Flink, Gorillas & Co.: Logistik-Start-ups treiben Citylogistik und Quick Commerce voran: Personalmangel bedroht Wachstum
Mit dem Abklingen der Krise steht der Logistik ein neuer Wachstumsschub bevor: So kommen neue Segmente in der Citylogistik und im Quick Commerce dynamisch ins Rollen. Start-ups wie Flink oder Gorillas – das kürzlich die Schallmauer der Bewertung von einer Milliarde Dollar durchbrochen hat und damit zum „Unicorn“ wurde – benötigen äußerst schnelle und effiziente Zustellprozesse, um am Markt erfolgreich zu sein. Die Zustellgarantie innerhalb von zehn Minuten setzt eine Benchmark.
Unterdessen hält das Wachstum des Onlinehandels weiter an – mit der Folge eines steigenden Paketsendungsvolumens. Außerdem sind „klassische“ Industrien zu einer stabilen Entwicklung zurückgekehrt, sodass auch dort Transportleistungen so gefragt sind wie selten zuvor.
Mehrere Zehntausend Berufskraftfahrer fehlen
Um sich zukunftsfähig aufzustellen, ist die Logistik auf Innovationskurs. Zu denken ist etwa an die Milliardenbewertungen für Forto und Sennder. Doch weniger zukunftsträchtig sind Logistiker aufgestellt, wenn es um die Gewinnung von Fachkräften geht. Dabei dürfte gerade hier eine zentrale Herausforderung liegen, wenn es darum geht, Transporte reibungslos abzuwickeln und Lagerhäuser effizient zu bewirtschaften.
Von Personalmangel betroffen sind nicht nur die rapide wachsenden Start-ups, die „Rider“ in erheblichem Umfang rekrutieren müssen. Insbesondere fehlen laut Bundesverband Güterkraftverkehr Logistik und Entsorgung (BGL) bundesweit mehrere Zehntausend Berufskraftfahrer – Tendenz steigend. Denn jährlich gehen Schätzungen zufolge rund 30.000 Fahrer in den Ruhestand, während nur gut 15.000 neue Führerscheine ausgestellt werden.
Ebenso ist Personal in der Intralogistik, etwa Staplerfahrer, schwer zu finden und es sind nicht genügend erfahrene Disponenten vorhanden. Damit nicht genug: Auch Kaufleute, Experten für Kundenbetreuung und Fachkräfte im technischen Umfeld bleiben rar. Doch worin liegen die Schwierigkeiten bei der Personalsuche?
Zuvorderst zu nennen sind die Imageprobleme der Logistikbranche: So vergab einer 2019 durchgeführten Umfrage des Zentrums für Logistik, Mobilität und Nachhaltigkeit (ZLMN) zufolge etwa die Hälfte der in der Logistik Tätigen in puncto Arbeitgeberattraktivität höchstens die Note „befriedigend“. Rund 25 Prozent halten die Branche sogar für „schlecht“. Die Faktoren Bezahlung und Arbeitszeiten spielen dabei eine wichtige Rolle. Doch von ebenso großer Bedeutung sind „softe“ Faktoren und die Frage nach angemessener Wertschätzung.
Geringe Wertschätzung
So erscheint die Situation an vielen Laderampen für Fahrer heute schlichtweg nicht akzeptabel – zu wenig geordnete Abläufe werden dabei ebenso beklagt wie ein äußerst rauer Ton. Darüber hinaus heißt es oft, dass sich Arbeitgeber nicht ausreichend um ihre Mitarbeiter kümmern. So sind etwa Angebote wie Mitarbeitersport eher selten zu finden. Dabei wären auch solche kleinen „Goodies“ geeignet die Belegschaft zu motivieren.
Unter dem Strich kommen Unternehmen somit nicht umhin, ihre Rahmenbedingungen zu verbessern. Bei der Gestaltung des betrieblichen Alltags können sie einiges tun, um Arbeitskräfte besser an sich zu binden.
Allerdings wird auch das allein nicht genügen. Denn bis auf Weiteres bleibt die Fluktuation hoch und es wird ein kontinuierlich hoher Pegel an Bewerbungen benötigt. Um Fluktuation zu bewältigen, gilt es potenzielle Bewerber beim Recruiting zielgenau anzusprechen und eingehende Bewerbungen effizient abzuwickeln. Dabei müssen jedoch ausgetretene Pfade wie etwa die Schaltung von Zeitungsanzeigen in der Personalbeschaffung verlassen werden. Für Logistikunternehmen steht eine ganze Reihe von anderen Möglichkeiten zur Verfügung.
