Cito ai: Die digitale Spedition bei Volkswagen nimmt Fahrt auf

Die digitale Spedition als Modell: VW-eigenes Start-up forciert mit der Vorstellung des elektrischen Modells sein Konzept einer "Transport-on-demand"-Plattform, die bei eiligen Transporten software-basiert Dienstleister vermittelt. Wir sprachen mit den Verantwortlichen.

Glauben an die Plattform-Ökonomie und die Ökonomie der Plattform: cito-ai-Gründer Sage Shiromani (2.v.l.) und Gregor Stock (1.v.r.). | Foto: cito ai
Glauben an die Plattform-Ökonomie und die Ökonomie der Plattform: cito-ai-Gründer Sage Shiromani (2.v.l.) und Gregor Stock (1.v.r.). | Foto: cito ai
Johannes Reichel

Das Start-up Cito Transport Technologies GmbH, eine 100-prozentige Tochter von Volkswagen Nutzfahrzeuge, hat zur anlässlich der Vorstellung des VW ID.Buzz auch seine Transport-as-a- Service Softwarelösung für eilige Direkttransporte präsentiert. Man habe das Potenzial von innovativer Software im zeitkritischen Transportmarkt frühzeitig erkannt und investierte mit Cito in eine digitale Transportlösung, glaubt man bei den Hannoveranern.

„Cito hat die bestmögliche Softwarelösung für die Herausforderungen von Firmenkunden und Transportpartnern im Kuriermarkt entwickelt. Für Volkswagen Nutzfahrzeuge ist die Softwarelösung ein wichtiger Beitrag auf dem Weg der Transformation zum integrierten Software- und Mobilitätsanbieter der Zukunft", glaubt Michael Obrowski, Vorstand für die Bereiche IT und Finanzen bei Volkswagen Nutzfahrzeuge, ist von dem Geschäftsmodell überzeugt.

Auch Lars Krause, verantwortlicher Vorstand für Vertrieb und Marketing bei Volkswagen Nutzfahrzeuge, ist sich sicher, dass das junge Unternehmen mit seiner Technologie zur Digitalisierung von Prozessen den Kuriermarkt transformieren werde. Deshalb sei es nur konsequent, dass der ID. Buzz als vollelektrische und moderne Neuauflage des VW Bus im Branding des Start-Ups Cito vorfährt.

„Der elektrische ID. Buzz Cargo ist als rein elektrischer Transporter eine Revolution für den Transportmarkt, daher sind wir alle bei Cito unheimlich stolz, das Fahrzeug bei der Weltpremiere mit unserem Branding zu sehen", meint Gregor Stock, Co-Founder und CEO von Cito.

Aus Sicht von Co-Founder und CFO Sage Shiromani ist der ID.Buzz mit seiner kompakten Größe und dem emissionsfreien Antrieb "die Zukunft für nachhaltige Transportfahrten.“

Mit wenigen Klicks zum Auftrag

Das Start-up gibt mit seinem Netz an Transportpartnern Firmenkunden die Möglichkeit, zeitkritische Transporte einfach, transparent und fair abzuwickeln. Der Markt folge laut Stock hier überholten Prinzipien, gab der CEO jüngst auch beim VDA-Kongress zu Protokoll. Und machte das am Beispiel einer Ersatzteilbestellung fest: Man habe durch Email oder Telefon sowohl einen Effizienzverlust als auch eine Preis- und Qualitätsintransparenz. Zudem sei der Markt der Transporteure extrem fragmentiert: Man kontaktiert Firma A, doch die führt den Transport gar nicht durch, sondern vermittelt ihn weiter an Firma B, die dann vermittelt zu C oder gar D und man weiß im Zweifel nicht, wer den Transport letztlich erledigt. Der Transportpartner selbst steht sehr weit hinten in der Wertschöpfungskette, wie Stock meint:

„Viel bleibt in Weitervermittlung hängen, wo nicht wirklich Wertschöpfung passiert, wenn man ehrlich ist.“

Das war für ihn und CO-Gründer Shiromani der Impuls für Cito ai. Unternehmen können mithilfe der Plattform und Software wertvolle und dringend für die Produktion benötigte Ware mit wenigen Klicks transparent und schnell transportieren lassen, so der Anspruch. Über das Kundendashboard sei es für die Firmenkunden zudem möglich, den Transport live per GPS nachzuvollziehen und die Kurierfahrer*innen direkt zu kontaktieren. Ebenso ließen darüber alle wichtigen Dokumente digital verfügbar machen. Deutschlandweit werde die Transport-on-Demand-Lösung von zahlreichen Kunden, sowie von der Volkswagen AG selbst, genutzt. Künftig soll das Serviceangebot auch europaweit ausgedehnt werden, kündigte der Anbieter an.

Digitale Spedition reduziert den Aufwand

Im Stile einer "digitalen Spedition" sei mal direkter Vertragspartner, sozusagen der "Face-to-the-Customer", das Gesicht für den Kunden, zu denen bisher vor allem kleine und mittlere Unternehmen (KMU) zählen, daneben aber auch Industriekunden, etwa aus dem Maschinenbau, wie Gründer Gregor Stock gegenüber LOGISTRA berichtet. Das Ziel sei es, für den Kunden eine einfache Auftragsabwicklung zu ermöglichen, mit einer transparenten Lieferkette und klarer Kommunikation. Neben den zeitkritischen, sind auch besonders wertvolle Güter immer im Direktversand gefragt, spricht besonders kostenintensive Aufträge. Der Fokus liege in der Startphase zwar klar auf dem B2B-Segment, das bisher 90 Prozent ausmacht. Aber die Software sei im Prinzip ausbaufähig auch für B2C. Ein weiteres Plus der Plattform ist etwa die Option der Vorbuchung von Transportdienstleistungen zu einem bestimmten Termin.

Nachhaltigkeit doppelt: Ökologisch und sozial

Die Nachhaltigkeit verstehen die Gründer dabei nicht nur ökologisch, wo man mittelfristig auf Elektrifizierung der Vertragspartner setzt - und etwa heute bereits einen VW e-Crafter für Testzwecke in den Flotten überlässt. Sondern nachhaltig sollen auch die Geschäftsbeziehungen zu den Transportpartnern sein. Man begegne sich auf Augenhöhe, die Auszahlung erfolge zwei Mal monatlich, man lege Wert darauf, dass die Fahrer - an denen bekanntermaßen akuter Mangel herrscht - über dem Mindestlohn bezahlt würden. Kurzum: Die Partner müssen bestimmte Kriterien erfüllen.

Apropos Geschäft: Wie bei einer Spedition basiert das Business auf einem Provisionsmodell, wobei Stock auch hier offen kommuniziert. Man schaffe einen Mehrwert mittels Digitalisierung der Prozesse für den Kunden, der eben auch etwas wert sei, weil es den Aufwand reduziere. Im Übrigen sei man auch offen für andere Partnerschaften, auch außerhalb der VW-Konzernwelt, wie die Gründer versichern.