederlanden abgeschlossen werden. 2016 folgen Großbritannien und Frankreich.
„Gegenwärtig bauen wir das Händlernetz in Deutschland auf rund 30 Händler aus“, sagt Javier Contijoch, BYD Europe Forklifts Director. „Wir sind gewillt, dabei eine Reihe Montagearbeiten für die individuelle Ausstattung der Geräte von Rotterdam an die deutschen Händler zu übergeben.“ Als Lieferzeit strebt BYD vier bis acht Wochen nach Bestellung an. Aktuell beträgt der Vorlauf ein Vierteljahr. Der Optimismus basiert auf dem Batteriekonzept. „Wir bieten die Stapler im Paket an“, so Contijoch. „Den Stapler, die Batterie und einen Charger.“ Und die haben es in sich. Während sich die Staplerhersteller in Deutschland darüber den Kopf zerbrechen, wie sie Gegengewichtsstapler mit leichten Lithium-Ionen-Akkus realisieren, hat BYD von Beginn an auf die Lithium-Eisenphosphat- Batterie gesetzt. Die Energiespeicher werden von BYD in einer voll automatisierten Produktionsanlage in Shenzhen selbst hergestellt.
Vorteil der Fe-Akkus: Sie benötigen deutlich weniger Zeit und Energie zum Aufladen als herkömmliche Bleibatterien, haben eine lange Lebensdauer und benötigen keine teuren Ersatzteile und Batterieaustauschgeräte. Und: Auch nach 4.000 Ladezyklen weisen die Zellen noch mehr als 75 Prozent ihrer ursprünglichen Ladekapazität auf. Im Gegensatz zu anderen Li-Ion-Batterien nehmen die wartungsfreien, etwa 1,4 Tonnen schweren Fe-Akkus auch dann keinen Schaden, wenn sie herunterfallen, brechen oder überladen werden. Sie enthalten weder Schwermetalle noch Säure und benötigen im Gegensatz zu Bleibatterien weder Verbrauchsmittel noch Ladeschutzeinrichtungen – ein Staplerleben lang. So das Herstellerversprechen.
Schnelle Vollladung
„Damit ist es zum ersten Mal überhaupt gelungen, dass die Staplerbatterie während der Produktlebenszeit des Staplers nicht mehr ersetzt werden muss“, sagt der Europe Forklifts Director und rechnet vor: „Eine Vollladung von fünf Prozent auf 100 Prozent benötigt je nach Batterie und Ladegerät nur 54 Minuten. Zwischenladungen von 15 Minuten, die eine 200-Ah-Energiezelle auf einen Ladestand von 28 Prozent bringen, sind problemlos möglich. Mit den Stromeinsparungen durch den hohen Ladewirkungsgrad, der höheren Verfügbarkeit der Geräte und den Einsparungen bei direkten Kosten für Wartung summieren sich die Einsparungen bei den TCO für Betreiber im Zweischichtbetrieb auf bis zu 4.000 Euro pro Jahr und Gerät.“
Dabei sind die Standardstapler – davon konnte LOGISTRA sich auf der Staplerteststrecke vor Ort in China überzeugen – solide Arbeitsgeräte. Im Fokus: die E-Stapler mit AC-Antrieb. Die aktuelle Modellreihe umfasst mit dem „ECB16“ zunächst einen dreirädrigen Gegengewichtsstapler mit einer Nutzlast von 1,6 Tonnen. Als vierrädrige Gegengewichtsstapler bieten die Modelle „ECB20“, „ECB25“ und „ECB35“ Nutzlasten von jeweils 2,0, 2,5 und 3,5 Tonnen. Alle Modelle sind mit Simplex-, Duplex- oder Triplex-Masten mit Single- oder Dual-Freihubzylindern für Arbeiten in Höhen bis 6.000 Millimeter ausgestattet.
Rainer Barck

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