BVL-Logistik-Indikator: Optimismus nimmt stark zu

Im zweiten Quartal 2021 bestätigt sich in der Logistikwirtschaft die Erholung des Geschäftsklimas und die Stimmung liegt über Vorkrisenniveau.

Es rollt wieder: Die Logistikwirtschaft blickt zuversichtlicher in die Zukunft. | Foto: Pixabay
Es rollt wieder: Die Logistikwirtschaft blickt zuversichtlicher in die Zukunft. | Foto: Pixabay
Johannes Reichel
(erschienen bei Transport von Christine Harttmann)

Im Mai lag der Geschäftsklima-Indikator der Logistikwirtschaft bei 100,1 Punkten. Ende 2019 war er noch deutlich unter 100 gelegen. Dies geht aus den monatlichen Erhebungen zum Logistik-Indikator hervor, die das ifo Institut im Auftrag der Bundesvereinigung Logistik (BVL) im Rahmen seiner Konjunkturumfragen durchführt. Der zunehmende Optimismus mache sich, so die Analyse, nicht nur bei der Beurteilung der aktuellen Situation der Unternehmen bemerkbar, die erheblich positiver ausgefallen sei als noch im Vorquartal. Immer mehr Firmen erwartend demnach auch für den weiteren Jahresverlauf eine günstigere Entwicklung der Geschäfte.

Die Logistikdienstleister klagten der Erhebung zufolge kaum noch über zu geringe Auftragsbestände und beurteilten die derzeitige Geschäftslage per Saldo als gut. Die Geschäftsperspektiven klarten weiter auf, so dass nun mehrheitlich mit einem Beschäftigungsaufbau gerechnet wurde. Insgesamt verbesserte sich das Geschäftsklima spürbar und der Indikator drehte erstmal seit Mitte 2019 wieder in den positiven Bereich.

Handel und Industrie legen ebenfalls zu

Auch in Handel und Industrie hat sich das Geschäftsklima deutlich aufgehellt. Der Hauptindikator legte zu und notierte bei 102,5 Punkten. Dies rühre vor allem aus den verstärkt positiven Urteilen über die derzeitigen Geschäfte zu verdanken, so die Analyse. Aber auch die Geschäftserwartungen fielen zuversichtlicher aus. In den kommenden Monaten rechneten die Firmen mit weiteren Geschäftszuwächsen. Preisplanungen sahen kräftige Steigerungen vor. Nachdem sich im Vorquartal vor allem die Industrie kräftig erholte, konnte nun der Handel aufholen. Im Zusammenhang mit den Corona-Öffnungsschritten herrschte besonders im Einzelhandel reger Optimismus. Der Großhandel konnte seine positiven Lageurteile ebenfalls ausbauen, aber in geringerem Ausmaß als der Einzelhandel.

Der Erholung nach der ersten Welle folgte ein zweiter Dämpfer

Nachdem sich die deutsche Wirtschaft im Laufe der zweiten Jahreshälfte 2020 zügig von der ersten Corona-Welle erholt hatte, bekam sie Anfang dieses Jahres einen erneuten Dämpfer. Die zweite und dritte Corona-Welle ließen das Bruttoinlandsprodukt (BIP) im ersten Quartal 2021 gegenüber dem vierten Quartal 2020 um 1,8 Prozent sinken. Besonders stark betroffen waren wiederum der Einzelhandel und kontaktintensive Dienstleistungsbranchen. Die Situation besserte sich mit dem raschen Rückgang der Neuinfektionszahlen. Die Ausweitung der Testmöglichkeiten und das Voranschreiten der Impfkampagne ermöglichten ein langsames Hochfahren des öffentlichen Lebens. Der Einzelhandel durfte vielerorts unter Auflagen öffnen.

Belebung auch am Arbeitsmarkt

Dies spiegelt sich auch in den Schätzungen des ifo Instituts zur Kurzarbeit wider. Die Zahl an Kurzarbeitern sank im Mai auf 227.000, von 427.000 im Januar. Im Gastgewerbe, das bisher nur in geringen Maßen öffnen durfte, fiel der Rückgang der Kurzarbeit mit 88.000 Beschäftigten hingegen schwächer aus. Auch gesamtwirtschaftlich sank die Kurzarbeit seit Anfang 2021 kontinuierlich, seit ihrem Hochpunkt im April vergangenen Jahres konnte sie sogar um über 40 Prozent reduziert werden. Die Belebung am Arbeitsmarkt spiegelt sich auch beim ifo Beschäftigungsbarometer wider, das im Mai auf seinen höchsten Stand seit Juni 2019 kletterte. Die deutschen Unternehmen planen vor allem in der Industrie und im Dienstleistungssektor neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter einzustellen.

Mobilitätsdaten: Beweglichkeit nimmt privat und gewerblich zu

Ähnlich positive Entwicklungen zeigen Frühindikatoren des Statistischen Bundesamtes. Mobilitätsdaten wiesen auf einen kontinuierlichen Anstieg der Beweglichkeit der Bevölkerung seit Jahresanfang hin. Allerdings liegen die Indikatoren teilweise noch deutlich unter denen des Sommers 2020. Auch der Transportindex, der die wirtschaftliche Aktivität anhand der Verkehrsleistung misst und den Lkw-Maut-Fahrleistungsindex um weitere Verkehrsträger im Güterverkehr ergänzt, zeigte eine zunehmende gesamtwirtschaftliche Aktivität seit Jahresbeginn an.

Der täglich verfügbare Lkw-Maut-Fahrleistungsindex schwächte sich allerdings im Verlauf des Mais etwas ab. Hier dürften sich die Produktionsschwierigkeiten einiger Industriesparten bemerkbar machen, die im Zusammenhang mit Engpässen bei der Lieferung von Vorprodukten stehen. Dies gaben zuletzt immerhin 45 Prozent der vom ifo Institut befragten Industrieunternehmen an.

Lieferengpässe könnten drosselnd wirken

Insgesamt deuten die vorliegenden Frühindikatoren darauf hin, dass die Erholung der deutschen Wirtschaft Fahrt aufnehmen dürfte. Nachdem große Teile des Verarbeitenden Gewerbes bereits im letzten Jahr boomten und ihre teils kräftigen Produktionsausweitungen in den kommenden Monaten vor dem Hintergrund der Lieferengpässe etwas drosseln dürften, profitieren nun vor allem der Einzelhandel, die Gastronomie und andere kontaktintensive Dienstleister vom Abflauen der Coronakrise.

Der Logistik-Indikator wird vom ifo Institut im Auftrag der Bundesvereinigung Logistik berechnet. Er geht aus den monatlichen Konjunkturumfragen für den Zeitraum ab 2005 hervor. Zur Ermittlung des Indikators werden mehr als 4.000 Antworten von Anbietern von Logistikleistungen sowie von Unternehmen aus den Bereichen des Verarbeitenden Gewerbes und des Handels als Anwender von Logistikleistungen herangezogen. Der Gesamtindikator wird zu gleichen Teilen aus den Ergebnissen der Anbieter und der Anwender berechnet.