Deutsche Post DHL: Corona-Krise treibt Paket-Geschäft

Dass man ein "Gewinner" der Krise sei, will Post-Chef Frank Appel so nicht formulieren. Aber Corona habe gezeigt, wie wichtig Logistik als Rückgrat der globalen Wirtschaft sei. Paketboom legt noch zu.

Zufrieden mit den Zahlen: Konzernchef Frank Appel und DPDHL-Aufsichtsratsvorsitzender Nikolaus von Bomhard. | Foto: DPDHL
Zufrieden mit den Zahlen: Konzernchef Frank Appel und DPDHL-Aufsichtsratsvorsitzender Nikolaus von Bomhard. | Foto: DPDHL
Johannes Reichel

Die Deutsche Post DHL Group hat auf der Jahreshauptsversammlung des Konzerns eine positive Bilanz gezogen und sieht sich auch für die Zeit nach der Pandemie gut gerüstet. "Wir haben die Krise bisher gut gemeistert. Sie zeigt, wie robust Deutsche Post DHL Group ist", meinte der Vorstandsvorsitzende Frank Appel auf der Hauptversammlung des Konzerns, die aufgrund der Pandemie virtuell abgehalten wird. In der Krise habe sich die Bedeutung der Logistik als Rückgrat der weltweiten Wirtschaft besonders deutlich gezeigt, erklärte Appel weiter.

"Im Normalfall nimmt man Logistik kaum wahr, weil alles läuft. Was wir an Logistik haben, erkennen wir erst in einer solchen Situation."

Darüber hinaus leiste der Konzern einen elementaren Beitrag zur Bewältigung der Krise, etwa mit dem weltweiten Transport von Medikamenten, Schutzausrüstung und medizinischen Geräten sowie dem Aufrechterhalten von Handelsströmen.

Post will gestärkt aus Krise hervorgehen

Entsprechend zuversichtlich äußerte sich Appel mit Blick auf die im Juli ausgegebene Prognose für das laufende Geschäftsjahr sowie die mittelfristigen Finanzziele. "Deutsche Post DHL Group wird gestärkt aus dieser Krise hervorgehen", glaubt der Konzernchef. Demnach werde das operative Ergebnis im Jahr 2020 zwischen 3,5 und 3,8 Milliarden Euro betragen. Für das Jahr 2022 erwartet der Konzern – abhängig vom Verlauf der gesamtwirtschaftlichen Erholung – ein EBIT von rund 4,7 bis zu mehr als 5,3 Milliarden Euro. Trotz den Herausforderungen durch die Corona-Pandemie seien alle fünf Divisionen profitabel gewesen und DPDHL insgesamt weiter gewachsen. Im zweiten Quartal ist der Konzernumsatz um 3,1 Prozent auf 16,0 Milliarden Euro gestiegen – getrieben unter anderem durch den boomenden Onlinehandel. Das operative Ergebnis verbesserte sich um 18,6 Prozent auf 912 Millionen Euro.

Globalisierung nicht Problem, sondern Lösung

Dass das Unternehmen so gut durch die Krise komme, sei nach Einschätzung des Vorstandsvorsitzenden dem robusten Geschäftsmodell, der Unternehmenskultur und dem klaren strategischen Kurs des Unternehmens zu verdanken. Die im Herbst vergangenen Jahres vorgestellte "Strategie 2025" halte den Konzern in einem unübersichtlichen Umfeld auf dem richtigen Kurs, glaubt Appel.

In der Pandemie habe sich zudem gezeigt, dass Globalisierung nicht das Problem, sondern die Lösung sei, plädierte Appel weiter. Gerade im Kampf gegen Corona werde klar, wie wichtig eine vernetzte Welt sei – etwa durch weltweite Forschung oder bei der Versorgung der Menschen mit Dingen des täglichen Lebens.

"Die Folgen der Pandemie wären ohne globalen Austausch um einiges schlimmer", meinte Appel unter anderem mit Blick auf die Suche nach einem Impfstoff.

Weiteres Potenzial im Online-Handel

Im Onlinehandel sieht Appel nach der fulminanten Entwicklung der vergangenen Monate weiterhin viel Wachstumspotenzial. Im zweiten Quartal lieferte man 21 Prozent mehr Pakete aus. Der US-Konkurrent UPS hatte sogar ein Plus von 23 Prozent bei den Paketzustellungen vermeldet. Für findige Unternehmer böte der E-Commerce gute Chancen, meint der Postchef. "Wer eine überzeugende Idee hat, dem steht der Weltmarkt offen. Das sind Milliarden möglicher Kunden." Mit globaler Präsenz in mehr als 220 Ländern und Territorien sei die Gruppe dafür der ideale Partner.

Auch bei der Digitalisierung wirke die Pandemie wie ein Verstärker, glaubt der Konzernboss. Sie helfe, logistische Prozesse neu zu denken. Deswegen investiere man bis 2025 rund zwei Milliarden Euro in die digitale Zukunft. Appel erwartet schnelle Fortschritte.

Nachhaltigkeit darf nicht ins Hintertreffen geraten

Trotz der aktuellen Herausforderungen durch die Pandemie mahnte der Konzernchef, die Nachhaltigkeit und den Klimawandel nicht aus dem Blick zu verlieren. Er sei langfristig das viel größere Problem – mit existenziellen Folgen. Als nachhaltiger Anbieter setze man seit Jahren Maßstäbe in der Branche, so Appel.

"Darauf ruhen wir uns nicht aus. Wir wollen mit unseren Emissionen runter auf null. Damit unterstützen wir auch unsere Kunden. Denn diese sind immer mehr auf grüne Logistik angewiesen. Wer sie anbietet, wird im Wettbewerb die Nase vorn haben", plädierte Appel weiter.

Einen besonderen Dank richtete der Vorstandschef schließlich an die weltweit rund 550.000 Beschäftigten. Sie hättenn in dieser schwierigen Zeit unglaublich viel geleistet. Als Ausdruck der Annerkennung zahle der Konzern im 3. Quartal allen Mitarbeiter*innen weltweit einen einmaligen Sonderbonus in Höhe von 300 Euro.