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Abgasemissionen: Software-Updates müssen genügen

Beim "Diesel-Gipfel" bleiben Politik und deutsche Autoindustrie bei einer sanften Linie und setzen auf Software-Updates an Diesel-Modellen. So will man Fahrverbote vermeiden. Maßnahmen sollen ohne Nachteile für Verbrauch und Leistung sein.

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Redaktion (allg.)

Die Hersteller im VDA haben sich zu einer "zügigen und umfassenden" Nachrüstung von über fünf Millionen Fahrzeugen verpflichtet, die für die Kunden kostenfrei sein soll. Man garantiere zudem, dass die Maßnahmen ohne negative Auswirkungen auf Verbrauch, Leistung oder Lebensdauer der Fahrzeuge sein würden, versprach der Spitzenverband. Darüber hinaus werden sie sich am geplanten Fonds „Nachhaltige Mobilität für die Stadt“ beteiligen. Das geht aus einer Erklärung des VDA zum heutigen „Nationalen Forum Diesel“ hervor. Die Automobilindustrie sei sich mit der Politik einig in dem Ziel, die Luftqualität weiter zu verbessern, so der Verband, der außerdem betonte, dass Fahrverbote in Deutschland vermieden werden könnten und müssten.

 

Umweltministerin:"Unternehmensversagen"

Daher plädierten die Hersteller zunächst für eine Versachlichung der Debatte und monierten, dass sich zunehmend nicht mehr nur mit berechtigten Fragen und Kritikpunkten sondern vor allem auch pauschalen Vorwürfe gegenüber der Dieseltechnologie und der Industrie konfrontiert sähen. Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD) sprach im Kontext ebenfalls im Raume stehender, nach dem Gipfel verworfener staatlicher Kaufprämien von "Unternehmensversagen" und sah die Ankündigungen lediglich als ersten Schritt. Auch Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD), der zugleich im Aufsichtsrat von VW sitzt, sprach von einem Zwischenergebnis und sieht "technische Nachrüstungen" an der Hardware nach wie vor als weitergehende Option.

 

Wenig Neues:VW und Daimler rüsten ohnehin schon um

Schon vor dem Gipfel hatte Daimler, gegen die die Staatsanwaltschaft Stuttgart wegen Einbau einer illegalen Abschalteinrichtung in Diesel-Modellen ermittelt, eine "freiwillige Servicemaßnahme" für drei Millionen Diesel-Fahrzeuge angekündigt. Bei VW laufen bereits Software-Updates für etwa 2,5 Millionen Fahrzeuge, unter anderem auch für das leichte Nutzfahrzeug Caddy und den Pickup Amarok.

Gemeinsame Erklärung:"Land zukunftsfähiger und nachhaltiger Mobilität"

„Die Automobilindustrie ist sich bewusst, dass sie erheblich an Vertrauen verloren hat. Wir müssen und werden daran arbeiten, dieses Vertrauen wiederzugewinnen. Das ist ein Kernanliegen der Branche – im eigenen Interesse, im Interesse unserer Kunden und Beschäftigten sowie im Interesse unseres Landes“, versprach der VDA. Gemeinsam mit der Bundesregierung und den Ländern wolle man nun alles dafür tun, dass Deutschland ein „Land zukunftsfähiger und nachhaltiger Mobilität ist und bleibt“. Der Erklärung zufolge bieten die Hersteller bieten an, freiwillig einen Großteil ihrer Euro-5- und teilweise Euro-6-Diesel-Pkw über Software-Updates nachzurüsten, können also – nachdem das Software-Update beim VW-Konzern und bei Daimler bereits zuvor versprochen oder angeordnet war – den Diesel-Gipfel als Erfolg für sich verbuchen.

VDA und Verkehrsmistiserium halten Maßnahmen für ausreichend

Der VDA hält diese Maßnahme für ausreichend, weil sich davon eine durchschnittliche Stickoxidreduzierung von 25 bis 30 Prozent der nachgerüsteten Fahrzeuge verspricht. Der Verband bezeichnet das als einen wesentlichen Beitrag für eine bessere Luftqualität und zitiert wissenschaftliche Studien, die zeigen sollen, dass damit die Schadstoffbelastung mindestens genauso stark reduziert werden könne wie durch Fahrverbote. Auch der Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) zeigte sich "zuversichtlich, dass wir mit diesen Entscheidungen die Fahrverbote vermeiden", wie er erklärte. Darüber hinaus versprechen die deutschen Hersteller herstellerspezifische Vertriebsmaßnahmen ergreifen, um die Flottenerneuerung mit Blick auf ältere Diesel mit Nachdruck anzugehen. BMW, Daimler und Volkswagen sind außerdem bereit, sich an dem geplanten Fonds „Nachhaltige Mobilität für die Stadt“ der Bundesregierung zu beteiligen.

