Clarios investiert in Fertigung von AGM-Batterien für nachhaltige Mobilität
Als einer der größten Anbieter von Energiespeicherlösungen weltweit will der nordamerikanische Konzern Clarios seine europäischen Produktionskapazitäten für Fahrzeugbatterien erneut erweitern. Den kontinuierlichen Ausbau seiner Fabriken ist der Batteriekonzern bereits 2022 angegangen. Um die Herstellung von fortschrittlichen AGM- (Absorbent Glass Mat) Batterien im Raum EMEA (Europa, Mittlerer Osten, Afrika) hochzufahren, will das Unternehmen nun zur erforderlichen Anpassung bestehender europäischer Fabriken 200 Millionen Euro aufwenden. Davon profitieren soll auch die Kundenbelieferung im Raum EMEA.
AGM-Batterien werden als besonders leistungsstark, robust und auslaufsicher bezeichnet. Ihre Verwendung finden sie zum Beispiel als Starter- und Bordnetz-Batterie in modernen Nutzfahrzeugen sowie Fahrzeugen mit Start/Stop-Funktion und hohem Energiebedarf wie Hybriden, vor allem aber auch in E-Autos. Der Mutterkonzern des deutschen Herstellers von Autobatterien Varta Automotive plant nun ab 2026 jedes Jahr rund 50 Prozent mehr Einheiten dieser Stromspeicher in den Markt zu bringen. Laut Clarios-Pressemeldung schaffen die Umstrukturierungsmaßnahmen 150 Arbeitsstellen.
Moderne Technologie
AGM-Batterien gelten als besonders hochwertiger und stabiler Batterietyp. Im Unterschied zur ebenfalls für moderne Fahrzeuge mit Start/Stop-Funktion verwendeten EFB-Batterie können sie mehr Leistung zur Verfügung stellen, um den hohen Anforderungen moderner Fahrzeuge mit ihren vielen Verbrauchern gerecht zu werden. Sie eignen sich daher auch besonders für die in Verbrennerfahrzeugen zum Senken des Kraftstoffbedarfs eingesetzte Start-Stopp-Automatik in Kombination mit Rekuperationsfunktion zur Bremsenergierückgewinnung wie in Hybriden. Dabei muss die Batterie schnell mit der aus dem Bremssystem zurückgewonnenen Energie aufgeladen werden.
Auch E-Fahrzeuge sind, neben der Hochvolt (HV-)Batterie für den Antrieb, in der Regel mit einem Niedervolt-Energiespeicher in Form der langlebigen 12V-AGM-Batterie zur Versorgung der Verbraucher im Bordnetz ausgestattet. Der Aufbau der wartungsfreien Energiekomponente basiert auf einer integrierten Blei-Säure-Technologie, bei der ein absorbierendes Glasvlies zwischen den Bleiplatten die gesamte Säure der Batterie aufnimmt und bindet. Dadurch wird eine hohe Zyklenfestigkeit mit geringer Selbstentladungsrate erzielt. Die Batterie lässt sich also ohne besonderen Leistungsverlust immer wieder laden und entladen. Varta Automotive spricht von dreifacher Zyklenlebensdauer im Vergleich zu konventionellen (EFB- oder Standard-Blei-) Batterien.
Clarios fertigt mit seiner Marke Varta Automotive unter anderem Standard-Blei-, robustere EFB- sowie besonders leistungsfähige AGM-Batterien, wobei letztere in der Spezifikation für Verbrenner- oder Fahrzeuge mit elektrischem Antrieb unterschieden werden. Die für Hybride, Plug-in-Hybride und batterieelektrische Fahrzeuge ausgelegte Version wird mit „AGM xEV“ bezeichnet.
Varta Automotive in Region EMEA stärken
Clarios betreibt gegenwärtig in der Region EMEA insgesamt 11 Produktionswerke sowie zwei Recyclingwerke für Bleisäurebatterien. Wie aus der Pressemeldung hervorgeht, will der Konzern künftig verstärkt weltweit in Projekte zur Herstellung von AGM-Batterien investieren und so die Position der Aftermarket-Marke Varta Automotive in der EMEA-Region durch eine optimierte und schnellere Versorgung der Kunden besser positionieren. Die genannten 150 neuen Arbeitsstellen werden sich auf die Länder Deutschland, Spanien, Tschechische Republik sowie Frankreich verteilen, heißt es. Mit der Erweiterung könnten zudem Produktionscluster gebildet werden die es ermöglichten, „in der Region für die Region“ EMEA zu fertigen.
