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City-Logistik: Das Lastenrad als Teil der Lösung

In Wien eröffnet die European Cycle Logistics Conference mit einem Appell der Vize-Bügermeisterin: "Wir müssen den Verkehr auf Nachhaltig umstellen". UPS startet Lastenrad-Belieferung auch in Wien.
Lastenrad im Blick: Große Potenziale sehen Politiker und Fachleute in der Radlogistik, wie bei der Auftaktdiskussion in Wien deutlich wurde. | Foto: J. Reichel
Lastenrad im Blick: Große Potenziale sehen Politiker und Fachleute in der Radlogistik, wie bei der Auftaktdiskussion in Wien deutlich wurde. | Foto: J. Reichel
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Johannes Reichel

Mit einem Appell für mehr Nachhaltigkeit in der Stadtlogistik und den verstärkten Einsatz von Lastenrädern für die City-Belieferung hat in Wien die Vize-Bürgermeisterin Maria Vassilakou die European Cycle Logistics Conference eröffnet, bei der 400 Experten aus Europa und außereuropäischen Ländern über die Chancen der Lastenradlogistik diskutieren. Vassilakou forderte ein stärkeres Bewusstsein für die Potenziale, die der Einsatz von sich technisch rasch weiterentwickelnden E-Cargo-Bikes im Hinblick auf Luftreinhaltung und Klimaschutz böten. "Wir müssen Transport und Verkehr umstellen, damit das Leben in der Stadt gesünder wird", konstatierte sie.

CO2-neutrale Logistik bis 2030

Die Vize-Bürgermeisterin gab für Wien als Zielmarke aus, bis 2030 die innerstädtische Logistik CO2-neutral zu organisieren. Wie viele andere Boomregionen erlebe Wien mit 40.000 Neubürgern jährlich einen gewaltigen Zuzug. "Das ist eine enorme Herausforderung. Die Versorgung ist nicht mit noch mehr motorisiertem Verkehr sicherzustellen. Wir brauchen neue Wege", skizzierte sie den Hintergrund. Über die Hälfte an innerstädtischen Transporten ließen sich mit dem Lastenrad erledigen, gab sie sich überzeugt. Dafür wolle man als Kommune die Voraussetzungen schaffen. Die vor wenigen Wochen gestartete Incentivierung der Anschaffung von Lastenrädern sei nach wenigen Tagen bereits zur Hälfte ausgeschöpft gewesen, das bestärke sie in ihrem Kurs. Diese Lösungen seien spätestens nach dem Pariser Klimaschutzabkommen ein Gebot der Stunde und nicht abhängig von parteipolitischen Konstellationen, stellte sie klar.

Berliner Verkehrsstaatsekretär:Müssen mit Fahrverboten reagieren

Jens-Holger Kirchner, neuer Verkehrsstaatssekretär des Berliner Senats pflichtete der Bürgermeisterin bei:"Wir haben die gleichen Probleme auf dem Tisch. Und wir sind von Treibern zu Getriebenen geworden", erläuterte er im Hinblick auf die jüngsten Gerichtsurteile zur Luftreinhaltung. Man werde nun gezwungen, mit Fahrverboten oder Segmentierungen zu reagieren. Die Umsetzung sei allerdings extrem schwierig und konfliktreich. Man müsse Ideen aus der Vergangenheit wie das Lastenrad oder die Lasten-Straßenbahn reanimieren und mit neuen Lösungen intelligent verknüpfen, forderte er. Als vordringlich nannte er auch Lösungen für den Kühltransport mit Cargobikes, bei dem die Kühlketten gewahrt blieben. Dieses Segment erlebe insbesondere einen gewaltigen Boom in Berlin.

Praxis:Wirtschaftlich vom ersten Tag an

Prof. Dr. Ralf Bogdanski von der TU Nürnberg berichtete aus einer neuen Studie, die das Potenzial der Lastenradlogistik per Simulation überprüft hat. Nach seinen Erkenntnissen ließen sich bis zu 30 Prozent der Sendungen per elektrisch unterstütztem Cargo-Bike zustellen. "Das geht nicht überall und auf jede Art, aber in Kombination mit Mikrodepots etwa erzielen Unternehmen von Anfang an enorme Effizienzgewinne", erzählte Bogdanksi aus einem im Dezember 2016 angelaufenen Pilotprojekt mit DPD in Nürnberg. Vor allem seien diese Projekte vom ersten Tag an wirtschaftlich für die Betreiber. Diese erhielten keine Subventionierung und müssten sich selbst tragen. "Selbstverständlich muss der Einsatz von Cargo-Bikes zeitgleich einhergehen mit einem verstärkten Einsatz von Elektro-Mobilität für schwere Lkw". Diese werde man nicht ersetzen können, sie würden für die Masse an Gütern schlicht notwendig gebraucht. "Aber nachhaltigere City-Logistik ohne Lastenräder wird es nicht geben", ist der Wissenschaftler überzeugt. Den Punkt der Wirtschaftlichkeit für die Firmen betonte auch Richard Armitage, der Direktor der veranstaltenden European Cycle Logistics Federation, der selbst ein Kurierdienstunternehmen betreibt, bei dem auch Cargobikes eingesetzt werden, im Auftrag von DHL. "Dies Bikes müssen ihr Geld verdienen, und das tun sie. Wir haben im Vergleich zu einem Zustellfahrzeug eine Verdoppelung der Zustellzahlen in der Innenstadt", erklärte er aus der Praxis.

UPS startet auch in Wien Lastenradzustellung:Kombination mit Mikrodepots und E-Lkw gefordert

Auch für den globalen Logistikdienstleister UPS, der in Wien ihr jüngstes Lastenrad-Projekt vorstellte, sind Lastenräder eine betriebswirtschaftlich sinnvolle Lösung. In Hamburg spare man sich mehrere Zustellfahrzeuge ein, berichtete Peter Harris, Director of Sustainability EMEA bei UPS. Die, die noch unterwegs seien, sind mit Elektroantrieb ausgestattet. "Wir müssen das clever kombinieren. In der Hamburger City liefern wir so CO2-neutral aus", erläuterte der Nachhaltigkeitsbeauftragte. Das sei kein "Greenwashing", sondern ein Trend, den man als Logistiker natürlich nicht verschlafen wolle. Harris ging soweit von einer "cargo bike revolution" zu sprechen. Allerdings forderte er wie Richard Armitage auch die Unterstützung der Kommunen in Sachen Cargo-Bike-Infrastruktur und Stellplätzen für Mikrodepots. Harris rief zugleich dazu auf, einfach handelbare Technik zur Verfügung zu stellen.

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