LOGISTRA: Michael Ruchty erzählt über Hochs und Tiefs seit März 2020 - Einblicke in die Pandemie-Zeit: „Es wird endlich wieder Zeit für eine LogiMAT“
LOGISTRA: Seit dem März 2020 ist die Welt nicht mehr wie früher. Wie haben Sie als Messeveranstalter diese Zeit erlebt?
Michael Ruchty:In einem Wort zusammengefasst: intensiv! Seit März 2020 erlebten wir einige Hochs und Tiefs. Zu Beginn der Pandemie – wir waren mit der LogiMAT Anfang März der erste Veranstalter, dem die Durchführung der Messe verboten wurde – brach viel zusammen. Die eigene Arbeit eines ganzen Jahres, aber natürlich in erster Linie die Vorbereitungen unserer Aussteller, Partner, den Servicedienstleistern auf dem Messegelände. Das war schon ein harter Schlag.
Nach dem ersten Schock haben wir dann zügig die Kommunikation mit unseren Ausstellern aufgenommen, um mit diesen gemeinsam die Vorbereitungen für die nächste LogiMAT Präsenzmesse anzuschieben. Hier möchte ich explizit die tolle, partnerschaftliche Zusammenarbeit mit unseren Ausstellern erwähnen, die auch in diesen turbulenten Zeiten hinter der LogiMAT standen und stehen.
Als internationale Fachmesse wurde die LogiMAT besonders hart von der Pandemie getroffen. Aber auch Ihre mehr als 1.600 Aussteller der LogiMAT 2019 haben seitdem keine Gelegenheit, sich den Kunden vor Ort zu zeigen. Welches Feedback haben Sie aus den Unternehmen?
Michael Ruchty: Die Gemütslage ist auch bei unseren Ausstellern angespannt, viele von ihnen generieren auf der LogiMAT in Stuttgart einen Großteil ihres Umsatzes und treffen in Stuttgart seit Jahren zahlreiche potenzielle Neukunden. Das ist nun schon seit über einem Jahr nicht mehr möglich und die einhellige Meinung aller ist, dass es endlich wieder Zeit dafür wird. Die LogiMAT ist eine Arbeitsmesse, der Besucher trifft hier ohne Umwege die ganze Bandbreite der Intralogistik, in Stuttgart wird viel Geschäft gemacht und wenig Show. Der persönliche Kontakt und Austausch fehlt uns doch allen, Menschen wollen sich mit Menschen treffen und zusammen Geschäfte machen.
Mit dem Onlineangebot der LogiMAT.digital überbrücken Sie die Zeit bis zur LogiMAT 2022. Was ist die Idee hinter der Plattform?
Michael Ruchty:Wieder Menschen zusammenzubringen, Anbieter mit Anwendern, Experten mit Interessierten, und so weiter. Die LogiMAT.digital ist aber keine virtuelle Messe! Seit März 2020 gab es davon zahlreiche, und unsere Aussteller haben uns ganz klar gesagt, dass das nicht das gebracht hat, was sie sich davon versprachen. Ein virtueller Messestand wird nie den Besuch einer Präsenzmesse ersetzen. Aus diesem Grund hielten wir es mit dem Sprichwort „Schuster, bleib bei deinem Leisten“ und haben eine Plattform entwickelt, die sich stark an dem orientiert, was die LogiMAT Stuttgart seit vielen Jahren auszeichnet:ein hochkarätiges Rahmenprogramm und das Zusammenbringen von den richtigen Personen. Genau diese Gedanken flossen in die Entwicklung der LogiMAT.digital ein und als besonderes Highlight ist die Nutzung der Plattform nicht auf wenige Tage begrenzt, sondern steht allen Nutzern ein ganzes Jahr lang, bis 31. März 2022, rund um die Uhr zur Verfügung.
LogiMAT.digital wird der Intralogistics Community als digitale Brücke bis zur nächsten Präsenzmesse in Stuttgart im März 2022 dienen. Das Beste daran: Für Teilnehmer (Besucher) ist die Registrierung und Nutzung kostenfrei.
Wen findet man auf der LogiMAT.digital und über was kann man sich informieren?
Peter Kazander:Die Zahl der Anbieter auf LogiMAT.digital wächst täglich. Das Interesse – auch international – ist immens. Es sind bereits heute namhafte Intralogistikanbieter aus mehr als 20 Ländern weltweit auf der Plattform aktiv. Damit steht für jeden Teilnehmer die gesamte Bandbreite an Intralogistiklösungen und -systemen zur Verfügung. Die Teilnehmer kommen aus mehr als 40 Ländern weltweit und stammen aus unterschiedlichsten Branchen. Damit können wir mit gutem Gewissen behaupten, gemeinsam mit unseren Partnern eine einzigartige Plattform geschaffen zu haben, die ein ganzes Jahr lang ein tolles Angebot bereitstellt. Die Internationalität kommt selbstverständlich nicht zuletzt daher, dass wir unsere Schwestermessen LogiMAT China und LogiMAT | Intelligent Warehouse in Bangkok aktiv mit einbeziehen.
Wie erfolgt auf LogiMAT.digital die Kontaktaufnahme?
Peter Kazander:Die Kontaktaufnahme zwischen den Playern auf der Plattform erfolgt über eine Terminanfrage. Anschließend können sich Anbieter und Teilnehmer unkompliziert zu jeder Zeit auf der Plattform im Videochat treffen. Die Kontaktaufnahme, die Terminvereinbarung und -verwaltung sowie das virtuelle Treffen im Videochat – all diese Funktionen sind voll in die Plattform integriert. Das wird von Teilnehmern und Anbietern sehr geschätzt, denn es erfordert absolut keine zusätzlichen Tools.
