3. Smart City Logistik Kongress: In der richtigen Richtung

Bei dem über drei Jahre laufenden Pilotprojekt und Feldtest in Erfurt entwickelten die Beteiligten eine Systematik, mit der gewerbliche E-Mobiliät aus der Theorie und Einzelfällen in die reale Betriebspraxis mit kompletten Flotten finden kann.
Ökologisch und ökonomisch: Die Sächsische Zeitung präsentierte in Jena ein Projekt zur elektromobilen Auslieferung mit vierrädrigen Paxter-Fahrzeugen, das sich aus dem Stand rechnen soll. | Foto: J. Reichel
Ökologisch und ökonomisch: Die Sächsische Zeitung präsentierte in Jena ein Projekt zur elektromobilen Auslieferung mit vierrädrigen Paxter-Fahrzeugen, das sich aus dem Stand rechnen soll. | Foto: J. Reichel
Johannes Reichel

Elektromobilität im gewerblichen Einsatz funktioniert, die Technik selbst ist nicht das Problem. Aber es bedarf eines passenden Umfelds, entsprechender Infrastruktur und speziell abgestimmter Tourenplanung. Das ist das Fazit des dreijährigen Pilotprojekts "Smart City Logistik Erfurt", das auf der dritten Ausgabe des "Smart City Logistik Kongress" in Jena gezogen wurde. Keinen einzigen Ausfall aufgrund der Elektrotechnik der eingesetzten Nutzfahrzeuge habe es gegeben, bilanzierte stellvertretend Prof. Dr. Uwe Adler von der Fachhochschule Erfurt, die das Projekt wissenschaftlich begleitete und auswertete. Es gebe auf der Technikseite allerdings noch Verbesserungspotenzial, vor allem in Sachen Heizung, Tourenplanung, Schnellladefähigkeit sowie Ladeinfrastruktur generell. In dem über drei Jahre laufenden Projekt wurden unter anderem Elektro-Transporter vom Typ MB Vito E-Cell, vom Hersteller mittlerweile eingestellt, sowie Renault Kangoo Z.E. eingesetzt, etwa in der Apothekenbelieferung oder im Kuriereinsatz.

Für die beteiligten Unternehmen brachte Matthias Krause, Geschäftsführer eLOG GmbH, am Beispiel des Anwendungsfeldes Apothekenbelieferung auf den Punkt:"Elektromobilität im gewerblichen Einsatz ist schon heute möglich. Sie bedarf aber einiger planerische Anpassungen. Aber das ist alles lösbar". Man habe jetzt bis hin zur Tourenplanung ein technologisches Umfeld geschaffen, sodass man aus vereinzelten Pilotansätzen in einen skalierbaren und übertragbaren Betrieb übergehen könne, fasste Dr. Volkmar Schau von der Friedrich Schiller Universität Jena zusammen.

Von politischer Seite appellierte Christian Liebich vom Bundeswirtschaftsministerium, man müsse bei der Elektromobilität einen langen Atem haben, die jüngsten Entwicklungen im Hinblick auf eine Förderung machten aber Hoffnung auf eine stärkere Dynamik. Das Smart-City-Projekt gehe genau in die richtige Richtung. In Anbetracht des Abgasskandals finde auch bei den großen Autoherstellern ein Sinneswandel statt, der spät, aber hoffentlich nicht zu spät komme. Die Geschichte kenne viele Beispiele gescheiterter Unternehmen, die auf Veränderungen nicht schnell genug reagiert hätte, warnte der Ministerialvertreter.

Der thüringer Wirtschaftsminister und Ex-Bundesverkehrsminister Wolfgang Tiefensee erklärte, man müsse die Zeichen der Zeit erkennen. "Deutschland muss bei der E-Mobilität zulegen", sagte der Politiker. Gesucht werde die Antwort auf die Fragen, wie wolle man in Zukunft gut leben und wie funktioniert Mobilität im 21. Jahrhundert. Hierbei spiele die Logistik eine entscheidende Rolle. Die Fokussierung auf die Förderung privater E-Mobilität befand der Minister für falsch. In Thüringen wolle man dagegen stärker auf das Gewerbe abheben, das strahle dann auch in den Privatbereich ab, ist Tiefensee überzeugt.

Dr. Harald Hempel vom beteiligten Software-Anbieter Dako wies auf die entscheidende Rolle einer passenden Flottentelematik bei der Einbindung von Elektrofahrzeugen in den bestehenden Fuhrpark hin. Im Laufe des Projekts habe man jetzt eine Version des Tacho-Web-Systems entwickelt, mit der sich Elektro-Fahrzeuge einbinden ließen, bis hin zur exakten Überwachung des Batterieladestandes und der Disposition abhängig von Witterungsbedingungen.