Barcode-Scanner-Marktübersicht von BVL.digital und technologieradar.de: Daten im Griff
Der weltweite Markt für Barcode-Scanner wird auf 11,66 Millionen Geräte pro Jahr mit einem Umsatz von 1,45 Milliarden US-Dollar geschätzt. Viele Barcode-Scanner sind seit mehr als zehn Jahren auf dem allgemeinen Markt erhältlich, der 2003 eingeführte „LS2208“ ist das langlebigste Modell. Ältere Barcode-Scanner sind weniger leistungsfähig, aber kompatibel mit der damals eingeführten Software. Deshalb werden sie weiterhin auf dem Markt angeboten. Ein Scannerwechsel im laufenden Betrieb (wenn beispielsweise ein Flughafen am 1. August alle Scanner austauschen müsste) würde die Produktivität eines Unternehmens zu stark einschränken.
Heute, im Jahr 2020, gibt es in Europa und Nordamerika drei bedeutende Hersteller von Barcode-Scannern: Datalogic wurde 1972 von Romano Volta in Bologna gegründet und wird mittlerweile von seiner Tochter Valentina geleitet. Die wichtigsten Absatzmärkte von Datalogic sind die USA (30 bis 35 Prozent), Deutschland (20 Prozent), restliches Europa (25 Prozent) und Asien (15 bis 20 Prozent).
Durch die Übernahme von Metrologic (2008) und Intermec (2013) entwickelte Honeywell aus den USA sich zum weltweit zweitgrößten Anbieter von Barcode-Scannern.
Zebra ist nach eigenen Angaben Marktführer im Bereich Barcode-Scanner und beschäftigt weltweit 8.200 Mitarbeiter in 45 Ländern. 2014 übernahm Zebra die Barcode-Scanner-Fertigung von Motorola mit 4.500 Mitarbeitern und wurde dadurch zum Weltmarktführer. Datalogic und Zebra investieren nach eigenen Angaben zehn Prozent des Umsatzes in Forschung und Entwicklung.
Interessante Exoten
Asiatische Hersteller sind auf dem deutschsprachigen Markt weniger stark präsent, sie haben jedoch interessante Nischenprodukte wie Ringscanner oder Hosentaschenscanner entwickelt. Die japanische Firma Casio ist als Hersteller von Taschenrechnern bekannt, produziert aber auch mobile Datenerfassungsgeräte. Die Firma Opticon produziert in Ashibetsu auf der japanischen Insel Hokkaido mit 233 Mitarbeitern die gesamte Bandbreite von Scannern.
KoamTac aus Südkorea fertigt in Seoul leichte tragbare Barcode-Scanner, in der gleichen Stadt produziert Bluebird hingegen mobile Datenerfassungsgeräte. Cipherlab aus Taiwan brachte 2002 das erste mobile Datenerfassungsgerät (MDE) auf den Markt und gehörte 2006 zu den weltweit führenden Herstellern von Barcode-Scannern. Godex und Unitech sind ebenfalls taiwanesische Firmen. Guangzhou Netum ist nach eigenen Angaben Marktführer in China. Fujian Newland exportiert seine Produkte vor allem nach Afrika, Asien und Südamerika.
Die ProGlove GmbH präsentierte am 7. Mai 2020 den Zuschauern eines BVL-Innovation Pitches seine Smart Gloves – intelligente Handschuhe, auf denen ein Barcode-Scanner bereits integriert ist. Der 42 Gramm leichte „MARK display“ ersetzt ein Tablet und ermöglicht Lagermitarbeitern freihändiges Arbeiten. Socket Mobile, ein 1992 gegründetes Unternehmen mit Hauptsitz in Kalifornien, verkaufte 2019 insgesamt 79.041 ausschließlich kabellose Bluetooth-Scanner und erzielte damit einen Umsatz von 19,3 Millionen US-Dollar. Zum Vergleich: Datalogic erzielte 2019 einen Umsatz von 612 Millionen Euro, Zebra im Jahre 2018 sogar 4,22 Milliarden US-Dollar. Außerdem verkauft der Elektronikhändler Conrad ebenfalls Barcode-Scanner der Handelsmarke Renkforce.
