Bewital: Premiumkost für Millionen Nutz- und Heimtiere weltweit- 9.000 Einwohner-Zentrale in Südlohn, Kreis Borken: Gesund und clever
Millionen Nutz- und Heimtiere in Deutschland, Europa und weltweit erhalten das Futter der Unternehmensgruppe Bewital. Im 9.000 Einwohner zählenden Südlohn, Kreis Borken, liegt die Zentrale der Bewital Holding GmbH & Co. KG. Hier forscht, entwickelt, produziert, lagert und vertreibt das Unternehmen Premiumkost für Rinder, Schweine, Geflügel und Aquakulturen, für Hunde, Katzen und auch Pferde. Mit der Tradition eines Familienunternehmens fertigt Bewital heute jährlich 60.000 Tonnen Tiernahrung. Rund 150.000 Paletten verlassen das Südlohner Werk pro Jahr, ergänzt um durchschnittlich 70.000 bis 80.000 Pakete. Abnehmer sind landwirtschaftliche Betriebe, die Futtermittelindustrie, Fachhändler, Tierzüchter sowie Endverbraucher.
Schub durch E-Commerce
Insbesondere der E-Commerce hat dem Unternehmen jüngst zu einem weiteren deutlichen Schub nach vorn verholfen. „Mit Start unseres Onlinegeschäfts im Jahr 2016 haben wir gerade mal 25 Pakete täglich auf die Reise geschickt. Das macht bei 256 Arbeitstagen insgesamt 6.400 Pakete pro Jahr“, blickt Christof Sicking, kaufmännischer Betriebsleiter bei Bewital, auf die Anfänge zurück. „Aktuell sind es 74.000 Pakete und bis Ende 2020 vermutlich 90.000.“ Das ist das 14-Fache innerhalb von nur vier Jahren. Die Bewital-Unternehmensgruppe wächst – pro Jahr im Schnitt um zwölf Prozent – und vereint unter dem Dach der Holding drei selbstständige, wenn auch untereinander verzahnte Firmen: die Bewital Agri GmbH & Co. KG – Nutztiersparte mit derzeit 40 Millionen Euro Umsatz im Jahr –, die Bewital Petfood GmbH & Co. KG – Haustiersparte mit 80 Millionen Euro Umsatz pro Jahr – und die Westrans Speditions GmbH – das eigene Transportunternehmen für Teil- und Komplettladungen innerhalb Deutschlands, Österreichs, der Schweiz sowie in den Beneluxstaaten – mit einem Jahresumsatz von rund sechs Millionen Euro.
Fortwährende Modernisierung
Trotz dieser Größe und außerordentlichen Expansion bezeichnet Sicking Bewital als nach wie vor bodenständig und spricht damit für alle 450 Mitarbeiter der Holding. Bodenständig heißt allerdings nicht fortschrittsfeindlich. Das Unternehmen investiert auch in die fortwährende Modernisierung und Erweiterung seines Standorts. „Wir haben uns schon den Industrie-4.0-Standard auf die Fahne geschrieben, noch bevor wir wussten, dass er irgendwann zum Standard wird“, erklärt Betriebsleiter Sicking mit einem Schmunzeln und fährt fort, dass Bewital im Gegensatz dazu noch im letzten Jahrzehnt von „Zettelwirtschaft“ und manuellen Prozessen geprägt war. „Wir wollten und mussten digitalisieren“, so Sicking weiter, „und haben einen Partner gesucht, der uns dabei unterstützt.“ Und diesen auch gefunden: Im Jahr 2007 startete die Zusammenarbeit mit der KBU Logistik AG, IT-Unternehmen aus Bremen – ein Langfristprojekt.
