Werbung
Werbung

Daimler Truck: Eine Million Notbremsassistenten

Im Jahr 2006 vorgestellt, wurde der aktive Rettungsanker mittlerweile mehr als eine Million Mal in Daimler-Lkw verbaut. Weitere Assistenzsysteme sollen die Sicherheit von Fahrer und Verkehrsteilnehmern verbessern.

Der aktuell verfügbare Notbremsassistent der fünften Generation (ABA 5) verwendet eine Kombination aus Radar- und Kamerasystem. Er soll die Gefahr eines Unfalls mit einem vorausfahrenden Fahrzeug, einem stehenden Hindernis oder einer querenden, entgegenkommenden oder in der eigenen Spur laufenden Person erkennen.(Foto: Daimler Trucks)
Der aktuell verfügbare Notbremsassistent der fünften Generation (ABA 5) verwendet eine Kombination aus Radar- und Kamerasystem. Er soll die Gefahr eines Unfalls mit einem vorausfahrenden Fahrzeug, einem stehenden Hindernis oder einer querenden, entgegenkommenden oder in der eigenen Spur laufenden Person erkennen.(Foto: Daimler Trucks)
Werbung
Werbung
Johannes Reichel
(erschienen bei Transport von Anna Barbara Brüggmann)

Laut Nutzfahrzeug-Unfallforschung von Daimler Truck, die seit 1972 mit ihren Analysen zu weiteren Fahrzeug-Optimierungen beitragen soll, können die im Fahrzeug verbauten Systeme der passiven und aktiven Sicherheit in vier Phasen unterstützen: während der Fahrt, bei Gefahr, bei einem Unfall sowie nach einer Kollision.

Das Unternehmen verfolge den Ansatz, herstellerseitig für eine sehr hohe Sicherheit der Fahrzeuge zu sorgen. So wurde im Jahr 1981 das Antiblockiersystem ABS für Lkw von Mercedes-Benz Trucks eingeführt, darauf folgte ein paar Jahre später die Antriebsschlupfregelung ASR und zur Einführung des ersten Actros 1996 das Elektronischen Bremssystem EBS.

Im Jahr 2000 kamen dann der Abstandshalte-Assistent und der Spurassistent auf den Markt und 2001 das Elektronische Stabilitätsprogramm ESP für Lkw. Die zweite Generation des Actros wurde im Jahr 2002 mit Rückrollsperre als Anfahrhilfe und Bremsassistent ausgestattet.

Aktiver Brems-Assistent

Mit dem 2006 eingeführten Active Brake Assist (ABA) konnte dem Hersteller zufolge erstmals ein Lkw innerhalb der Systemgrenzen eine Vollbremsung einleiten. Die Funktionen des ABA wurden kontinuierlich erweitert, so die Angaben des Unternehmens. Der aktuell verfügbare Notbremsassistent der fünften Generation (ABA 5) arbeitet laut Hersteller mit einer Kombination aus Radar- und Kamerasystem.

Zunächst erfolge eine optische sowie akustische Warnung, wenn das System die Gefahr eines Unfalls mit einem vorausfahrenden Fahrzeug, einem stehenden Hindernis oder einer querenden, entgegenkommenden oder in der eigenen Spur laufenden Person erkennt.

Reagiert der Fahrer nicht adäquat, könne das System in einem zweiten Schritt eine Teilbremsung einleiten. Bei dennoch drohender Kollision, kann der ABA 5 eine automatisierte Vollbremsung vollziehen – auf bewegte Personen bis zu einer Fahrzeuggeschwindigkeit von 50 km/h, so Daimler Truck.

Zuletzt werde dann bei Stillstand automatisch die neue elektronische Feststellbremse eingelegt. Seit 2006 wurde der automatische Notbremsassistent über eine Million Mal in Fahrzeugen von Daimler Truck verkauft.