Attraktivität als Arbeitgeber:Eine faire Entlohnung von Beschäftigten in Transport, Disposition und Lager schafft die Grundlage, um als Arbeitgeber nicht schon im Vorfeld aussortiert zu werden. Doch spielen heute bei der Stellensuche für kompetente Kandidaten noch eine Reihe weiterer Faktoren eine entscheidende Rolle.
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Dazu gehören das Betriebsklima und Freude an der Tätigkeit – sowie ferner eine gewisse Flexibilität in Verbindung mit der immer wichtiger werdenden Work-Life-Balance. Bei all diesen Themen müssen Firmen punkten, um sich im Wettbewerb um qualifizierte Fachkräfte positiv von anderen abzuheben.
Sind die Rahmenbedingungen geschaffen, steht der nächste Schritt an: die Kommunikation nach außen, sodass Kandidaten sich bereits vorab ein Bild vom künftigen Arbeitgeber machen können.
Ausschreibungen und Plattformen: Erste Anlaufstelle bei der Besetzung von offenen Vakanzen sind heute Jobbörsen und Jobsuchmaschinen. Die beiden Varianten punkten mit einigen Vorteilen. Während Unternehmen ihre Stellenangebote in einer Jobbörse händisch zu einem festen Anzeigenbudget inserieren, fällt dieser Schritt bei Jobsuchmaschinen weg. Dort werden die Suchergebnisse aus externen Quellen „aggregiert“: Grundlage ist eine automatisierte Suche nach Stellenanzeigen auf Jobbörsen, Karriereseiten von Unternehmen sowie anderen Jobsuchmaschinen.
Analog zur Suchmaschinenwerbung werden Budgets nach Cost-per-Click-Modell (CPC) eingesetzt. Für Jobsuchmaschinen spricht dabei insbesondere die hohe Zahl der Zugriffe – und damit die potenziell größere Zahl von Bewerbern. So verzeichnete „Indeed“ in Deutschland im April dieses Jahres14,55 Millionen Besuche – wohingegen etwa die Stellenbörse Stepstone in diesem Zeitraum „nur“ 8,8 MillionenVisits verbuchen konnte. Auch die Flexibilität ist ein Pluspunkt: So können Budgets auf Suchmaschinen schnell angepasst werden, wenn beispielsweise bereits genügend Bewerbungen eingegangen sind.
Artificial-Intelligence-Technologie (AI): AI-basierte Recruiting-Software ermöglicht eine Maximierung von Reichweite und Effizienz. Im Zuge von Ausschreibungen auf Jobsuchmaschinen lässt sich die Zahl der Bewerbungen damit signifikant erhöhen, ohne dass Mehrkosten entstehen.
Tools übernehmen die Erstellung, Auswertung, Bearbeitung sowie Optimierung von Job-Kampagnen und entlasten damit die Personalabteilung. Zudem profitieren Logistikunternehmen von einem hohen Maß an Transparenz bei der Frage, wo Bewerbungsprozesse stehen.
Um die Chancen eines rapiden wirtschaftlichen Wachstums nicht durch einen Mangel an Fachkräften zu gefährden, müssen sich Logistikunternehmen bei der Personalgewinnung neu aufstellen. Werden Beschäftigte fair bezahlt und gelingt es Arbeitgebern, die Rahmenbedingungen den Erwartungen anzupassen, so ist dies die halbe Miete. Ebenso von Bedeutung sind aber effiziente Recruiting-Prozesse. Jobsuchmaschinen punkten mit einer hohen User-Zahl. Um das Optimale aus Stellenanzeigen herauszuholen, empfiehlt sich der Einsatz von AI-Technologie, die Prozesse automatisiert und beschleunigt. ■
Die bekanntesten Jobsuchmaschinen
Indeed dürfte die insgesamt bekannteste Jobsuchmaschine sein. Die Plattform ist in über 60 Ländern und in 28 Sprachen präsent. Die Zahl der monatlichen User liegt weltweit bei mehr als 200 Millionen.
Jobrapido wurde 2006 gegründet und ist weltweit eine der führenden Jobsuchmaschinen. Hier werden online veröffentlichte Jobanzeigen analysiert und aggregiert – mit dem Ziel, eine umfassende und relevante Auswahl anzubieten. Pro Monat werden rund 20 Millionen Jobs aufgeführt.
Joblift ist eine intelligente Metasuchmaschine. Das junge HR-Start-up mit Standorten in Hamburg und Berlin gilt als besonders spannend und ermöglicht eine nutzerfreundliche Stellensuche.
Bei Adzuna können User durch modernste Technologie auf zahlreiche Stellenangebote auf der ganzen Welt zugreifen. Schon jetzt ist die vom britischen Internetunternehmen Adhunter Ltd. entwickelte Plattform in elf Ländern präsent.
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