200 Jahre Hängefördertechnik bei Dematic

Der Automatisierungsspezialist Dematic feiert in diesem Jahr sein 200. Firmenjubiläum. Bei der Entwicklung der Hängefördertechnik war man von Anfang an mit dabei.

Der Stöhrsche Kreistransporteur beförderte 30 bis 50 Kilogramm schwere Bananenstauden an der Decke. | Bild: Dematic
Der Stöhrsche Kreistransporteur beförderte 30 bis 50 Kilogramm schwere Bananenstauden an der Decke. | Bild: Dematic
Tobias Schweikl

Anfang des 20. Jahrhunderts bot sich in den Produktionshallen noch ein ganz anders Bild als heute: Zahlreiche Mitarbeiter transportierten die teils schweren Güter von Arbeitsstation zu Arbeitsstation. Stufenweise reiften entlastende Systeme bis zu den heutigen hochtechnisierten. Die Entwicklung entscheidend geprägt haben Dematic und ihre Vorläuferunternehmen, die seit 200 Jahren neue Lösungen für den innerbetrieblichen Materialfluss auf den Markt bringen.

Die im März 1900 gegründeten Stöhr Elevatorenfabrik entwickelte die ersten fördertechnischen Systeme und entlastete damit die Mitarbeiter von schwerer körperlichen Arbeit. Mit dem Kreistransporteur revolutionierte das Vorläuferunternehmen von Dematic in dieser Zeit den innerbetrieblichen Materialfluss. Seine Hauptbestandteile waren eine Förderkette, Lastenträger, eine Förderbahn und der elektrische Antrieb.

An die Decke

Als eines der ersten Systeme überhaupt konnte der Kreistransporteur nicht nur an Wänden, sondern auch an der Decke befestigt werden. Durch dieses Konstruktionsprinzip war eine völlig neue und effektivere Raumnutzung in den Fabriken möglich. Auch Höhenunterschiede konnte er elegant überwinden und getrenntliegende Räume verbinden. Transportiert wurden Güter beliebiger Art mit einem Gewicht von bis zu 100 Kilogramm.

Zum Kundenstamm zählten bald renommierte Unternehmen wie die Gussstahlfabrik Krupp und die Waschmittelfabrik Henkel. Aber auch in der Braubranche, in Zeitungsdruckereien sowie in der Lebensmittel- und Getränkeindustrie beförderte der Kreistransporteur Waren. Einen für diese Zeit besonderen Anblick bot er beim Transport von Bananenstauden, die durch den hängenden Transport schneller und damit frischer den Konsumenten erreichten.

Nachdem das gesamte Werk von Stöhr im Zweiten Weltkrieg zerstört und anschließend wieder aufgebaut werden musste, entwickelte die Firma 1962 für Neckermann das erste vollautomatische Lager. Teil der Lösung waren auch zwei Kreisförderer, die die Kleidungsstücke an der Decke hängend beförderten. Sie umfassten 280 Lastenträger mit je 25 Sammelschalen.

Mehr Durchsatz

Durch die neue Lösung konnten von nun an aus den 27.000 Artikeln täglich bis zu 150.000 Kundenaufträge zusammengestellt werden. Weitere Elemente der Automatisierungslösung waren zwei Schleppkreisförderer mit Zielsteuerung, die an den Lagerregalen entlangliefen. Die Aufträge, die die Kunden per Lochkarte aufgegeben hatten, wurden zunächst in eine Großrechenanlage eingelesen. Sie gab anschließend aus, von wo die Ware genommen und wo sie hingelegt werden musste. Mitarbeiter an den Förderbändern pickten dann die Aufträge. Die Verpackung erfolgte abschließend automatisch.

Den ersten digitalen Schritt unternahm 1975 das Vorläuferunternehmen Mannesmann Demag, die mit der Elektrohängebahn DSB ein leistungsstarkes und automatisiertes Hängefördermittel auf den Markt brachte. Je nach Kundenanforderung förderte, verteilte, pufferte und lagerte es oder führte Güter zusammen. Befördert werden konnten Traglasten von bis zu 2.400 Kilogramm.

Die Steuerung erfolgte mittels speicherprogrammierbarer Steuerungen (SPS), die es in den 1970er Jahren erstmals ermöglichten, Anlagen und Maschinen digital zu bedienen. Installiert war die Elektrohängeförderbahn beispielsweise in der Universitätsklinik Düsseldorf.

Dematic startet

2005 wurde dann die Dematic GmbH und Co. KG gegründet. Mit unterschiedlichen Lösungen prägt das Unternehmen bis heute die Entwicklung der Hängefördertechnik. Eine bewährte Lösung ist das automatische Hängewarenlager Garments on Hangers (GOH), das noch heute bei vielen Unternehmen im Einsatz ist. Die Anlage ermöglicht es, Hängeware automatisch zu lagern, zu transportieren und zu picken.

Mit dem Taschensortiersystem brachte das Unternehmen dann die nächste Generation der Hängefördertechnik auf den Markt. Die Anlage ist ideal für den Einsatz im Fulfillment und in der Retourenbearbeitung geeignet, speziell für Unternehmen aus dem e-Commerce. Denn in dem automatisierten Hängesystem auf Rolladaptern lassen sich sowohl Hänge- und Liegeware als auch flach verpackte Gegenstände und Kartons sortieren und zwischenpuffern.

Außerdem wird neben der automatischen Taschenbeladung auch die automatische Taschenentladung ermöglicht. Über einen speziellen Öffnungs- und Schließmechanismus können die Taschen an jeder beliebigen Stelle des Systems geöffnet werden. Gegenüber einer manuellen Lösung sollen sich so die Taschenentladungen pro Stunde um das Sechsfache steigern lassen.