Gesteigerter Stromhunger
Im Zuge von Elektrifizierung, Digitalisierung und Kreislaufwirtschaft unterliegt die Automobilindustrie gegenwärtig starken Veränderungsprozessen, begründet Clarios seine Aktion:
„Die Plattformen werden zunehmend komplexer und benötigen immer mehr Strom. Dadurch wird die Entwicklung fortschrittlicher Niedervoltsysteme noch sehr viel wichtiger, um die benötigte Energie für Leistung und Sicherheit bereitstellen zu können.“
Clarios meint, dass der globale Bedarf an fortschrittlichen Niedervoltsystemen wohl bis 2030 jährlich um sieben Prozent anwachsen werde. In diesem Umfeld, so der Bericht, seien AGM-Batterien von großer Bedeutung für die „nachhaltige Mobilität“. Denn sie könnten die optimale Leistung und die wichtigen Sicherheits- und Komfortfunktionen „sowohl in Elektrofahrzeugen als auch in modernen Nutzfahrzeugen“ gewährleisten. Nicht zuletzt könnten sie auch in Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor kraftstoffsparende Funktionen wie die Start-Stopp-Technologie unterstützen.
Marktführer in Europa
Laut eigenen Angaben ist der Konzern, zu dem neben der Marke Varta Automotive zum Beispiel auch Optima gehört, in Europa der führende Anbieter von fortschrittlichen Batterielösungen. In dieser Region seien sieben von zehn Neufahrzeugen mit Start-Stop-Technologie mit AGM-Batterien von Clarios ausgestattet. Außerdem sollen schon über 90 Prozent der elektrisch betriebenen Fahrzeuge in Europa die speziellen AGM-Batterien für E-Fahrzeuge enthalten, die Varta Automotive im letzten Jahr auch für die zukünftige Versorgung auf den Markt gebracht hat.
Fokus auf Umbau und Automatisierung des Werks in Hannover
Laut Meldung soll das deutsche Werk in Hannover, dem Sitz der europäischen Clarios-Zentrale, die größte Ausweitung erfahren. Mit dem Geld werden laut Angaben überwiegend neue Anlagen finanziert, die die Prozesse optimieren und „den Standort auf fortschrittliche Batterietechnologien umstellen“ sollen, „einschließlich der Kastenproduktion“, wie es heißt. Um die Produktion zu steigern und zugleich die dortigen Arbeitsplätze abzusichern werde man zudem das Werk in großem Umfang automatisieren, sagt Werner Benade, President EMEA bei Clarios.
Verlagerung von Abläufen in die Tschechische Republik
Um den für die Umbaumaßnahmen erforderlichen Platz im Werk zu schaffen, hat man bereits einen bedeutenden Anteil der Produktion konventioneller Batterien sowie fortschrittlicher EFB (Nass-) Batterien zur Belieferung der Fahrzeughersteller nach Česká Lípa verlagert und den dortigen Standort erweitert. So will man hier zunehmend auch Kunststoffgehäuse für AGM-Batterien sowie Kleinteile wie Stopfen und Griffe herstellen. Auch sollen durch eine Erweiterung dieses Standorts noch zusätzliche Kapazitäten geschaffen werden: so plant man den Ausbau des Werksgebäudes und will für neue Produktionsmaschinen einen zweistelligen Millionenbetrag ausgeben.
Zwickau zum weltweit größten AGM-Werk gemacht
Im ostdeutschen Zwickau befindet sich bereits das weltweit größte Produktionswerk für AGM-Batterien. Auch hier hat man laut Meldung die Jahreskapazität durch eine Investition von mehreren Millionen Euro deutlich gesteigert. So heißt es: „Seit Beginn der AGM-Produktion im Jahr 2002 hat das Werk in Zwickau über 80 Millionen Batterien ausgeliefert“. Über das Erreichen der Rekordmarke berichtete das Unternehmen vor knapp einem Jahr.
