Deutsche Post-Studie: Synfuels nur im Schwer-Lkw sinnvoll

Primär setzt der Logistikkonzern auf Elektromobilität, sieht Synfuels für schwere Lkw auf Langstrecken als Option an, wenn sie mit regenerativer Energie hergestellt werden. Noch sind sie aber nicht marktreif.

Nicht für die Masse: Die Deutsche Post rückt einiges gerade zu den von manchen Politikern als Heilsbringer ins Spiel gebrachten Synfuels. Die machen nur für schwere Anwendungen Sinn und sind weit von der Markfähigkeit entfernt. | Foto: DPDHL
Nicht für die Masse: Die Deutsche Post rückt einiges gerade zu den von manchen Politikern als Heilsbringer ins Spiel gebrachten Synfuels. Die machen nur für schwere Anwendungen Sinn und sind weit von der Markfähigkeit entfernt. | Foto: DPDHL
Redaktion (allg.)
(erschienen bei VISION mobility von Johannes Reichel)

Mit der jüngst veröffentlichten Studie „Nachhaltige Kraftstoffe für die Logistik“ hat die Deutsche Post DHL Group den aktuellen Stand der Entwicklung zum Thema aufgezeigt und ihre Bedeutung für eine zukünftige nachhaltige Logistik eingeordnet. Zudem stellt der Konzern die Vor- und Nachteile der einzelnen Antriebe gegenüber, bewertet sie und teilt Praxiserfahrungen. Das physische Logistiknetzwerk sei unverzichtbar, konstatiert der man einleitend. Um dennoch die Energiewende zu erreichen, leiste die Elektrifizierung im Nahverkehr bereits heute einen Beitrag, so die Studie.

"Auf der Langstrecke und im Schwerlastbereich ist eine kommerzielle Nutzung des Elektroantriebs noch nicht greifbar. Nachhaltige Kraftstoffe spielen hier eine entscheidende Rolle. Nur mit ihnen können die Auswirkungen vom Transport auf das Klima verringert werden", glauben die Autoren.

Das Ziel des Konzerns sei eine Null-Emissionen-Logistik bis 2050. Dieses Ziel lasse sich nicht allein mit Effizienzmaßnahmen und einer modernen Flotte erreichen, meint Frank Appel, Vorstandsvorsitzender bei Deutsche Post DHL Group.

"Wir werden auch den Übergang von fossilen Brennstoffen zu sauberen Kraftstoffalternativen forcieren müssen“, so Appel weiter.

Viele von den bereits heute verfügbaren alternativen Kraftstoffen könnten mit kleinen oder geringen Modifikationen an Motoren und Infrastrukturen zu einer spürbaren Emissionsreduktion beitragen. Die Besorgnis über die Verfügbarkeit und Nachhaltigkeit von Biokraftstoffen führe zu einem wachsenden Interesse an sogenannten "E-Fuels". Diese synthetischen Kraftstoffe ließen sich aus erneuerbaren Energien und Kohlendioxid (CO2) herstellen.

„Es spricht einiges für E-Fuels. Sie können in die bestehenden Fahrzeuge und Infrastruktur nahtlos integriert werden. Derzeit sind sie allerdings wirtschaftlich nicht konkurrenzfähig", meint Thomas Ogilvie, Arbeitsdirektor und Vorstand für Personal und Corporate Incubations bei DPDHL, der auf der „aireg - Konferenz für nachhaltigen Flugtreibstoff 2019“ das Arbeitsergebnis vorstellte.

Hinzu komme, wie bei der E-Mobilität, die noch nicht ausreichende Verfügbarkeit von Ökostrom, um sie tatsächlich klimaneutral herzustellen. Ogilvie glaubt, dass synthetische Kraftstoffe in fünf bis zehn Jahren massenmarkttauglich sein werden. Entscheidend hierfür sei eine länder- und sektorübergreifende Herangehensweise sowie die Entwicklung von globalen Standards, um die Produktion und die Nutzung nachhaltiger Kraftstoffe international voranzubringen, so Ogilvie weiter.

Die wesentlichen Erkenntnisse der Studie:

  • E-Mobilität ist die bevorzugte Wahl im Transportsektor. Jedoch ist der Einsatzbereich noch auf Kurzstrecken beschränkt.
  • Drop-in-Kraftstoffe sind kompatibel zur bestehenden Technik und können fossile Kraftstoffe ersetzen.
  • Non-drop-in-Kraftstoffe benötigen modifizierte Motoren oder neue Technik.
  • Biokraftstoffe der zweiten Generation sowie E-Fuels beginnen sich zu etablieren.
  • Biokraftstoffe sowie Strom müssen aus erneuerbaren Quellen stammen.
  • Die Herstellung von pflanzenbasierten Biokraftstoffen darf nicht zu Monokulturen und zur Vernichtung von Anbauflächen für Nahrungsmittel oder von Urwäldern führen.
  • Fortschritt kann nur durch Dialog und koordiniertes Handeln beschleunigt werden.
  • Eine internationale Wissensbasis ist die Voraussetzung für die Entwicklung eines einheitlichen Standards.
  • Wirtschaftliche Anreize können Hürden bei Unternehmen abbauen.