CONFERENCE DAYS 2023: Die Transformation lässt sich nicht ausbremsen
Nachhaltigkeit wird in den kommenden Jahren immer elementarer werden. Hersteller sind dabei ebenso in der Plicht wie die Politik. Die einen müssen die technischen Lösungen bieten, während die anderen für die richtigen Rahmenbedingungen zu sorgen haben. Überraschend große Einigkeit herrschte hier in der Diskussionsrunde der Zeitung Transport bei den CONFERENCE DAYS 2023. Die spannende Frage, die Chefredakteurin Christine Harttmann ihren Gästen stellte, lautete: „Pandemie, Krieg, Rohstoffknappheit – eine Krise folgt der nächsten. Wie kann die Branche diesen Herausforderungen begegnen?“
Für Julian Allendorf, bei der Schmitz Cargobull AG als Leiter Projekt Management Office & Public Affairs verantwortlich, sind Innovationen ein wichtiger Schlüssel zum Erfolg. Diese hätten strategische Priorität im Unternehmen, versicherte er in seinem einleitenden Impulsvortrag. Nochmal ambitionierter äußerte sich Ulrich Loebich, der für Mercedes-Benz Lkw den Vertrieb Übersee leitet. An den Führungsambitionen von Daimler Truck AG ließ er keinen Zweifel aufkommen:
„Wir haben ganz klar die Vision, dass wir die Transformation mit anführen und gestalten wollen.“
Dabei hat die Branche eine durchaus harte Zeit hinter sich.
„Der Verlust des russischen Marktes war ein harter Einschnitt“, berichtet Paul Stempfle, der bei Kögel Vorentwicklung und Supply Chain Management leitet.
Für den Hersteller sei der Absatz in der gesamten Region weggefallen. Darüber hinaus fehlten schlagartig alle Materialien, die das Unternehmen bisher von dort bezogen habe.
„Der Verlust des russischen Marktes war ein enormer Einschnitt“, erinnert sich auch Julian Allendorf.
Als Beispiel nannte er Holz. Russland war einmal ein wichtiger Lieferant dafür. Nach Ausbruch des Krieges versiegte die Qualle dann aber. Das gesamte produzierende Gewerbe musste sich nach Ersatz umschauen. Ulrich Loebich erinnert an den Halbleiter-Mangel im Pandemiejahr 2021. Ende 2022 waren dann die Logistikkapazitäten limitiert. Überhaupt habe die Volatilität in den Lieferketten zugenommen, waren sich die Diskutanten einig. Als wichtigen Erfolgsgaranten in dieser Situation identifizierten sie Flexibilität. Die helfe schnell, sich neu zu priorisieren und agil auf Veränderungen reagieren zu können.
Dass der deutsche Markt im europäischen Vergleich besonders große Probleme in den Lieferketten, der Verfügbarkeit von Zulieferteilen oder Preisstabilität habe, wollte Julian Allendorf so nicht bestätigen. Die Erfahrung in anderen Werken von Schmitz Cargobull zeige, dass die Situation überall ähnlich sei. Einzig die Energiekosten, die seien „ein Treiber, der für Deutschland besonders ist“.
Auswirkungen auf die Transformation bleiben da nicht ganz aus. Zwar gehen die Hersteller den Weg der Transformation konsequent weiter, das hat im September die IAA Transformation gezeigt, aber für die Kunden können die Energiepreise entscheidend sein. Die deutliche Verteuerung der Strompreise habe sich da nicht positiv ausgewirkt, formulierte Ulrich Loebich vorsichtig.
„Die Volatilität der Preise von Energieträgern hat nochmal eine ganz neue Qualität gefunden“, erinnert sich auch Julian Allendorf im Rückblich auf das vergangene Jahr. Für die Transformation bedeute das eine größere Unsicherheit. Im Raum stehe die Frage:
„Wie können wir uns auf den Energieträger Strom verlassen?“
Allendorf macht klar, wie wichtig verlässliche Rahmenbedingungen sind. Und die sind auf Europäischer Ebene momentan etwas schwierig. Nicht weil, so sieht es Ulrich Loebich, ein CO2-Reduktinsziel für die Lkw-Flotten von 90 Prozent bis 2040 zu ambitioniert ist. Die Daimler Truck AG strebt selbst an, bis 2039 in den Triade-Märkten CO2-frei zu sein. Die Schwierigkeit sieht er in den Zwischenschritten.
30 Prozent bis 2030 – da sieht er ein wirtschaftliches Risiko für die Industrie. Generell gelinge die Transformation nur im Zusammenspiel dreier Multiplikatoren. Da ist zum einen die technische Verfügbarkeit der Lösungen. An dieser Stelle sind die Hersteller in der Pflicht. Aber es muss eben auch die nötige Infrastruktur geben – für Strom ebenso wie für Wasserstoff. Eine besondere Herausforderung bei der Infrastruktur sei allerdings die Quelle der Energie. Denn, so Loebich:
„Wir brauchen grünen Strom!“
Und schließlich, für die Transportunternehmen ganz wichtig, man muss zu einer Kostenparität kommen. Loebich spricht hier von einer besonderen Verantwortung auf politischer Seite.
Die bis 2030 geplante Fortführung der Abgasnomen mit Euro VII hält er dagegen für kontraproduktiv. Da würden Milliarden in die Aktualisierung von Diesel-Motoren fließen. Loebich nennt das zumindest „diskussionsbedürftig“.
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