CES Las Vegas: ZF vernetzt Fahrzeuge und Fußgänger

Mit einer neuen App sollen auch andere Verkehrsteilnehmer ihre Standort- und Bewegungsdaten Fahrassistenzsystemen zur Verfügung stellen und sich so schützen können.
Gefahr erkannt, Gefahr gebannt: Mit der App X2Safe integriert ZF erstmals auch schwächere Verkehrsteilnehmer in die Datenerfassung auf der Straße. Der Fahrer im Auto bekommt rechtzeitig eine Warnung. | Foto: ZF
Gefahr erkannt, Gefahr gebannt: Mit der App X2Safe integriert ZF erstmals auch schwächere Verkehrsteilnehmer in die Datenerfassung auf der Straße. Der Fahrer im Auto bekommt rechtzeitig eine Warnung. | Foto: ZF
Johannes Reichel

Der Automobilzulieferer und Technologiekonzern ZF hat auf der Consumer Electronics Show (CES) in Las Vegas eine neue App mit einem intelligenten Algorithmus vorgestellt, mit der sich auch andere Verkehrsteilnehmer wie Fußgänger oder Radfahrer mit ihren Standort- und Bewegungsdaten in die Datenerfassung einbringen können. Das sogenannte X2Safe-System soll noch in diesem Jahr gelauncht werden und als App für Android und iOS verfügbar sein. Damit lassen sich erstmals Fahrzeuge mit Fußgängern und Radfahrern in einer Cloud vernetzen, per Smartphone oder Smart-Watch, sogenannte Car-to-X, X-to-Car- oder X-to-X-Kommunikation. Laut ZF soll das System einen Schritt in Richtung des antizipierenden Fahrens gehen und am Ende der Entwicklung die Daten von allen Verkehrsteilnehmern für autonom fahrende Fahrzeuge zur Verfügung stellen. Diese könnten dann, so eine ZF-Entwicklerin, Gefahrenmomente über die Fahrassistenzsysteme einspeisen und reagieren, noch bevor der Fahrer überhaupt Sicht auf das Verkehrsgeschehen voraus hat.

Im Hinblick auf den Datenschutz versichert der Hersteller, es würden lediglich die Bewegungs- und GPS-Daten etwa von Passanten oder Radfahrern erfasst, Funktionalitäten, die jedes Smartphone von Haus aus enthält. Gerade für schwächere Verkehrsteilnehmer wie Radfahrer, Fußgänger und ältere Personen böte die App zusätzliche Sicherheit. Denkbar sei auch, so die Entwicklerin, klassische Gefahrensituationen wie Lkw-Unfälle nach dem Abbiegen mit der Anwendung zu verhindern, weil der Lkw-Fahrer rechtzeitig gewarnt würde. Über den Einsatz im Straßenverkehr kann sich ZF auch die Anwendung etwa in der Intralogistik und im Lager vorstellen. Mittelfristig wäre auch der geräteunabhängige Einsatz eines X2Safe-Microchips denkbar, der die nötigen Informationen einspeist und der sich etwa an der Kleidung befestigen ließe, so eine Entwicklerin.

Die Intelligenz des Systems bestehe darin, dass der Algorithmus das Verhalten aller Verkehrsteilnehmer in der näheren Umgebung individuell analysieren könne und über eine Reaktion entscheide. "Hält ein Fußgänger etwa Rotphasen von Ampeln nicht ein oder überquert Straßen an dafür nicht geeigneten Stellen, vermag es dieses Verhalten als besonders „unsicher“ zu bewerten und geht von einem größeren individuellen Gefährdungspotenzial aus. In dem sich nähernden Fahrzeug wäre in diesem Fall eine Warnung des Fahrers möglich", schildert der Hersteller. Gleichzeitig würde auch der Fußgänger von seinem Smartphone oder Smartwatch akustisch und optisch alarmiert. Mit zunehmendem Grad vernetzter Sicherheitssysteme und Autonomie moderner Fahrzeuge könne darüber hinaus ein automatisches Eingreifen des Autos erfolgen – bis hin zum Ausweichmanöver oder zur Vollbremsung. Anders als etwa ein Abstandswarner oder eine Kamera reagiere das System nicht erst, wenn die Gefahr erkennbar und bereits real ist. Sollte es notwendig sein, antizipiert es möglicherweise auftretende Gefahren bereits im Entstehen.