Und wie können sich Anbieter intralogistischer Lösungen und Produkte auf LogiMAT.digital einbringen?
Peter Kazander:Jeder Anbieter hat die Möglichkeit, nicht nur das Unternehmen, sondern bis zu zehn Unternehmensbereiche oder Produktgruppen ausführlich vorzustellen. Dazu steht massenhaft Speicherplatz für Texte, Dokumente, Fotos und Videos zur Verfügung. Das ist toll, aber gleichzeitig die eher passive Präsentationsart. Aktiv kann jeder Anbieter selber – live oder aus der Konserve – Webinare, Expertentalks oder alternative Formate auf LogiMAT.digital einbringen und ausstrahlen. Das ist selbstverständlich nochmal eine Präsentationsmöglichkeit, die deutlich intensiver die Teilnehmer aus aller Welt erreicht und abholt. Viele Anbieter haben diese Möglichkeiten bereits intensiv genutzt und waren vom Erfolg begeistert.
Der Startschuss für die LogiMAT.digital fiel bereits am 22. April 2021. Wie sind die ersten Erfahrungen?
Peter Kazander: Die wichtigste Erfahrung, die ich sammeln konnte, ist, dass man eine digitale Community nicht mal eben nebenbei aufsetzt. (lacht) Es ist extrem arbeitsintensiv, aber macht ein Heidenspaß. Die Idee, die Präsenzmessen digital zu verbinden und eine Brücke zu bauen, um den Kontakt zwischen Anbietern und Interessenten zu ermöglichen, kommt sehr gut an – sowohl bei den Besuchern als auch bei den Anbietern. Die Internationalität ist sicherlich eine zusätzliche Herausforderung, die aber als wesentlicher Beitrag zum Erfolg der Plattform beiträgt.
Verraten Sie uns einige Highlights des Rahmenprogramms?
Peter Kazander:Das sind viele, und – das ist das Schöne an diesem Konzept – viele Highlights entstehen auch spontan. Wir haben schon einige Male erlebt, dass in Expertentalkrunden oder Webinaren spontan Menschen aufeinandertreffen, die sich fantastisch ergänzen und richtig Leben in die Runde bringen. Ich erinnere mich gerne an den Launch am 22. April mit Prof. Henke und Prof. Fottner, aber auch an die Runde am 17. Mai mit Frederik Brantner, Dr. Günter Ullrich und Karl Rapp, das waren – ohne alle anderen zu kurz abtun zu wollen – tolle, spontane Diskussionen, echte Highlights. Aber auch viele Beiträge der Anbieter entpuppten sich als Highlights. Weil viele Events live gesendet werden, ist die Spontaneität immer ein wichtiges Element und ein zentraler Erfolgsfaktor. Das beherrschen viele Moderatoren und Redner ganz hervorragend.
Der eActros 600 – Charged to Change. Erprobt auf der Straße.
Der Höhepunkt des Jahres ist der LogiMAT.digital Summer Summit Ende Juni. Was verbirgt sich dahinter?
Michael Ruchty: Zum ursprünglich geplanten LogiMAT- Termin vom 22. bis 24. Juni 2021 werden wir drei spannende Tage direkt aus Stuttgart senden. Viele Besucher auf der ganzen Welt haben diesen Termin seit Längerem im Kalender stehen. Diesen und allen weiteren Interessierten werden unsere Partner aus Wirtschaft, Wissenschaft und Forschung mit geballter Logistikkompetenz zu aktuellen Themen zur Verfügung stehen.
Darüber hinaus wird auf dem Summer Summit die Preisverleihung „Bestes Produkt 2021“ stattfinden, und wir wollen es auch keinesfalls versäumen, die letztjährigen Gewinner, deren herausragende Lösungen aufgrund von Corona nicht in gebührendem Rahmen geehrt werden konnten, wie sie es verdient haben, im Juni eine entsprechende Plattform zu bieten. Was hier stattfinden wird und zahlreiche weitere Termine des Programms können Sie schon heute auf www.logimat.digital sehen.
Nach dem Summer Summit ist vor der LogiMAT 2022. Wie füllen Sie die Zeit zwischen Juni 2021 und März 2022 mit Leben?
Michael Ruchty: Auch nach Juni wird sich auf LogiMAT.digital einiges tun. Neben den umfangreichen Anbieterprofilen, welche permanent erweitert und ergänzt werden, finden nach der Sommerpause ab September weitere zahlreiche spannende Events statt. Ich empfehle, hier regelmäßig einen Blick auf das Programm zu werfen, denn dieses „wächst“ kontinuierlich. Wir wollen noch nicht zu viel verraten, aber streichen Sie sich Mitte September schon mal im Kalender an, ich sage nur „Herbst Highlights“!
Und wie wollen Sie LogiMAT.digital mit der LogiMAT 2022 in Stuttgart verzahnen?
Michael Ruchty:Richtig heiß wird es dann zu Beginn des Jahres 2022 – LogiMAT-Aussteller werden auf LogiMAT.digital einen Ausblick darauf geben, was die Besucher im März auf der Messe erwarten können, hier schließt sich dann der Kreis. Bleiben Sie gespannt.
Das Interview führte Tobias Schweikl.
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