Alternative Antriebe: VW stellt elektrisch angetriebenen Verteiler vor

VW Truck & Bus präsentiert mit dem e-Delivery einen elektrisch angetriebenen Verteiler-Lkw, der mit Blick auf Schwellenländer entwickelt wurde, kündigt aber einen E-Baukasten für Trucks und Busse an. LNG soll im Fernverkehr lanciert werden.
Blick in die Glaskugel: Noch ist vieles Zukunftsmusik im der VW Truck & Bus-Sparte, doch immerhin eröffnete man eine Perspektive, wohin die Reise geht. Rechts: e-Delivery-Truck für Südamerika. | Foto: VW
Blick in die Glaskugel: Noch ist vieles Zukunftsmusik im der VW Truck & Bus-Sparte, doch immerhin eröffnete man eine Perspektive, wohin die Reise geht. Rechts: e-Delivery-Truck für Südamerika. | Foto: VW
Johannes Reichel

Die Lkw-Sparte des VW-Konzerns, Volkswagen Truck & Bus forciert die Elektrifizierung des Antriebs quer durch alle Klassen. Das wurde bei einer gemeinsamen Veranstaltung der Nutzfahrzeugmarken unter dem VW-Dach, MAN, Scania, MAN Latin America sowie VW Nutzfahrzeuge in Hamburg deutlich. Insbesondere der Transport auf der sogenannten letzten Meile werde nach Überzeugung des Herstellers elektrisch, nach dem Willen der Verantwortlichen soll es auch zügig ein marktfähiges Fahrzeugangebot geben. „Mit dem e-Crafter haben wir einen leistungsstarken Transporter mit bis zu rund 200 Kilometer Reichweite im Programm, der noch in 2017 an ausgewählte Kunden ausgeliefert wird", kündigte dazu Dr. Eckhard Scholz, CEO von Volkswagen Nutzfahrzeuge, erneut an. Außerdem verwies er auf die Studie I.D. Buzz, die als Kompakt-Transporter mit Retrooptik 2022 in Serie gehen soll. Volkswagen Truck & Bus arbeitet darüber hinaus an elektrischen Lösungen für den mittleren und schweren Verteilerverkehr sowie für Stadtbusse und will schon in naher Zukunft über ein komplettes Angebot an Elektrofahrzeugen für den europäischen Markt verfügen.

Grundlage der künftigen e-Architektur soll der gemeinsame e-Drivetrain sein. Dieser elektrische Antriebsstrang sei so konzipiert, dass er als Baukastenmodul universell die künftigen Verteiler-Lkw und Stadtbusse der Marken antreiben könne, skizzierte der Hersteller. Auch der strategische Partner Navistar in den Vereinigten Staaten werde darauf zurückgreifen und ab Ende 2019 oder Anfang 2020 einen elektrischen Verteiler-Lkw anbieten. Schon heute sei MAN mit einem Elektro-Lkw im Verteilerverkehr aktiv. „Ende 2017 übergeben wir die ersten neun vollelektrisch angetriebenen Trucks als Erprobungsfahrzeuge an österreichische Kunden – darunter große Supermarktketten, Brauereien und Speditionen", erklärte Joachim Drees, CEO von MAN Truck & Bus. Man wolle Ende 2018 mit einer ersten Kleinserie auf den Markt kommen.

Seine Weltpremiere in Hamburg feierte dagegen bereits der elektrischen Verteiler-Lkw "e-Delivery ". Der stellt einen mit Blick auf die wachsenden Schwellenländer gestalteten elektrisch angetriebenen Verteiler-Lkw dar. Trotz Schwellenland-Design, der e-Delivery soll ein moderner Lkw für die urbane Logistik sein, durchaus mit Perspektive für Europa. Design und Anmutung erinnern an die leichten Nutzfahrzeuge von VW wie den Crafter. Der e-Delivery soll ab 2020 bei Volkswagen Caminhões e Ônibus in Brasilien gebaut werden. Antonio Roberto Cortes, CEO von MAN Latin America sieht das Fahrzeug gar als "Meilenstein in der Geschichte von Volkswagen Caminhões e Ônibus". Die völlig neue Plattform wurde in Brasilien entwickelt.

In der schweren Klasse und im Fernverkehrseinsatz setzt der Konzern und seine Trucksparte statt Elektroantrieb zunehmend auf die Alternative LNG. Man sieht darin "großes Zukunftspotenzial". Die Marke Scania habe schon im Jahr 2014 den ersten LNG-Truck in EURO VI vorgestellt. Dabei handelte es sich allerdings nur um ein Modell der Verteiler-Reihe P mit 320 PS, nicht um ein Fernverkehrsmodell. Im September hatte die Truck-Gruppe gemeinsam mit der Konzernlogistik von Volkswagen eine LNG-Kampagne gestartet. Iveco hat bereits seit knapp zwei Jahren eine fernverkehrstauglich LNG-Version des Stralis mit 400 PS am Markt, vor kurzem zog Volvo Trucks mit zwei LNG-Modellen der Fernverkehrsreihen FH und FM nach.