CONFERENCE DAYS 2024: Künstliche Intelligenz in der KEP-Branche
Wer hat Angst vor der KI? In der Branche offenbar niemand, wie die Session. "KI in der Spedition. Fluch oder Segen?" im Rahmen der CONFERENCE DAYS 2024 von der Zeitung Transport und dem HUSS-VERLAG ergab. Zumindest, wenn man Marten Bosselmann, Vorsitzender des Bundesverband Paket- und Expresslogistik (BPEX) und Wolfgang Schmid, Head of Central Region beim Telematik-Spezialisten der Bridgestone-Tochter Webfleet glaubt, erwartet uns geradezu ein "goldenes Zeitalter" in der KEP-Branche.
Das betrifft vor allem auch den Klimaschutz: Denn mit Hilfe von Künstlicher Intelligenz sollen sich die Abläufe deutlich effizienter gestalten lassen, was Ökonomie und Ökologie gleichermaßen dient, wie Bosselmann darlegt. Sprich: Präzisere und zuverlässigere Lieferung mit weniger Umwegen und punktgenauer Zustellung. Der Kunde wird zum "Regisseur seiner Sendung", schwärmt Bosselmann, weil er diese exakt verfolgen und im Zweifel auch noch an einen anderen Ort liefern lassen kann.
Die Routenoptimierung werde permanent aktualisiert, man könne Zwischen- oder Tagesrandzeiten nutzen oder Staus wegen Unfällen umfahren. Künftig ließen sich vielleicht sogar Busspuren adaptiv für Zusteller nutzen, hierzu sei man in Gesprächen mit der Politik und den Verantwortlichen, berichtet Bosselmann. Perspektivisch rechnet er mit raschem Ausbau der autonomen oder teilautonomen, KI-gestützte Anwendungsszenarien, die nicht so sehr an technischen, sondern vielmehr an rechtlichen Hürden hängen würden. Das sei nicht zuletzt ein Sicherheitsfaktor, etwa wenn kniffelige Verkehrssituationen schneller erkannt und gebannt würden.
Damit ließen sich mittelfristig aber noch größere Entlastungen für die Fahrer schaffen, die sich dann auf den Zustellprozess konzentrieren könnten. Die Abfrage von Kundenzufriedenheit sei leichter möglich, was wiederum weitere Verbesserungen realisieren lasse. Überhaupt sei die permanente Lernfähigkeit der Künstlichen Intelligenz ein großer Pluspunkt.
Auch die Abläufe in der Dispo ließen sich beschleunigen, wenn etwa Zollformalitäten oder Rechnungslegung rapide erledigt werden. Im Hinblick auf die tendenziell eher steigende Flut an Formalitäten etwa mit dem neuen Postgesetz könne KI den Aufwand abmildern. Auch in der vorgelagerten Automatisierung im Lager mittels KI und Robotik stecken für Bosselmann große Potenziale zur Effizienz- aber auch Komfortsteigerung. Schließlich ließen sich etwa Saisonwaren oder Anlasswaren wie etwa zur EM von der KI antizipieren und entsprechend vorhalten.
Videotelematik wird mit KI erst richtig möglich
Vor allem der Bereich Wartung und Service birgt aus Sicht des Webfleet-Managers Wolfgang Schmid gewaltiges Potenzial, das teils heute schon ausgehoben wird, wie er darlegt. So könne man ganz andere Datenmengen als früher erstens übertragen und zweitens diese mit KI auch qualifiziert auswerten. Eine KI könne sogar Soundfiles aus dem Fahrzeug analysieren auf Fehler. Auch in der Videotelematik liegen große Möglichkeiten, die Abläufe zu effektivieren.
Einig waren sich die Verantwortlichen, dass in Summe KI auch ein Standort- und Wettbewerbsfaktor sei, den man nicht vernachlässigen dürfe. Letztlich steigere der Einsatz künstlicher Intelligenz so auch den Wohlstand und das Wachstum, vielleicht auch, die traditionell mäßigen Margen in der Branche anzuheben, wirbt Bosselmann für einen furchtlosen Umgang damit, zumindest im Bereich Transport und Logistik. Und für Fahrer resultiere daraus ein angenehmeres und schließlich auch längeres Arbeitsleben. Nur eines könne KI nicht: Analoge Zustellzonen ersetzen, meinte Bosselmann und begrüßte "en passent" das Ende der Blockade der Straßenverkehrsrechts-Reform im Vermittlungsausschuss.
Für Wolfgang Schmid, der seit Jahrzehnten in der Telematik tätig ist, wollen die Leute einen "guten Job machen" und dabei helfe ihnen KI-Einsatz. Es nütze daher nichts, KI zu diskreditieren, sondern bei allen berechtigten ethischen Fragen klug zu nutzen. Denn sie kommt so oder so. Schmid meint sogar: KI ist schon da. Und sie funktioniert.
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