Automatisierung: Starship liefert per Roboter auf Firmengelände

Das Start-Up zündet die nächste Stufe seiner Wachstumsstrategie und will jetzt Firmen- und Campus-Areale mit den Robotern erobern. Pilotprojekt bei Intuit. Lieferungen reichen von Lebensmittel bis hin zu Werkzeug.
Zu Diensten: Die Roboter von Starship sind ideal für den Einsatz auf geschlossenen Arealen, wie die Fahrzeuge in einem Pilotprojekt auf dem Campus von Intuit in Mountain View. | Foto: Starship
Zu Diensten: Die Roboter von Starship sind ideal für den Einsatz auf geschlossenen Arealen, wie die Fahrzeuge in einem Pilotprojekt auf dem Campus von Intuit in Mountain View. | Foto: Starship
Johannes Reichel

Das britische Start-Up Starship Technologies hat den Start von autonomen Lieferungen auf Firmen- und Hochschulgeländen in Europa und den USA angekündigt. Diese Roboter-Lieferungen sollen das weitere Wachstum in der Zustellung von Essen, Lebensmitteln und Paketen innerhalb von Wohngebieten unterstützen. Zudem soll die Maßnahme die groß angelegte Einführung von autonomen Zustelldiensten auf Geländen von Unternehmen und Universitäten durch den Einsatz von Robotern einläuten, wie das Unternehmen skizziert. Die Roboter bieten dabei On-Demand-Lieferungen über eine App an, die Mitarbeitern das Warten auf das Mittagessen in der Schlange erspart, Besorgungen erledigt oder Waren und Geräte zwischen verschiedenen Standorten auf dem Campus transportieren. Die Roboter seien in eigens entwickelten Stationen auf dem Firmengelände untergebracht, um einen automatischen Batteriewechsel sowie die Unterbringung der Roboter im Ruhezustand zu ermöglichten. Diese sogenannten Pods ließen sich so gestalten, dass sie sich in die Architektur der Umgebung einfügen, verspricht der Anbieter. Sie seien zudem in verschiedenen Größen erhältlich, um eine unterschiedliche Anzahl von Robotern unterzubringen.

Ein Pilotprojekt zur Anwendung auf geschlossenen Arealen läuft unter anderem seit Beginn 2018 auf dem Campus von Intuit in Mountain View. Dort können sich Mitarbeiter über die Starship-App Essen und Trinken bestellen und den ganzen Tag über auf allen 4,3 Hektar des Intuit-Campus ausliefern lassen, beschreibt der Anbieter. Im Durchschnitt benötige ein Roboter 17 Minuten, um Essen, Kaffee oder Snacks auf dem Campus zu liefern. Die Bandbreite reicht über Lebensmittel hinaus bis hin zu Bürobedarf oder Werkzeugen und Ersatzteilen auf großen Werksgeländen. Häufigste Lieferung auf dem seien Frühstücksbrötchen, so der Anbieter.

Ausweitung der Flotte auf weitere Campus-Areale

"Nach der positiven Resonanz auf unsere Roboter, planen wir unseren Service bis 2019 drastisch auszuweiten und eintausend weitere Roboter auf Unternehmens- und Hochschulgeländen auf der ganzen Welt einzusetzen”, erklärte CEO Ahti Heinla von Starship Technologies. Der Start des Campus-Launches sei ein wichtiger Meilenstein im Wachstum von Starship Technologies und erweitere die kommerziellen Testphasen in den USA, Großbritannien, Deutschland, der Schweiz und Estland. Die von dem Start-Up im Technologiezentrum in Tallin/Estland entwickelten Roboter haben weltweit mittlerweile über 100.000 Kilometer in 20 Ländern und über 100 Städten zurückgelegt und dabei über 15 Millionen Menschen getroffen. Der Anbieter hat sich zum Ziel gesetzt, mit seiner Roboterflotte Waren lokal in einem Radius von fünf Kilometern und innerhalb von 15 bis 60 Minuten zu liefern. Auf Anfang 2017 hatte sich die Van-Sparte des Daimler-Konzerns als strategischer Investor an dem Start-Up beteiligt. Auch Hermes und der Pizza-Dienst Domino's hatten die Roboter in der Erprobung.


Unser Fazit:

Dieser Schritt ist konsequent: Die cleveren kleinen Lieferroboter auf geschlossenen Arealen wie Campus oder Firmengeländen einzusetzen, macht noch mehr Sinn als sie in den errativen Verkehrsdschungel zu jagen. In eine ähnliche Richtung zielten ja auch schon Pilotprojekte mit der Van-Sparte von Daimler, bei denen die Lieferroboter aus einem Sprinter ausschwärmen und den Lieferfahrer in den Suburbs unterstützen. Weniger praktikabel erscheint dagegen der autonome Einsatz im "offenen Feld" der Großstadt, zu komplex die Anforderungen, zu hoch die Gefährdung der Geräte und zu gering die Akzeptanz. Auch in der Intralogistik gäbe es noch großes Potenzial für das britisch-estnische Start-Up.