Abbiege-Assistenten

Seit 2016 ist ab Werk für viele Modelle der Baureihen Actros, Arocs oder Econic der Abbiege-Assistent S1R erhältlich, der dazu beitragen soll, Unfälle mit Fußgängern und Radfahrern zu vermeiden. Seit 2019 steht er dem Hersteller zufolge auch für einige Modelle dieser Baureihen ab Baujahr 2017 als Nachrüstlösung zur Verfügung.

2021 kam mit dem Active Sideguard Assist (ASGA) zudem ein sogenannter aktiver Abbiege-Assistent auf den Markt. Das System soll den Fahrer vor auf der Beifahrerseite befindlichen und sich bewegenden Radfahrern, E-Scootern oder Fußgängern warnen und könne bis zu einer eigenen Abbiegegeschwindigkeit von 20 km/h auch eine automatisierte Bremsung bis zum Stillstand des Fahrzeugs einleiten, falls der Fahrer nicht entsprechend auf eine akustische und optische Warnung reagiert.

MirrorCam

Sowohl S1R als auch ASGA nutzen das Display MirrorCam – seit 2022 ist die zweite Generation des Spiegelkamerasystems verfügbar - mit jeweils zehn Zentimeter kürzeren Kameraarmen, was das geradeaus Rückwärtsfahren erleichtern soll, und neuen Bildparametern.

Außerdem soll eine verbesserte Farb- und Helligkeitsabstimmung die für die Fahrsituation relevanten Bereich noch exakter abbilden. Die optimierte MirrorCam soll dabei helfen, Situationen wie Überholen, Rangieren, Fahren bei schlechter Sicht und Dunkelheit, Kurvenfahrten und das Passieren von Engstellen sicherer und stressfreier zu bewältigen.

Teilautomatisiertes Fahren

2018 erlaubte laut Hersteller der Active Drive Assist (ADA) erstmals in einem Serien-Lkw teilautomatisiertes Fahren (Level 2). Das System ist optional erhältlich und soll - unter gewissen Voraussetzungen - den Fahrer aktiv bei der Längs- und Querführung des Lkw unterstützen.

Zudem kann es, so die Unternehmensangaben, automatisiert Abstand halten, beschleunigen sowie lenken, sofern die dazu notwendigen Systembedingungen gegeben sind, also zum Beispiel ein ausreichender Kurvenradius oder deutlich sichtbare Fahrbahnmarkierungen.

Komme der Fahrer einem vorausfahrenden Fahrzeug zu nahe, könne der ADA den Lkw selbstständig auf den eingestellten Abstand zum vorausfahrenden Fahrzeug abbremsen. Ist wieder genügend Abstand zum vorausfahrenden Fahrzeug hergestellt, könne das System das Fahrzeug wieder bis zur festgesetzten Geschwindigkeit beschleunigen.

Der ADA 2 – seit Juni 2021 erhältlich – verfügt zudem über eine Emergency-Stop-Funktion, mit der ein Nothalt eingeleitet werden kann, wenn erkannt wird, dass der Fahrer während der Fahrt beispielsweise aufgrund gesundheitlicher Probleme dauerhaft nicht mehr in das Fahrgeschehen eingreift.

Nach dem Stillstand könne das System automatisch die neue elektronische Feststellbremse einlegen und die Türen entriegeln. So sollen bei einem medizinischen Notfall die Rettungssanitäter oder Hilfeleistende direkt zum Fahrer gelangen können.

Die Spur halten

Der Spurhalte-Assistent soll den Fahrer vor einem drohenden Abkommen von seiner markierten Fahrspur durch ein akustisches und ein optisches Signal warnen. Eine Digitalkamera überwacht dazu permanent die Straße vor dem Lkw und soll bei markierter Fahrbahn gefährliche Abweichungen von der Spurhaltung erkennen.

Bei Fahrzeugen über 18 Tonnen ist meist auch ein Aufmerksamkeits-Assistent mit dem verbautem Spurhalte-Assistent dabei. Auch bei deaktiviertem Spurhalte-Assistent soll die Aufmerksamkeit des Fahrers anhand verschiedener Parameter überprüft werden und aus typischen Lenkmanövern des Fahrers eine nachlassende Konzentration erkannt werden.