Wissmann: Eine Lanze für den Diesel gebrochen

In seiner Erklärung bricht der VDA außerdem erneut eine Lanze für den Diesel, der nach Überzeugung des Verbands zu einem zukunftsfähigen und nachhaltigen Mobilitätsangebot gehöre. Moderne Diesel-Pkw hätten im Schnitt bis zu 15 Prozent geringere CO2-Emissionen als vergleichbare Fahrzeuge mit Otto-Motor, ihr Kraftstoffverbrauch sei um bis zu 25 Prozent geringer, teilte der Verband mit. Hinsichtlich der Betrugsvorwürfe gegenüber den Herstellern erklärte der VDA, dass die vom europäischen Gesetzgeber vorgeschriebenen NOx-Grenzwerte für Euro-5-Diesel-Pkw und die erste Generation von Euro-6-Diesel-Pkw auf dem Prüfstand in einem Fahrzyklus nachzuweisen waren.

Stickoxide: Mit Euro 6 soll alles besser sein

Die deutlich höheren Emissionen im realen Straßenverkehr erklärt der Verband damit, dass dieser für alle Hersteller gesetzlich vorgeschriebenen Prüfzyklus deutlich vom realen Verkehr abweiche. Auf das Emissionsverhalten wirke sich das nachteilig aus. Über die Nachrüstung wollen die Hersteller diesen Effekt verringern. Jedoch bezeichnete der Verband die Forderung, alle Diesel-Pkw müssten heute den Laborwert auf der Straße erfüllen als „nicht sachgerecht“. Zum Zeitpunkt der Entwicklung dieser Fahrzeuge habe das „weder dem Stand der Technik noch der Gesetzgebung“ entsprochen. Mit der entwickelten zweiten Generation von Euro-6-Diesel gehöre das NOx-Thema der Vergangenheit an, da diese Fahrzeuge die sehr niedrigen NOx-Emissionen auch auf der Straße einhalten.

Aufatmen:Priorisierung von Updates vor Fahrverboten

Ausdrücklich begrüßte der VDA, dass Bundesregierung und Länder der Vermeidung von generellen Fahrverboten Priorität einräumen. So könne die Verunsicherung bei den Dieselfahrern und im Automobilmarkt beendet werden. Umfassende Maßnahmenpakete für die Luftreinhaltung seien notwendig, die die freiwillige Nachrüstung durch deutsche Hersteller ergänzen. Schnell hinzukommen müsse eine bedarfsgerechte Infrastrukturpolitik für Städte und Ballungsräume sowie eine rasche Flottenerneuerung älterer Taxen und Busse.

Fahrverbote sind nicht vom Tisch - Ausnahmen fürs Gewerbe?

Sowohl Vertreter der Kommunen als auch der nicht am Gipfel beteiligten NGOs sehen mit den Ergebnissen des Gipfels Fahrverbote nicht vom Tisch. Die Präsidentin des Deutschen Städtetags Eva Lohse sagte im ZDF, ob die beschlossenen Maßnahmen genügten, um die Luft in den Städten sauberer zu bekommen, müssten jetzt neue Messungen ergeben. Das unterstrichen auch die Oberbürgermeister der Stickoxid-Hochburgen Stuttgart und München, Fritz Kuhn (Grüne) und Dieter Reiter (SPD). "Ich fürchte, dass die versprochenen Software-Updates für neuere Fahrzeuge und die finanzielle Unterstützung für die Besitzer älterer Autos nicht ausreichen werden, um die Gesundheit der Menschen in den Städten zu schützen, erklärte Reiter stellvertretend gegenüber der Süddeutschen Zeitung. Man werde die Wirksamkeit der Gipfel-Beschlüsse mit eigenen Luft-Messstationen überprüfen. Kuhn kritisierte laut SZ, dass dieHersteller zwar Kaufprämien anböten, aber zu teuren Nachrüstungen nicht bereit seien. Auch Linken-Politiker Bernd Riegsinger sieht für Diesel-Fahrer keinen Anlass zur Entwarnung. Über Fahrverbote würden jetzt die Gerichte entscheiden. Die Umweltministerin Barbara Hendricks versicherte im ZDF in Gegenwart von Gewerbetreibenden, wenn Fahrverbote kämen, müsse man über Ausnahmeregelungen für Handwerk und Handel sprechen. (ha/jr)

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