Ordnung im System
Zur Klassifikation ihrer Barcode-Scanner verwenden die großen Hersteller eine unterschiedliche Systematik. Datalogic verwendet den zweiten Buchstaben zur Klassifikation der Verbindungsmethode: BT für Bluetooth (2,4 GHz), D für Kabel, M für Funk mit herstellerspezifischer Funkfrequenz (434/910 MHz). Honeywell verwendet den letzten Buchstaben, um den Einsatzzweck zu verdeutlichen: g für General (allgemein), h für Healthcare (Gesundheitswesen), i für Industrial (robuste Industriescanner). Bei Zebra hingegen dient der erste Buchstabe dazu, die Scanmethode zu verdeutlichen: C für CCD-Scanner (1-dimensional), D für Image Scanner (2-dimensional) und L für Laser Scanner (1-dimensional).
Je nach Einsatzzweck unterscheidet man folgende Scanner-Arten:
1. Fest eingebaute / Stationäre Barcode-Scanner
Fest eingebaute Scanner werden vor allem im Einzelhandel verwendet. Die Ware muss zum Scannen vor den Scanner gehalten werden. Wenn die Kunden im Supermarkt selbst die Ware zum Scanner tragen, dann sind fest eingebaute Scanner für das Unternehmen vorteilhaft. Hierzu gehören insbesondere die Kassenscanner mit eingebauter Waage wie „Magellan“ von Datalogic, „Stratos“ von Honeywell oder „MP7000“ von Zebra.
2. Allgemeine Handscanner
Allgemeine Handscanner („Handheld Scanner“) ermöglichen das Scannen der Ware am Lagerplatz vor Ort, ohne dass die Ware bewegt oder umgelagert werden muss. Deshalb ist diese Art von Scannern besonders weit verbreitet und es gibt auch besonders viele Modelle.
3. Leichte Hosentaschenscanner
Leichte Hosentaschenscanner („Pocket Scanner“) sind vor allem in Asien beliebt. Sie wiegen weniger als 110 Gramm und lassen sich in der Hosentasche transportieren. Der leichteste Hosentaschenscanner, der OPN-2001 von Opticon, wiegt gerade mal 28 Gramm.
4. Hygienische Krankenhausscanner
Hygienische Krankenhausscanner („Healthcare Scanner“) lassen sich leicht desinfizieren, bieten keine Rückzugsräume für Bakterien und stören die medizinischen Apparate im Krankenhaus nicht. Zugelassene zertifizierte Krankenhausscanner sind deutlich teurer als normale Handscanner, aber mit einem geringeren Haftungsrisiko für den Anwender verbunden.
5. Robuste („Rugged“) Industriescanner
Robuste („Rugged“) Industriescanner werden im Außendienst, auf Baustellen und in staubigen Produktionsbetrieben verwendet und sind deshalb gegen Staub und Regen besonders geschützt. Zu dieser Kategorie gehören der „Granit“ von Honeywell, der „PowerScan“ von Datalogic und der „3608/3678“ von Zebra.
6. Mobile Datenerfassungsgeräte (MDE)
Mobile Datenerfassungsgeräte (MDE) ermöglichen die Eingabe zusätzlicher Informationen per Kamera, Tastatur oder Touchpad.
7. MDE-Smartphone / Tablet mit Scanner
MDE-Smartphones / Tablets mit Scanner („Scanphones“) nutzen GSM (2G), LTE-Advanced (4G+), LTE (4G) oder UMTS (3G) als Mobilfunknetz zur Datenübertragung. Anders als bei reinen Smartphones sind die Kameras dieser Industrie-Smartphones auf dunkle oder staubige Industriebetriebe und Lagerhäuser optimiert.
8. Scanner als Smartphone/Tablet-Zubehör
Falls der Lagermitarbeiter beziehungsweise die Lagermitarbeiterin ein handelsübliches Smartphone benutzen möchte, dann kann er oder sie auch einen Schlitten („Sled“) kaufen, der den Scanner als Zubehör in ein handelsübliches Smartphone oder Tablet integriert. Ein solches Zubehör wird von den Firmen Bluebird, KoamTac, Renkforce und Socket angeboten.
9. Ringscanner
Ringscanner können am Finger getragen werden. Sie gehören zu den „Wearables“ und ermöglichen beidhändiges Greifen der Ware. Neben den asiatischen Herstellern Fujian Newland, Guangzhou Netum und Unitech haben auch Zebra und Honeywell Ringscanner im Angebot.
