Bosch: Festkörperbatterien könnten Elektrofahrzeuge beflügeln

Doppelt so hohe Energiedichte und Reichweite bei geringeren Kosten mit neuartigen Lithium-Batterien prognostiziert. Speziell auch im Nutzfahrzeug interessant.
Die Vorteile liegen auf der Hand: Lithium-Festkörperbatterien sollen doppelte Energiedichte wie Lithium-Ionen-Batterien bieten. | Foto: Bosch
Die Vorteile liegen auf der Hand: Lithium-Festkörperbatterien sollen doppelte Energiedichte wie Lithium-Ionen-Batterien bieten. | Foto: Bosch
Johannes Reichel

Zulieferer Bosch zeigt erstmals eine neue Batterietechnologie für Elektroautos, die bereits in fünf Jahren serienreif sein könnte. „Bosch setzt sein Wissen und hohe Finanzmittel ein, um den Durchbruch der Elektromobilität zu schaffen“, kommmentierte Dr. Volkmar Denner, Vorsitzender der Geschäftsführung der Robert Bosch GmbH. Dazu beitragen soll der Kauf des US-amerikanischen Start-ups Seeo Inc. (Hayward, CA in der Nähe des Silicon Valley). „Die Festkörperzelle könnte eine entscheidende Durchbruchstechnologie sein“, prognostiziert Denner. Bis jetzt war das erklärte Branchenziel, im Laufe dieses Jahrzehnts die Energiedichte von Batterien zu verdoppeln und ihre Kosten zu halbieren. Der schwäbische Zulieferer sieht das Potenzial, mit den neuen Festkörperzellen die Energiedichte bis 2020 mehr als zu verdoppeln und die Kosten nochmals deutlich zu senken. Ein vergleichbares Elektroauto, das heute 150 Kilometer weit fährt, könnte dann also mehr als 300 Kilometer ohne Aufladen zurücklegen – und weniger kosten. Für den Einsatz im Nutzfahrzeug ließen sich bei gleicher Reichweite alternativ Nutzlast und Volumen steigern und die Kosten senken mit der neuen Batterietechnologie. Denn bei den meisten Anwendungen, etwa in der innerstädtischen Belieferung, genügen die Reichweiten derzeit lieferbarer Modelle von etwa 150 km völlig.

Im Jahr 2025 werden nach Prognosen des Zuliefer-Unternehmens rund 15 Prozent aller weltweit gebauten Neufahrzeuge einen elektrischen Antrieb haben. In Europa werde dann sogar mehr als ein Drittel aller neuen Autos elektrisch angetrieben – die meisten als Plug-in-Hybride. Bei aktuellen Lithium-Ionen-Batterien ist die Energiedichte unter anderem dadurch limitiert, dass die Anode zu großen Teilen aus Graphit besteht, erläutert Bosch. Durch die Festkörper-Technologie könne man die Anode aus reinem Lithium fertigen, was die Speicherfähigkeit deutlich erhöhe. Bosch verfüge durch den Zukauf von Seeo Inc. nun über erste Musterzellen, die das Potenzial besäßen, den hohen Anforderungen der Automobilindustrie an Dauerhaltbarkeit und Sicherheit gewachsen zu sein, teilte der Zulieferer mit.