Nach Erreichen einer kritischen Grenze bitten optische und akustische Signale den Fahrer oder die Fahrerin, eine Pause einzulegen. Der Aufmerksamkeits-Assistent ist laut Daimler ab einer Geschwindigkeit von etwa 60 km/h aktiv. Im Falle eines deaktivierten Spurhalteassistenten werde dieser mit der Warnung wieder automatisch eingeschaltet.

Für Stabilität und gegen Wanken

Die Schleudergefahr der Zugmaschine sowie von Sattelzügen vor allem bei Kurvenfahrten oder Ausweichmanövern reduzieren sollen der Stabilitätsregel- beziehungsweise Anhänger Stabilitätsregel-Assistent: In fahrdynamisch kritischen Situationen, wenn das Fahrzeug in Kurvenfahrten zum Unter- oder Übersteuern neigt, sollen sie die Bremskräfte an jedem einzelnen Rad gezielt regeln, die Motorleistung zurücknehmen und das mögliche „Einknicken“ des Sattelzuges durch gleichzeitiges dosiertes Abbremsen des Aufliegers verhindern.

Die aktive Stabilitätsregelung soll außerdem frühzeitig eine Kipptendenz von Sattelaufliegern erkennen. Falls der Trailer in lang gezogenen Kurven oder bei schnellen Spurwechseln vom Fahrer unbemerkt die Kippgrenze erreicht, werde damit die Geschwindigkeit des Sattelzugs automatisch bis zum Erreichen der vollen Fahrstabilität verringert.

Beim sogenannten Wankregel-Assistenten handelt es sich um ein System, das die Dämpfungshärte automatisch variabel auf die jeweilige Fahrsituation und Straßenbeschaffenheit einstellen soll. Sensoren sind dafür zuständig, die Vertikalbewegungen an der Vorder- und Hinterachse, den Bremsdruck, den Beladungszustand, die Fahrpedal-Bewegungen und die Geschwindigkeit zu ertasten, so der Hersteller.

Die Werte werden von der zentralen Regelelektronik erfasst, ausgewertet und als Steuerungssignale an die mit einem elektrisch steuerbaren Ventil ausgestatteten Stoßdämpfer übermittelt.

Verkehrszeichen erkennen und besser sehen können

Aber dann gibt es zum Beispiel noch den Verkehrszeichen-Assistenten. Er soll Fahrerin oder Fahrer bei der Erkennung bestimmter Verkehrszeichen in Echtzeit helfen und bis zu zwei davon im Kombiinstrument anzeigen. Das System erkenne Geschwindigkeitsbegrenzungen, Überholverbote und deren Aufhebung sowie Warnschilder.

Und beim Fernlichtassistenten wird verkehrsabhängig das Fernlicht automatisch ein- oder ausgeschaltet, was für eine möglichst gute Ausleuchtung der Fahrbahn sorgen soll.

Geräuschemacher für E-Fahrzeuge

Speziell für den eActros und den eEconic ist das externe Acoustic Vehicle Alerting System (AVAS) gedacht. Dabei sind zwei Lautsprecher – einer vorne und einer hinten - miteinander verbunden und am Fahrzeug angeschlossen, die je nach Fahrbedingung Töne für die Vorwärts- oder die Rückwärtsfahrt abspielen.

Das Vorwärtsgeräusch ahme ein leises Lüftergeräusch nach, bei der Rückwärtsfahrt werde ein „intermittierender Klang aus zwei Tönen“ abgespielt.

In jedem Fall sei es nach Angaben des Herstellers Ziel, den Fahrer innerhalb der Systemgrenzen beim Führen des Fahrzeugs so gut wie möglich zu unterstützen. Doch er bleibe, wie gesetzlich vorgeschrieben, zu jeder Zeit für das sichere Führen des Fahrzeugs in vollem Umfang verantwortlich.

Werbung
Werbung