City-Logistik: Renault Urban Lab2-Lkw spart 13 Prozent Sprit

In einem Gemeinschaftsprojekt mit Lamberet, Valeo und anderen setzt der Hersteller ein Maßnahmenbündel aus Aerodynamik, Mikrohybrid, Konnektivität und Reifen um und reduziert damit den Verbrauch im Verteilerverkehr um 3,5 l/100 km zu einem vergleichbaren Diesel.
Sparfahrt: Das Versuchsmodell Renault Urban Lab2 vereint diverse Maßnahmen aus Aerodynamik, Mildhybrid und Konnektivität - und soll damit im Einsatz massiv Sprit sparen. | Foto: Renault Trucks
Sparfahrt: Das Versuchsmodell Renault Urban Lab2 vereint diverse Maßnahmen aus Aerodynamik, Mildhybrid und Konnektivität - und soll damit im Einsatz massiv Sprit sparen. | Foto: Renault Trucks
Johannes Reichel

Der Lkw-Hersteller Renault Trucks hat für sein Versuchsfahrzeug Urban Lab 2 nach neun Monaten Feinanpassung und sieben Monaten Erprobung eine Reduzierung des Kraftstoffverbrauchs sowie der CO2-Emissionen von 12,8 Prozent im Stadt- und Regionalverkehr im Vergleich zu einem Serienfahrzeug vermeldet. Dieses Ergebnis habe man durch Optimierung der Aerodynamik, des Antriebsstrangs, der Bereifung sowie durch die Konnektivität realisieren können. Neben alternativen Antrieben sieht der Hersteller in der Reduzierung des Kraftstoffverbrauchs und der CO2-Emissionen seiner konventionellen Fahrzeuge auch weiterhin einen wichtigen Bereich von Forschung und Entwicklung. In dem 2016 gegründeten Kooperationsprojekt EDIT – Efficient Distribution Truck bündelt Renault Trucks noch sechs weitere Kooperationspartner: Valeo, Lamberet, Michelin, BeNomad, INSA Lyon (LamCoS) sowie IFSTTAR (LICIT). Das Projekt EDIT habe zum Ziel, den Verbrauch eines temperaturgeführten Lkw im Stadt- und Regionalverkehr um 13 Prozent zu senken. Aus diesem Projekt ist das Versuchsfahrzeug Urban Lab 2 entstanden.

Nach sieben Monaten Erprobung und 4.500 Kilometern im öffentlichen Straßenverkehr sowie auf dem Rollenprüfstand wurden die im Vorlauf des Projekts aufgestellten Hypothesen bestätigt. Der Urban Lab 2 habe eine Reduzierung des Kraftstoffverbrauchs von 12,8 Prozent gegenüber dem Referenzfahrzeug Renault Trucks D Wide gezeigt, so der Hersteller. Dies entspreche einer Ersparnis von 3,5 Liter Kraftstoff und neun Kilogramm CO2 auf 100 Kilometer. Der Zyklus auf öffentlichen Straßen setzte sich aus 12 Kilometern Stadtverkehr, 50 Kilometern Regionalverkehr und 57 Kilometern Autobahnfahrt zusammen.

Wirksam:Aerodynamik hilft vor allem auf der Autobahn

Renault Trucks arbeitete gemeinsam mit Lamberet an der Aerodynamik des Lkw sowie des Kühlaufbaus. Zur Reduzierung des Luftwiderstands wurden die Verdampfer in das Aufbaudach integriert und das Kühlmodul in den Fahrzeugrahmen integriert. Aerodynamische Anpassungen wie Heckflügel und hochklappbare PVC-Textilverkleidungen wurden hinzugefügt. Trittstufen-Klappen, Radverkleidungen, Dachdeflektor, Spoiler und Seitendeflektoren am Fahrerhaus kamen noch hinzu. Ein Kamerasystem ersetzt die klassischen Seitenspiegel. Der Mehrwert dieser Maßnahmen wurde besonders auf der Autobahnstrecke des Prüfzyklus deutlich.

Milde Hybridisierung und Telematik hilft im Stadtverkehr

Ein kombiniertes System aus den mit Valeo entwickelten Mikro-Hybrid und Start & Stop Technologien wurde ebenfalls mit dem Urban Lab 2 erprobt. Mehrere Einsatzstrategien des Mikro-Hybrid-Systems wurden getestet, um die beim Bremsen zurückgewonnene Energie zu maximieren. Außerdem wurden diverse Start-Stop-Strategien des Motors herausgearbeitet, um Zeit zu sparen und Vibrationen zu minimieren. Das Ergebnis der Versuche mit den Mikro-Hybrid und Start & Stop Technologien zeigten relevante Verbrauchsreduzierungen, insbesondere im Stadtverkehr. Der Urban Lab 2 ist mit einer von BeNomad entwickelten Navigationssoftware sowie mit einem weiteren System ausgestattet, das mit den Verkehrsleitsystemen verbunden ist. Dies ermögliche die Anpassung der Fahrzeuggeschwindigkeit, etwa an die Ampelschaltung (grüne Welle). Wenn sich der Urban Lab 2 einer Ampel nähert, sendet der Lkw diese Daten an das Fahrzeug.

Das rechte Tempo:Grüne Welle nutzen

"Das System berechnet dann, ob es ökonomischer ist, zu bremsen oder das Fahrzeug zu beschleunigen. Dies erfolgt selbstverständlich nur, wenn die Straßenverkehrssituationen und -regeln dies zulassen", skizziert der Hersteller. Auf diese Weise würden Brems- und Beschleunigungsphasen reduziert und somit Kraftstoff eingespart. Diese Fahrerassistenz-Technologie weise nicht nur einen Mehrwert bei der Reduzierung des Kraftstoffverbrauchs und der CO2-Emissionen auf, sondern komme auch dem Fahrkomfort zu Gute, urteilt der Anbieter. Das Versuchsfahrzeug Urban Lab 2 war zudem mit einem Reifen-Prototyp von Michelin ausgestattet. Dadurch soll der Rollwiderstand noch weiter reduziert werden. Gleichzeitig will man negative Effekte auf die Sicherheit, die Haftung und die Lebensdauer vermeiden.

Der Hersteller verweist darauf, dass das Versuchsfahrzeug Urban Lab 2 in dieser Form nicht als Serienfahrzeug auf den Markt kommen wird. Die als effizient erwiesenen Technologien ließen sich künftig aber durchaus in Serienfahrzeuge integrieren.