CONFERENCE DAYS 2023: Varta zeigt Trends bei Nutzfahrzeugbatterien

Im Rahmen der Conference Days 2023 gibt Batterieexperte Patric Rückert von Varta Einblicke in den Nfz-Batteriemarkt 2023. Er verrät auch, warum in batterieelektrischen Lkw trotz großer Antriebsbatterie die kleine 12-Volt-Batterie wichtig bleiben wird.

Batterieexperte Patric Rückert gab bei den Conference Days 2023 Einblicke in die aktuelle Batterietechnik bei Varta. | Bild: HUSS VERLAG
Batterieexperte Patric Rückert gab bei den Conference Days 2023 Einblicke in die aktuelle Batterietechnik bei Varta. | Bild: HUSS VERLAG
Tobias Schweikl
(erschienen bei PROFI-Werkstatt von Tobias Schweikl)

Während der Conference Days 2023 widmete sich Patric Rückert, Nutzfahrzeugtechniker bei Varta, dem Batteriemarkt bei Nutzfahrzeugen. Laut einer von den Batterieexperten durchgeführten Marktstudie unter Nutzfahrzeugflotten, gäbe es in Deutschland einen eindeutigen Grund, warum es zu Batterieproblemen in den Fahrzeugen kommt: die Batterie wird immer stärker belastet.

Zunächst einmal nehme die Anzahl der angeschlossenen Verbraucher in der Fahrerkabine zu. Alleine, dass ab 2016 die Standklimaanlage zum Standard zähle, habe die Batterieprobleme in die Höhe schnellen lassen. Aber auch sinkende Fahrzeiten (und damit steigende Ruhezeiten) belasten die Batterie über die Annehmlichkeiten in der Fahrerkabine. Mikrowelle und Kaffeemaschine machen das Leben angenehmer, ziehen aber auch reichlich Strom.

Auch Energiesparfunktionen wir Ecoroll und Ecoboost belasten laut Varta die Batterie. In den Rollphasen koppeln diese zum Spritsparen entweder die Lichtmaschine ab oder stellen Motor gleich ganz aus – und die Batterie muss in dieser Zeit ohne Aufladung auskommen. In bergigen Gegenden, so will Varta gemeinsam mit Scania herausgefunden haben, können sich diese Gleitphase auf bis zu eine Stunde am Tag aufsummieren.

Begleitet werden diese höheren Verbrauchsbelastungen der Nfz-Batterie durch eine verstärkte mechanische Belastung: die baulichen Anforderungen von Euro 6 und Adblue-Tanks hätten die Batterien konstruktiv im Lkw immer weiter nach hinten wandern lassen. Dort aber sei die Batterie stärkeren Vibrationen ausgesetzt, was wiederum der Blei-Säure-Batteriechemie stark zusetzt.

Passend zu diesen veränderten Anforderungen an Nutzfahrzeug-Batterien auch die Schadensbilder, die der Batterieexperte nennt: Tiefentladung mit 61 Prozent und unzureichende Ladung mit 26 Prozent seien für den überwiegenden Anteil aller Ausfälle verantwortlich. Beschädigte Verbindungen (6 Prozent), Produktionsfehler (1 Prozent) sowie das Ende der Batterie-Lebensdauer (1 Prozent) finden sich weit abgeschlagen.

Was aber macht nun Batterien kaputt? Neben den bereits erwähnten Vibrationen ist es vor allem die Tiefentladung, die eine Batterie schneller altern lässt. Am wohlsten fühle sich der Energiespeicher zwischen 12,5 und 60 Prozent Ladezustand.

Die richtige Batterie

Als Anforderung für moderne Nutzfahrzeugbatterien definiert Varta damit eine hohe Zyklenfestigkeit in Verbindung mit hoher Vibrationsbeständigkeit. Im Portfolio des Herstellers erfüllten das vor allem die „Varta Pro Motive EFB“ und die „Pro Motive AGM“, die auch Tiefentladung standhalte.

Die EFB (Enhanced Flooded Batterie, verbesserte Nassbatterie) wirke der Säureschichtung in der Batterie entgegen und bilde auch bereits erste Hotelfunktionen ab. Sie sei aber noch keiner Standklimaanlage gewachsen.

Für diese Leistungsklasse gibt es bei Varta die AGM (Absorbant Glas Mat)-Batterie, bei der das Elektrolyt in einem Glasflies gebunden ist. Sie sei die robusteste Batterie im Angebot des Herstellers und für die Rekuperation ideal. Man könne mit ihr auch Kraftstoff sparen, weil damit der Fahrzeugmotor auf dem Parkplatz damit aus bleiben könne. Bis zu 18 Liter ergäbe das bei drei Liter Kraftstoffverbrauch im Leerlauf und sechs Stunden eingesparter Leerlaufzeit. Bei einem Kraftstoffpreis von zwei Euro pro Liter also immerhin 36 Euro pro Fahrzeug und wöchentlicher Ruhezeit, rechnet Varta vor.

12-Volt-Batterien im Elektro-Lkw

Die Rolle der 12 Volt Batterie werde sich übrigens auch im E-Lkw bzw. im E-Bus nicht abschwächen. Trotz Hochvoltbatterie im Fahrzeug sei nämlich immer noch eine 12-Volt-Batterie (24 Volt im Bus) verbaut. Diese speise im Fahrzeug Verbraucher wie etwa das Türsystem, Licht und die Navigation. So könne eine defekte 12-Volt-Batterie das Fahrzeug auch lahmlegen, selbst wenn die Antriebsbatterie voll aufgeladen und funktionstüchtig ist. Auch der Energiedurchsatz werde sich bei vollelektrischen Fahrzeugen weiter erhöhen, so die Prognose von Varta.

Hilfestellung in Batteriefragen bietet Varta über ein kostenloses Partnerportal. Nach Anmeldung gibt es dort eine fahrzeugspezifische Batteriesuche, einen Batteriekostenrechner sowie ein Flottenprogramm, Produktübersichten und Downloads. Kfz-Techniker vor Ort schult Varta zudem über den sogenannten „Varta Van“, mit dem man auch Kunden besuche.

Abschließend weißt Varta noch darauf hin, dass man stets versuche, alte Batterien zurück zu bekommen, um das Blei wieder zu verwerten. Der Vorgang laufe über ein Rücknahmesystem bei Handelskunden. Auch die AGM-Batterien ließen sich gut recyclen, nur das Glasfließ müsse stofflich verwertet werden.

Angesprochen auf die künftige Preisentwicklung von AGM-Batterien, gäbe es zwei Einflussfaktoren: kurzfristig herrsche am Markt durch die Energiekrise und außergewöhnliche Umwelteinflüsse eine akute Bleiknappheit. Es fehle laut Varta Blei für ungefähr eine Million Batterien. Langfristig würde der Effekt aber auslaufen und der Preis für AGM-Batterien könnte durch die größere Verbreitung sinken, so der Experte.

Weitere spannende Panels und Session finden täglich online auf Conference-Days.de statt.