City-Logistik: Ford setzt in London auf Plug-In-Hybrid-Transporter

Pilotprojekt in der britischen Metropole in gewerblichen Flotten soll Erkenntnisse über das Einsparpotenzial liefern. Kompakt-Vans vom Typ Transit Custom können innerstädtisch rein elektrisch fahren.
Gegen dicke Luft: Ford hofft, mit dem Einsatz von Plug-In-Hybrid-Transportern in London zur Verbesserung der Luftqualität beitragen zu können. | Foto: Ford
Gegen dicke Luft: Ford hofft, mit dem Einsatz von Plug-In-Hybrid-Transportern in London zur Verbesserung der Luftqualität beitragen zu können. | Foto: Ford
Johannes Reichel

Autohersteller Ford hat die Pläne für ein Pilotprojekt mit Plug-In-Hybrid-Transportern in London konkretisiert. Bei dem Projekt in London werden ausgewählte Unternehmen sogenannte Plug-in-Hybrid-Nutzfahrzeuge nutzen, die innerstädtisch im rein elektrischen Betriebsmodus fahren können. Für einen Zeitraum von 12 Monaten wird Ford den Flottenbetreibern insgesamt 20 Transit Custom-Modelle mit Plug-in-Hybrid-Antrieb (PHEV) zur Verfügung stellen. In London werden täglich 280.000 Fahrten mit Nutzfahrzeugen abgewickelt, die 75 Prozent des Güterverkehrs bewältigen und dabei eine Gesamtstrecke von bis zu 13 Millionen Kilometern zurücklegen. Pro Stunde werden in Stoßzeiten sogar mehr als 7.000 Nutzfahrzeuge in der Londoner Innenstadt gezählt. „Ford widmet sich jetzt der Elektrifizierung von Fahrzeugen. Gemeinsam mit unseren Londoner Partnern werden wir auch in der Lage sein, die enormen Potenziale von Software und Telematik zu nutzen, um Emissionen und Kosten im Stadtverkehr zu reduzieren“, erklärte Jim Farley, Chairman und CEO von Ford of Europe. Man konzentriere sich bei der Elektrifizierung von Fahrzeugen auf besonders beliebte Nutzfahrzeug- und Volumen-Modelle, um zugleich den Fahrspaß als auch die Kraftstoffeffizienz zu erhöhen, skizzierte der Hersteller seine Strategie.

Im Einzelnen sollen die Fahrzeuge in fünf Bereichen eingesetzt werden: Bei Transport for London (Dachorganisation der städtischen Verkehrsbetriebe) , bei der Metropolitan Police (Polizeibehörde des Großraums London), bei Clancy Plant (Dienstleister für Verkehr und Industrie) sowie bei der Firma Addison Lee (Taxi und Transport) und British Gas (Energieunternehmen). Das Londoner Projekt startet im Herbst dieses Jahres und ist Teil von Fords Engagement zur Verbesserung der Mobilität in großen Städten rund um den Globus. Es reiht sich ein in die Pläne des Herstellers, in den kommenden fünf Jahren 13 elektrifizierte Fahrzeuge weltweit einzuführen, neben dem Custom PHEV auch ein batterie-elektrischer CUV (Crossover Utility Vehicle) mit einer geschätzten Reichweite von mindestens 480 Kilometern (nach US-Norm) sowie ein autonomes Hybrid-Fahrzeug für kommerzielle Einsätze und Car-Sharing, das ebenfalls in den USA debütieren soll.

Im Blickpunkt stehen lokale Herausforderungen beim Transport von Menschen und Gütern. „Die drastische Reduzierung von Emissionen beim Güterkraftverkehr ist ein zentrales Element bei der Verbesserung der Luftqualität in London“, sagte Sadiq Khan, Bürgermeister von London. „Die Organisation ‚Transport for London‘ sieht in den Daten, die bei diesem Feldversuch mit elektrifizierten Fahrzeugen gewonnen werden, eine unschätzbare Ressource für unser LoCITY-Programm, das emissionsarmen gewerblichen Transport fördert.“ Die Entwicklung der 20 von Ford bereitgestellten Ford Transit Custom PHEV-Flottenfahrzeuge wurde durch einen Zuschuss von 4,7 Millionen Pfund vom Advanced Propulsion Center unterstützt.

Die Transporter werden im britischen Ford Entwicklungszentrum in Dunton sowie beim englischen Unternehmen Prodrive Advanced Technology gefertigt, unterstützt wird das Programm von Revolve Technologies. Die Transporter des Typs Ford Transit Custom PHEV, die für lokal emissionsfreies Fahren mit Netzstrom aufgeladen werden können, verfügen zudem über einen 1,0-Liter-Turbo-Benziner-Verbrennungsmotor vom Typ EcoBoost, der auf längeren Strecken für zusätzliche Reichweite sorgt. Ford ist nach eigenen Angaben der erste Serienhersteller, der Fahrzeuge mit PHEV-Technologie in diesem Marktsegment anbietet. Bereits von 2008 bis 2011 sammelte Ford im Rahmen des Elektromobilitäts-Modellprojekts „colognE-mobil“ Erfahrungen mit rein batterie-elektrischen Transit und Transit Connect, die im innerstädtischen Lieferverkehr eingesetzt waren. Die Testflotte wird im täglichen Einsatz von Unternehmen im Stadtgebiet genutzt werden, dabei erfasst ein Telematik-System von Ford unterschiedlichste Daten über den Betrieb, die Kosten und die Umweltauswirkungen der Fahrzeuge. Die gesammelten Daten sollen dabei helfen, die Vorteile von elektrifizierten Fahrzeugen zu maximieren.