Wachsendes Recycling in Rheinland-Pfalz
Neben der Produktion der fortschrittlichen Blei-Säure-Batterien betreibt Clarios auch Recyclingwerke für die Stromspeicher. So recycelt der Betrieb im rheinland-pfälzischen Krautscheid parallel zur Expansion der AGM-Produktion folglich immer mehr Bleilegierungen der in AGM-Batterien verwendeten Gitter.“Das Werk in Krautscheid ergänzt damit die Ausweitung der Kapazitäten im mitteleuropäischen Produktionsnetzwerk, womit die Belieferung der Fahrzeughersteller in der Region sowie auch der Ersatzteilmarkt sichergestellt sind“, so Clarios.
Vier spanische Standorte erweitert
Auch in Spanien besteht ein Produktionnetzwerk. Hier sollen künftig die zuvor in Hannover produzierten konventionellen EFB-Batterien für die Fahrzeughersteller in den Werken im nordspanischen Burgos sowie im Batteriekasten-Werk im südostspanischen Ibi vom Band laufen. Um zur Produktionserweiterung die Anlagen von Hannover dorthin zu verlagern, tätigt man „Investitionen in niedriger Millionenhöhe“ in beiden spanischen Niederlassungen. Bereits in den letzten drei Jahren seien in das rund siebzig Kilometer südlich von Valencia gelegene Werk in Ibi mehrere Millionen Euro geflossen. Eine weitere Fertigungsanlage ist ein Stück südlicher in Guardamar zu finden. Um dort künftig um 50 Prozent mehr PowerFrame-Gitter für EFB-Batterien anfertigen zu können, wird in eine weitere Produktionslinie investiert. Und für das Recycling schließlich ist das Werk im zentralspanischen Medina del Campo zuständig. Der Standort verwertet das Blei aus alten Batterien und dient bereits seit 2022 als „wesentlicher Bestandteil der internen Lieferkette“.
Mit den Investitionen sowie der AGM-Technologie von Varta soll sichergestellt werden, dass die Kunden im Fahrzeughersteller- und Ersatzteilgeschäft auch künftig „die besten und effizientesten Batterien“ bekommen, sagt Benade. Daher wolle man auch weiterhin dafür sorgen, dass Produkte für alle Antriebe verfügbar bleiben:
„Wir werden auch weiterhin alle elektrischen und sicherheitsrelevanten Funktionen in allen Fahrzeugtypen noch eine lange Zeit unterstützen. Wir treiben unsere Lösungen für die Transformation der Automobilindustrie voran, indem wir die Trends der Elektrifizierung, Digitalisierung und Kreislaufwirtschaft umsetzen.“
Clarios ist nach eigenen Angaben der weltgrößte Hersteller von Autobatterien. Zu den Marken des Unternehmens mit Hauptsitz am Lake Michigan im US-Bundesstaat Wisconsin gehören mehrere Fahrzeugbatteriehersteller überwiegend in Nord- und Südamerika, im europäischen und asiatischen Raum. In Europa am bekanntesten wird der deutsche Spezialist für Batterietechnologien Varta sein, deren Autobatterie-Sparte 2002 von Johnson Controls, dem späteren Clarios, übernommen wurde. „Eines von drei Fahrzeugen weltweit treibt ein Clarios-Produkt an“, schreibt der Konzern, der in über 100 Ländern rund 17.000 Mitarbeiter beschäftigt und über mehr als 50 Standorte weltweit verfügt. Der Konzern seinerseits gehört seit 2020 zur kanadischen Vermögensverwaltungsfirma Brookfield.
Unter dem Dach von Clarios, bis Anfang 2019 unter dem Namen Johnson Controls Power Solutions firmierend, werden Niedervolt-Stromspeicher für Verbrennermotoren, hybride und elektromobile Fahrzeuge gefertigt, die den modernen Anforderungen von Start-Stop-Funktionen und fortschrittlicher Assistenzsysteme entsprechen. Allein in den USA verfügt Clarios über 16 Produktionsstätten und beschäftigt etwa 5.800 Mitarbeiter. Der deutsche und zugleich europäische Hauptsitz der Clarios-Gruppe mit rund 1.300 Mitarbeitern befindet sich in Hannover. Dort ist auch die Sparte Clarios Varta ansässig.
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