„KBU Logistik ist seit nunmehr 13 Jahren unser Partner, wenn es um die Modernisierung unserer IT-Strukturen zur Supply Chain geht“, erläutert Sicking und freut sich, dass das Unternehmen von Anfang an „ein untrügliches Gespür dafür aufbrachte, wie die Prozesse bei uns ticken. Zwar haben wir auch eine sehr gute IT-Abteilung im eigenen Haus, wären aber ohne diese externe Mithilfe nicht dort, wo wir heute sind.“ KBU Logistik ist Spezialist für Lagerverwaltungssoftware und Materialfluss und realisiert seit mehr als 25 Jahren schlüsselfertige Lösungen insbesondere für den Mittelstand. „Dabei bedarf es nicht“, so Sicking, „großartiger Workshops, die immer wieder unsere Ressourcen binden. Es reicht, manchmal sogar nur telefonisch, mit wenigen Worten unsere Erfordernisse darzustellen, und KBU liefert uns innerhalb kurzer Zeit ein pragmatisches Ergebnis.“
Neues Funkleitsystem
Anfang dieses Jahres stand zum Bespiel ein neues Funkleitsystem (FLS) ganz oben auf der Agenda. „Unser KBU-FLS verbessert den Materialfluss in manuellen Lagern“, beschreibt Michael Ahnemann, Leiter Vertrieb bei KBU Logistik. Beleglos werden Waren ein-, um- oder ausgelagert. Kommissionierer und Staplerfahrer tragen mobile Handheld-Computer mit dem Ziel einer auftrags- sowie wegeoptimierten Führung von Position zu Position. Durch eine zentrale, EDV-gestützte Einsatzsteuerung organisiert das Funkleitsystem Bearbeitungsreihenfolgen nach Priorität. Ahnemann erklärt: „Unser System ist intuitiv zu bedienen, multitaskingfähig und organisiert die Kommissionierung sowie den Transport von mehreren Aufträgen parallel“, und unterstreicht den Erfolg, „das hat bei Bewital schon jetzt zu einer weiteren Performancesteigerung von immerhin 20 Prozent geführt.“
Doch der Reihe nach. Der Standort Südlohn der Bewital-Unternehmensgruppe stellt sich im Überblick wie folgt dar: Auf einer Gesamtfläche von 80.000 Quadratmetern erstrecken sich neben der Verwaltung, dem Entwicklungszentrum und der Produktion verschiedene Logistikareale. Dazu zählen ein automatisiertes Hochregallager zur doppeltiefen Einlagerung von bis zu 2.500 Paletten, ausgeführt mit sechs Gassen und zwei Regalbediengeräten (RBG). Die RBG können über Transfereinrichtungen von Gasse zu Gasse versetzt werden.
Ein zweiter Bereich beherbergt ein Blocklager mit 1.980 Lagerpositionen. Noch einmal 2.500 Palettenstellplätze bietet ein drittes Lager, in dem etwa 1.300 verschiedene Artikel in direktem Kommissionierzugriff stehen. In einem vierten Bereich ist der Versand untergebracht, in Form eines Fachbodenlagers mit circa 700 Stellplätzen für Paletten, Einzelartikel und für Postversandstücke – ebenfalls mit direktem Kommissionierzugriff sowie mit sechs Packplätzen. Ein fünftes externes Lager umfasst 5.000 Paletten. Weitere Lagerzonen, teils mit Kühlhäusern, nehmen rund 3.100 Artikel auf. Fünf Arbeitsplätze im Wareneingang, sechs Kommissionier- und Palettierroboter, viele Meter Fördertechnik und zwei vollautomatische Wickler – und damit sind noch nicht alle Positionen erfasst – ergänzen die intralogistische Infrastruktur.
Sonderanforderungen
„Die Warenflüsse bei Bewital sind sehr heterogen und stetig kommen neue Prozesse hinzu, sowohl im Lagerbereich als auch in der Produktion“, beschreibt Ahnemann von KBU, „dabei sollte unser Lagerverwaltungssystem vom Beginn der Zusammenarbeit an möglichst viele Warenbewegungen abdecken.“ Neben den Grundfunktionen wie der Steuerung des Wareneingangs, der Lagerstruktur, des Nachschubs, der Kommissionierung sowie des Warenausgangs durch die Verarbeitung von Stamm-, Bestands- und Transportdaten kamen Sonderanforderungen an das LVS hinzu. So sollten zum Beispiel „reservierte“ und „nichtreservierte“ Waren verwaltet, neue Produktionslinien angeschlossen sowie Chargen zurückverfolgt werden. Neue Futterrezepturen wurden an ein „Manufacturing Execution System“ (MES) übertragen, neue Versandarten wie der Postversand und ein weiterer KEP-Dienstleister in das System integriert.
Einer der Meilensteine der Zusammenarbeit zwischen Bewital und KBU Logistik war die Softwareanbindung einer neuen Frischfleischverarbeitung zu Nassfutter in einer im Jahr 2016 eigens hierfür errichteten Produktionshalle. Dabei wurde ein bereits bestehendes System um Funktionen ergänzt, die es ermöglichen, zugelieferte Rohwaren zu erfassen und in den Bestand einzubuchen, bei Entnahme auszubuchen, der Produktionsmaschine zuzuführen, bevor schließlich das Fertigprodukt registriert und für den Verkauf vorbereitet wird. Außerdem galt es, in chaotischer Lagerhaltung eine lückenlose Rückverfolgung sämtlicher Positionen zu garantieren.
