Automatisierung: Agile Transport-Roboter für die Kommissionierung

Die Transpharm Logistik GmbH führt Logistikaufträge für die Pharma- und Gesundheitsindustrie durch. Im Warenlager müssen dafür viele unterschiedliche Güter, Waren und Produkte zusammengestellt werden. Mithilfe der XITO-Plattform realisierte das zum Teva-Konzern gehörende Unternehmen am Standort Neu-Ulm ein Robotik-System für die Kommissionierung individueller Aufträge.

Der Roboter bringt die Transportschale zurück zum Packplatz. | Bild: Xito 2021 / TEVA Transpharm Logistik
Der Roboter bringt die Transportschale zurück zum Packplatz. | Bild: Xito 2021 / TEVA Transpharm Logistik
Tobias Schweikl

Werbemittel und Sonderprodukte für Apotheken zusammen- und für den Versand bereitzustellen ist Maßarbeit. Nicht nur die Größe der Pakete wechselt je nach Adressat, es sind stets auch unterschiedliche Produkte in verschiedenen Volumen zu kommissionieren. Im Außenlager der Transpharm Logistik GmbH in Neu-Ulm, einem Unternehmen des Teva-Konzerns, wurde diese Aufgabe daher vor allem händisch ausgeführt. Für die Mitarbeitenden bedeutete das: lange Wege durch ein ständiges Hin und Her zwischen Regalreihen und Packplatz. Die Automatisierung durch Robotik sollte die Prozesse erleichtern.

Eine vollständige Automatisierung der Kommissionierung wurde angesichts der vielen, unterschiedlichen, oft nur selten benötigten Artikeln nicht angestrebt. Einfacher umzusetzen und wirtschaftlicher erschien von Anfang an die Automatisierung der Transporte zwischen Regalreihen und Packplatz. Konventionelle Fördertechniken wie Rollbahnen, Band- oder Kettenräder wurden als Lösungen ausgeschlossen, da sie nicht flexibel genug sind. Die Wahl fiel daher auf autonome mobile Roboter. Die auf dem Markt angebotenen Systeme sind allerdings nicht nur in der Anschaffung teuer, sondern erfordern auch langwierige Anpassungen auf die spezifischen Anforderungen der Anwendung vor Ort.

Gefragt war zudem eine günstige Lösung, die einfach und schnell zu entwickeln sowie ebenso unkompliziert in die Prozesse zu integrieren ist. Ein weiterer Punkt: Das Projekt sollte für die Transpharm Logistik GmbH Pilotcharakter haben: Erfüllt die Robotik-Technologie die gewünschten Anforderungen? Lässt sie sich risikofrei und schnell in der Praxis bringen? Lässt sie sich einfach erweitern? Wird sie von den Mitarbeitenden angenommen?

Die XITO-Plattform ermöglicht es, ohne spezifische Fachkenntnisse, Roboterlösungen über ein Baukastensystem zusammenzustellen, die den individuellen Anforderungen entsprechen. Im ersten Schritt wird dafür die Anwendung beschrieben. Die Plattform analysiert die Eingaben und schlägt anschließend Module vor, die auf dem XITO-Marktplatz erhältlich sind, und schlägt passende Partner für die Umsetzung vor. Für die geplante Teilautomatisierung der Werbemittelkommissionierung in der Transpharm Logistik GmbH wurden beispielsweise Module benötigt, die es den Transport-Robotern ermöglichen, autonom zu fahren und auszuweichen, anzudocken, Kisten zu übergeben und vieles mehr.

Die in Frage kommenden Bausteine stammen jeweils von Drittherstellern. Dank der XITO Software sind die Module jedoch miteinander kompatibel und können so beliebig miteinander kombiniert und zu einer individuellen Lösung zusammengesetzt werden. Im Ergebnis konnte so einfach und schnell eine Flotte von Robotern zusammengestellt werden, welche die Mitarbeitenden bei der Kommissionierung unterstützt. Der Roboter bringt dabei auf Anweisung die Transportbehälter zu einem Mitarbeitenden im Lager. Dieser legt die gewünschten Artikel in den Transportbehälter. Ist er fertig, schickt er den Roboter mit dem Transportbehälter zum Packplatz. Dort gibt der Roboter den Transportbehälter vollautomatisch ab und fährt mit einem leeren Transportbehälter zum Mitarbeitenden zurück. Durch den Einsatz einer Flotte von Transport-Robotern können die Mitarbeitenden in der Zwischenzeit den nächsten Roboter beladen.

Dass die Mitarbeitenden Wege einsparen, hat rasch zur Akzeptanz der gefundenen Lösung in der Belegschaft beigetragen, ist aber nicht der einzige Grund. „Es ist überraschend positiv mit dem Roboter zu arbeiten,“ fasst Frank Niedt, Head of Distribution Special Products bei Teva Germany, seine Erfahrungen mit den Förder-Robotern zusammen: „Es macht Spaß und wir verkürzen die Laufwege.“

Angesichts der durchwegs positiven Resonanz, steht auch für Gerhard Röder, Direktor Logistik bei Teva Germany, fest: „Die Erfahrung bestätigt uns darin, mit einem einfachen Ansatz zu beginnen, auf das Feedback der Mitarbeiter zu setzen und die Lösung weiter auszubauen. Wir haben einen erfolgreichen Pilotversuch gemacht und gehen es jetzt an, Robotiklösungen Schritt für Schritt in unsere Alltagsprozesse einzubauen.“