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Rungis-Report I: Der größte Frischmarkt der Welt - die Märkte

Johannes Reichel

Rungis, ein klangvoller Name und ikonisch in der Welt der Lebensmittellogistik. Noch immer ist der Pariser Großmarkt der größte Frischmarkt der Welt. Er umfasst neun Hallen für Gemüse, sieben für Fleisch, fünf für Milch und Käse, eine für Fisch und Meeresfrüchte sowie eine Halle für Schnittblumen und erstreckt sich über 235 Hektar, mehr als das Fürstentum Monaco. 30.000 Mitarbeiter und Einkäufer und 24.000 Fahrzeuge steuern ihn täglich an. 1.300 Unternehmen sind hier tätig, davon 520 Großhändler; der Umsatz lag 2021 bei 10 Mrd. Euro. Auf dem Gelände versorgen zudem 23 Restaurants und Brasserien die Mitarbeitenden.

Allerdings sieht man auffallend wenige Elektrofahrzeuge. Bis auf einige Ladesäulen für Händlerfahrzeuge steckt die Elektrifizierung dem Augenschein nach in Rungis noch in den Kinderschuhen. Die großen Trucks, aber auch die unzähligen Transporter mit Kühlauf- und Ausbauten, die wir an diesem Morgen sehen, sind konventionell angetrieben, selbst wenn etwa Renault in seiner Niederlassung direkt an der Einfahrt des Rungis-Markts E-Vans bewirbt und ausstellt. Und bis der brandneue Renault Master H2-Tech mit Brennstoffzellenantrieb hier in nennenswerter Stückzahl zum Einsatz kommt, wird es auch noch dauern. Die eigene Tankstelle auf dem Gelände führt denn auch nur Benzin oder Diesel.

 
Frühschicht im Rungis-Markt: HUSS-Redakteur Johannes Reichel hatte die Gelegenheit zur Visite auf dem größten Frischmarkt der Welt und nahm die Logistik unter die Lupe. | Foto: J. Reichel
Frühschicht im Rungis-Markt: HUSS-Redakteur Johannes Reichel hatte die Gelegenheit zur Visite auf dem größten Frischmarkt der Welt und nahm die Logistik unter die Lupe. | Foto: J. Reichel
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Jahrzehntelang fuhr auch ein- bis zweimal täglich ein Güterzug von Perpignan zum Großmarkt Rungis, dem aber die billige Konkurrenz auf der Straße immer mehr zusetzte. Die Waggons waren veraltet, Pannen häuften sich, Kunden blieben weg und wählten den Lkw. Im Sommer 2019 stellte das staatliche Bahnunternehmen SNCF den Dienst damit ein, seitdem wurden die Waren von Lkw transportiert. Und auch wenn der technisch modernisierte Zug im Rahmen des Green Deal der EU und mit der nun möglichen Subventionierung durch den Staat 2021 wieder den Betrieb aufnehmen konnte und eine Rollende Landstraße zwischen Le Boulou nahe der spanischen Grenze und dem Pariser Hafen Gennevilliers ergänzt, noch immer kommen hier jeden Tag etwa 25.000 LKW an. Zudem fahren 10.000 Pkw täglich durch das kostenpflichtige Mautterminal, das anmutet, wie eine Autobahneinfahrt. Auch ein großes und neues Parkhaus steht auf dem Gelände zur Verfügung. Immerhin: Auf dem Gelände befindet sich auch ein großer Recyclinghof. Und die französische Regierung hat den Rungis-Express im August 2023 neu ausgeschrieben und will mit dem dann neuen Betreiber im Sommer 2024 nachhaltiger durchstarten.

Präsident Charles de Gaulle hatte 1960 entschieden, dass der zwölf Hektar große Pariser Großmarkt vom Quartier des Halles im 1. Arrondissement an die Peripherie umziehen sollte. Man begann 1964 mit den Bauarbeiten, die bis 1969 dauerten. Am 3. März 1969 fand der Umzug der Händler statt. Die Planung und der Aufbau von Rungis gilt als eines der größten städtebaulichen Projekte Frankreichs in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts und wurde daher auch als der Umzug des Jahrhunderts bezeichnet (Le déménagement du siècle). 1973 trat auch der Pariser Fleischmarkt an, der seit 1950 bei La Villette mit seinen Schlachthöfen ansässig war, und verlagerte nach Rungis.

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