10. Wearable Computer
Wearable Computers verbinden die Funktionalität eines Smartphones mit der Flexibilität von intelligenten Kleidungsstücken („Wearables“). Auf diesem Nischenmarkt gibt es zwei Anbieter: Unitech und Zebra.
11. Smart Gloves
Ein Smart Glove ist ein intelligenter, mit Sensoren bestückter Handschuh, der Daten per WLAN überträgt und die Arbeit im Lager und in der Fertigung somit ergonomischer, sicherer und effizienter gestalten soll. Scanvorgänge lassen sich in die natürliche Handbewegung des Lagerarbeiters integrieren. Durch ein direktes Feedback an den Lagerarbeiter werden Fehler vermieden beziehungsweise frühzeitig korrigiert.
12. Datenbrillen für die Industrie
Datenbrillen sind Brillen, die mit einer Kamera und einem eingebauten Display ausgestattet sind.
Der Markt für Datenbrillen befindet sich in einer Konsolidierungsphase. Namhafte Hersteller wie Alphabet (Google), DAQRI oder Intel haben die Produktion ihrer eigenen Datenbrillen eingestellt. Es gibt nur wenige Anbieter, deren Datenbrillen für den industriellen Gebrauch unter schwierigen Bedingungen geeignet sind:
Realwear etwa gilt als weltweit führender Anbieter von Datenhelmen (Head Mounted Tablets, HMT) für die produzierende Industrie. Ein Datenhelm (HMT) von Realwear kombiniert Bildschirm, Helmkamera, Kopfhörer, vier Mikrofone mit Spracherkennung sowie einen tragbaren Tablet-Rechner. Kunden wie Airbus, BMW, Colgate-Palmolive oder Shell verwenden Geräte von Realwear, teilweise mit Software von Ubimax. Innerhalb von 18 Monaten (1. Januar 2018 bis 1. Juli 2019) wurden mehr als 15.000 Datenhelme(HMT) an mehr als 1.300 Unternehmen ausgeliefert.
Ein weiterer Anbieter ist Vuzix. Das Unternehmen wurde 1997 in Rochester, New York von Paul Travers gegründet und hat heute Filialen in Oxford und Tokio. Im ersten Halbjahr 2020 erzielte das Unternehmen Verkaufserlöse in Höhe von 4,6 Millionen US Dollar. Vuzix verkauft drei verschiedene Produkte: Die leichte Datenbrille „Blade“ wiegt nur 85 Gramm und benötigt ein Smartphone zur Weiterverarbeitung der Daten. Das leichte AR-Headset „M300XL“ wiegt 150 Gramm und kombiniert Bildschirm, Kamera, Mikrofon und Ohrhörer. Das staub- und wasserdichte AR-Headset „M400“ wiegt 180 Gramm und kostet 1.800 US Dollar, doppelt so viel wie das Vorgängermodell.
Mittlerweile hat auch Zebra eine eigene Datenbrille. Die „HD4000“ wiegt nur 30 Gramm und wird als Zubehör für mobile Datenerfassungsgeräte von Zebra angeboten.
Der vollständige Marktreport Barcode-Scanner mit allen Tabellen und Übersichten ist als PDF auf technologieradar.de kostenlos erhältlich. ■
◂ Heft-Navigation ▸
- « RS Components investiert 65 Mio. Euro in Logistikzentrum Bad Hersfeld - größter Standort weltweit für Electrocomponents plc: Ein Statement für den Service
- Kärcher: Nachhaltigkeit im Fokus - Rohstoffauswahl, Entwicklungs- und Fertigungsprozess sowie ressourcenschonende Verpackungslösungen: Nachhaltige Reinigung »
Gabelstapler , Newsletter Lagerlogistik/Intralogistik , Lagertechnik , Lager und Hallen bzw. Ausstattung , Citylogistik , Ladungssicherung , Antriebsarten, Kraftstoffe und Emissionen , Kommissionierung , Lieferwagen und Transporter , Paletten , Versand, Umschlag und Lieferung , Fuhrpark- und Flottenmanagement , LogiMAT , E-Commerce , Lkw , KEP-Dienste , Automatisierung , Logistik- bzw. Transport-Dienstleistungen , Lastenräder (Cargobikes, Radkutschen etc.) , Intralogistik - Lagerlogistik , Industrie 4.0 , Anhänger und Aufbauten , Elektromobilität , Flurförderzeuge (Sonst.)