Logistikkosten senken: Automatisierung und Flexibilität durch Lagersteuerung von WAMAS: Lagerlogistik: Standards für Individualisten
Aufgrund steigender Kundenanforderungen und höherem Kostendruck ist der Anspruch totaler Flexibilität in der Lagerlogistik entstanden. Steigende Servicegrade erhöhen aber auch die Logistikkosten. Zudem verlangt die Abbildung dieser Prozesse von einer Lagersteuerung, dass diese sich permanent der Situation anpasst. Damit einher geht der Wunsch, dass immer mehr Abläufe automatisiert über einen Workflow in der Software ablaufen müssen. Unterstüt-zende Eingriffe und Entscheidungen der Anwender sollen nur noch in Ausnahmefällen erfolgen.
Chancen nutzen
Die erste Chance besteht bereits darin, eine Standardlagersteuerung einzuführen und in den ersten sechs Monaten Erfahrung damit zu sammeln. Was anfangs problematisch scheint, stellt sich danach meist ganz anders dar. So werden Schulungsmaßnahmen oft in einer Phase durchgeführt, in der die Philosophie des neuen Produktes noch nicht verinnerlicht wurde. Als Leitsatz gilt: "Die Warenvereinnahmung und -einlagerung kann erst geplant werden, wenn die Auftragsstrukturell und somit die Vereinzelung im Warenausgang definiert sind." Auch sollte das Projektteam Erfahrung mit der Einführung von Software haben. So kann die stufenweise Einführung das Risiko reduzieren. Auch Erweiterungen der Lagerfläche beziehungsweise Änderungen in der Lagertechnik werden häufig genutzt, eine neue Lagersteuerung einzuführen. Die vorherige Einführung einer Lagersteuerung kann sogar den Umzug ganzer Läger unterstützen und damit die Lieferfähigkeit sicherstellen, auch wenn Güter sich noch an zwei Standorten befinden. Nach der Entscheidung für eine Lagersteuerung sollte sich der Kunde eingehend mit der Produktphilosophie und den neuen Prozessen auseinandersetzen. Die Übertragung der Denkweise aus den alten Strukturen in die neue Welt geht einher mit intensiven Schulungen. Klar abzugrenzen ist, welche Lagerprozesse sind Kernprozesse und müssen zu 100 Prozent abgebildet sein und welche können durch manuelle Eingriffe der Mitarbeiter den Leistungsumfang ohne individuelle Programmierung ergänzen. Aus jeder Softwareeinführung ergibt sich eine Veränderung der Aufgaben und Arbeitsplatzanforderungen für Mitarbeiter. Beispielsweise werden Lieferscheine künftig nicht mehr im Wareneingangsbüro erfasst, sondern direkt in der Warenannahme über mobile Wareneingangswagen. Die Einführung der beleglosen Abwicklung stellt eine Herausforderung dar. Das Fehlen handschriftlicher Notizen führt häufig zu Textfeldern in der Software, die auf mobilen Endgeräten angezeigt werden müssen. Die langfristige Lösung kann nur ein adäquates Datenmodell mit vorgegebenen Katalogfeldern liefern. Derübergang ist für die Mitarbeiter oft ein Kulturschock. Das Tagesgeschäft lief bislang schließlich auch so und alle Mitarbeiter waren ohnehin hoch motiviert. Nun werden diese Freiheitsgrade eingeschränkt. Deshalb ist eine intensive Erläuterung der neuen Philosophie eine große Hilfe. Häufig muss man erklären, dass die Grundlage der Einführung nicht unzureichende Leistungen waren, sondern die Anforderung nach Transparenz in den Prozessen und das innerbetriebliche "Track und Trace" über Aufträge und Material. Die übergreifende Abstimmung aller Logistikprozesse zwischen den Abteilungen im Unternehmen ist eine weitere wichtige Projektaufgabe. Was aus Sicht der Lagerlogistik sinnvoll ist, kann aus der Vertriebsperspektive und der Unternehmensphilosophie ganz anders bewertet werden. Ein Beispiel ist die Stornierung von Aufträgen durch den Endkunden und das dazugehörige Retouren-Management.
Kosten der Einführung
Heutige Verträge zwischen dem Lagersteuerungskunden und dem Softwarelieferanten werden sehr häufig als Festpreis verhandelt. In diesem Festpreis sind alle Lizenzen für User und Software sowie die vereinbarten Dienstleistungen enthalten. Die Kosten für die Erstellung eines gemeinsamen Pflichtenheftes sind sowohl in diesem Festpreis enthalten, als auch bereits vorher getrennt beauftragt worden. Aufgrund der langfristigen Bindung an einen Softwarepartner ist der Einsatz einer releasefähigen Lagersteuerungssoftware unabdingbar. Sie sichert die Investition ab und garantiert an der Weiterentwicklung des Produktes zu partizipieren. Die Kosten dafür sollten in getrennten Verträgen für Softwareweiterentwicklung (die heute häufig als Wartung bezeichnet wird) und Projektsupport mit Produktanwendungsberatung (First und/oder Second Level)verhandelt werden.
Der Autor
Diplom-Ingenieur {FH) Hans-Jörg Wildhagen (51), seit 1983 geschäftsführender Gesellschafter und Gründer des Softwareanbieters Coglas GmbH Logistic Salutions in Wunstorf. (Maschinenbaustudium an der Fachhochschule Hannover)
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