Viel Flexibilität
EXPRESSO auf der Fachpack: Maßgeschneiderte Handhabungslösungen für Rollen und Coils im Fokus
„Die Software für die neue Produktionslinie sollte individuell angepasst werden können, möglichst viel Flexibilität mit sich bringen und dabei einfach anzuwenden sein“, ist es Bewital-Betriebsleiter Sicking wichtig hervorzuheben. Dies gelang offensichtlich, denn das LVS von KBU verbindet alle Verarbeitungsschritte vom Wareneingang bis zum Verkauf, sodass die Produktion keine Insellösung ist. Verarbeitet werden Produktions- und Logistikdaten sowie die Daten aus dem ERP-System von Bewital. Letzteres stammt von der Software Company Amic GmbH aus Kiel, die über eine besondere Expertise im Tiernahrungsbereich verfügt.
„Wir nutzen das Lagerverwaltungssystem sehr vielfältig“, führt Sicking weiter aus. In der Kommissionierung und in der Produktion wird der Nachschub automatisch geregelt. Die Rückverfolgbarkeit aller Zutaten und Produkte ist für jeden Mitarbeiter und zu jeder Zeit gewährleistet. Mit robusten Touchbildmonitoren ermöglicht das Programm belegloses Arbeiten auch in Kühl- und Tiefkühlumgebung. Michael Ahnemann ergänzt, dass die Software durch transparente Bestandsführung Inventurdifferenzen verringert und dass durch genaue Lagerplatzzuordnung der Zugriff auf Rohwaren verkürzt sowie die Pickrate der Kommissionierer erhöht wird.
Transparente Prozesse
Die grundlegende Vernetzung und die weitere Intensivierung des Datenaustauschs ist die Voraussetzung dafür, dass alle Prozesse bis ins Detail durchschaubar sind und gegebenenfalls weiter optimiert werden können. Für diese Transparenz hat KBU Logistik für Bewital eine normierte Datenbasis geschaffen und Schnittstellen zwischen den verschiedenen Softwareapplikationen vereinheitlicht. Am Leitstand werden alle Materialflüsse übersichtlich dargestellt. Störungen im System können sofort erkannt und schnellstmöglich beseitigt werden. Um alle Prozesse realitätsgetreu abzubilden, entwickelte die Bremer Softwareschmiede außerdem im Jahr 2019 eine 3D-Visualisierung. Und für dieses und nächstes Jahr standen und stehen weitere Unternehmungen an: So wurde aktuell eine bestehende Lagerhalle im Bereich der Petfood-Abfüllung um zwei Linien erweitert. Bewital schaffte Platz für Rohwaren in einer neuen Lagerhalle und errichtete einen zusätzlichen Labortrakt. Durch diese Erweiterungen mussten die Nachschubprozesse und Produktionsanlagen an das KBU-LVS angebunden und zum Teil neu erstellt werden.
„Unser aktuelles Leuchtturmprojekt wird jedoch ein ganz neues Hochregallager mit 13.000 Palettenstellplätzen für Fertigwaren“, macht Tim Bonner, Kollege von Christof Sicking und Logistikkoordinator bei Bewital, neugierig auf weitere Informationen. Und die Bagger rollen schon. Bonner ergänzt: „Hier wollen wir vor allem Produkte aus unserer Petfood-Sparte lagern und kommissionieren.“ Zum 1. Juli 2021 soll die neue 7.000 Quadratmeter umfassende Logistik in Silobauweise fertiggestellt sein.
Die Intralogistikinstallation sieht ein automatisiertes Hochregallager mit drei Gassen und drei Regalbediengeräten vor, daran angeschlossene Fördertechnik unter anderem zur Versorgung von Kommissionierarbeitsplätzen. Über sechs Lkw-Schleusen erfolgt der An- und Abtransport der Waren. Auch hier wird die Steuerung an das KBU-LVS angebunden. Die eigentlichen Endabnehmer der Produkte von Bewital wird diese anhaltende Vergrößerung der Kapazitäten besonders freuen: noch mehr leckeres Futter für Hunde und Katzen!
Christiane Straßenburg-Volkmann
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