Cyberkriminalität gehört für Unternehmen zu den größten Geschäftsrisiken. Aufgrund verknüpfter Systeme, sensibler Daten wie Kundeninformationen, Frachtdetails und Sendungsverläufen sind Logistikunternehmen dabei besonders anfällig für solche Angriffe von außen. Sie sorgen nicht nur für eine Betriebsunterbrechung, sondern haben auch eine hohe öffentliche Wahrnehmung. Neben den finanziellen Kosten droht im Zweifel zusätzlich ein Reputationsschaden.
Zwar sind sich viele Logistikunternehmen des Risikos bewusst, jedoch wissen sie oft nicht, wie sie sich verhalten sollen und welche Sicherheitsmaßnahmen sie umsetzen sollen. Dies zeigt sich etwa daran, dass viele Unternehmen auf die Lösegeldforderung der Erpresser eingehen. Auch weil etliche Mythen rund um das noch recht neue Thema ranken.
Etwa denken vor allem kleine Unternehmen, dass sie aufgrund ihrer Größe kein attraktives Ziel für Cyberkriminelle sind. Tatsächlich hat sich der Fokus auf kleinere Unternehmen verschoben. Und das aus gutem Grund: Kleinere Betriebe verfügen häufig über weniger Ressourcen für Cybersicherheit und sind dadurch leichter angreifbar.
Angesichts des bestehenden Risikos sollten Logistiker unabhängig von ihrer Größe daher das Thema Cybersicherheit priorisieren. Eine systematische Analyse der eigenen Sicherheitsanforderungen und gezielte Investitionen in IT-Schutzmaßnahmen sind dabei essenziell.
Überblick über genutzte Systeme verschaffen
Bevor eine Sicherheitsstrategie entwickelt wird, gilt es, sich zunächst mit der bestehenden IT-Infrastruktur vertraut zu machen. Eine Übersicht über die genutzten Systeme und wie sie miteinander verbunden sind gehört ebenso dazu wie eine Schwachstellenanalyse. Sie hilft potenzielle Risiken zu identifizieren und zu priorisieren.
Ein wichtiger Schritt ist außerdem, Präventivmaßnahmen zu implementieren, mit denen Logistiker aktiv Einfallstore für Cyberkriminelle verkleinern können. Dazu gehören beispielsweise folgende vier Punkte:
- Back-ups: Regelmäßige Sicherheitskopien, die an einem sicheren, externen Ort verwahrt werden, sind zentraler Bestandteil einer guten IT-Sicherheitsstrategie. Damit sich wichtige Unternehmensinformationen nach einem Angriff schnell wiederherstellen lassen, sollten sie außerdem regelmäßig getestet werden. Auf diese Weise legen Logistiker einen soliden Grundstein, dass sie ihren Geschäftsbetrieb im Falle eines Angriffs schnellstmöglich fortsetzen können.
- Passwortmanagement und Zugangsbeschränkung: Passwörter sollten nicht nur regelmäßig aktualisiert werden, sondern auch strengen Richtlinien folgen. Sie sollten z. B. aus 8-12 Zeichen bestehen und Großbuchstaben, Kleinbuchstaben, Ziffern, Sonderzeichen enthalten. Hierfür sollten Betriebe klare Leitlinien definieren oder ihren Mitarbeitenden eine Vorlage an die Hand geben. Außerdem ist es sinnvoll, eine Zwei-Faktor-Authentifizierung zu nutzen. Systeme oder Daten sollten übrigens nicht für alle Mitarbeitenden zugänglich sein. Nur Teammitglieder, die diese für ihre Arbeit benötigen, sollten Zugriff haben.
- Schulungen und Awareness-Trainings: Häufig versuchen Angreifer über Mitarbeitende an vertrauliche Infos zu kommen. Dazu geben sie sich als eine bekannte Person aus oder versenden sogenannte Phishing-E-Mails. Bei ungeschulten Mitarbeitenden besteht das Risiko, dass sie verdächtige E-Mails und Nachrichten nicht erkennen können. Um aus Teammitgliedern eine starke Abwehr gegen Cyberangriffe zu machen, sollten sie regelmäßig geschult und sensibilisiert werden.
- Incident-Response-Plan: Da sich Cyberangriffe in einer digitalisierten Welt ständig wandeln, kommen sie auch bei großer Vorsicht vor. Genau für solche Fälle sollten Firmen einen Notfallplan parat haben. In diesem sogenannten Incident-Response-Plan trainieren Unternehmen, ähnlich einer Feuerübung, für den Ernstfall. Kommt es zu einer Sicherheitsverletzung, wissen sie, wie sie sich verhalten müssen und welche zentralen Kommunikationsschritte sie befolgen sollen.
Cyberversicherung für umfassenden Schutz
Neben den genannten Präventivmaßnahmen ist eine Cyberversicherung ein weiterer zentraler Baustein eines ganzheitlichen Präventionsansatzes. Denn sie sichert den Betrieb gegen die finanziellen Folgen von Cyberangriffen ab und ergänzt die IT-Sicherheitsstrategie somit sinnvoll.
Bei der Auswahl einer passenden Cyberversicherung sollten Logistikunternehmen darauf achten, dass die Cyberversicherung nicht nur Schadensfälle abdeckt, sondern den Versicherungsnehmer mit proaktiven Maßnahmen zur Risikominimierung unterstützt.
Dies umfasst beispielsweise Vorlagen für einen IT-Krisenplan mit konkreten Handlungsschritten, Checklisten für Sicherheits-Patches, Back-ups und relevante Kontaktdaten. Aber auch ein KI-basierter wöchentlicher Angriffsoberflächen-Scan kann dazu gehören. Mit ihm lassen sich Schwachstellen proaktiv identifizieren und beheben, bevor sie externe Angreifende ausnutzen. Dank der Kombination aus umfassendem Risikoscan und präzisen Risikofragen lässt sich zudem der Antragsprozess stark verkürzen.
Übrigens: Im Erstgespräch mit der Cyberversicherung kann es durchaus sinnvoll sein, bereits einen Sicherheitscheck durchzuführen. Dadurch erhalten Logistiker und Versicherungsanbieter Klarheit über den aktuellen IT-Sicherheitsstand des Unternehmens. Mögliche Fragen können anschließend zusammen mit dem Versicherungsmakler und den Cyberversicherungsexperten geklärt werden.
Cyberschutz sichert einen Wettbewerbsvorteil
In einer zunehmend komplexen Bedrohungslandschaft ist Cybersicherheit für Logistikunternehmen keine Option, sondern eine strategische Notwendigkeit. Ein systematischer Ansatz, der über technische Schutzmaßnahmen hinausgeht und beispielsweise eine Cyberversicherung einbezieht, hilft nicht nur, Daten und Prozesse zu schützen. Vielmehr wird Cybersicherheit zu einem echten Wettbewerbsvorteil: Sie stärkt das Vertrauen von Kunden und Partnern, sichert reibungslose Abläufe und positioniert Unternehmen als verlässliche Akteure in einem digitalisierten Marktumfeld.
Der Autor
Vincenz Klemm ist Mitgründer und CEO von Baobab Insurance, einem digitalen Spezialversicherer technischer Risiken. Vor der Gründung des Unternehmens hat er in San Francisco das InsurTech Gabi mitgegründet und zu einem der führenden Online-Versicherungsmakler der USA aufgebaut.
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