Deutscher Logistik-Kongress 2021: Deutscher Logistik-Preis geht an DB Cargo

Mit dem „Bayern-Shuttle“ der DB Cargo wurde erstmals eine Schienenverkehrslösung mit dem Deutschen Logistik-Preis der BVL ausgezeichnet. Die Lösung vereint die Schnelligkeit von Ganzzügen mit der Flexibilität von Einzelwagen.

Der Deutsche Logistik-Preis 2021 geht an DB Cargo. (Foto: Deutsche Bahn/Volker Emersleben)
Der Deutsche Logistik-Preis 2021 geht an DB Cargo. (Foto: Deutsche Bahn/Volker Emersleben)
Tobias Schweikl
(erschienen bei LOGISTIK HEUTE von Matthias Pieringer)

Der „Bayern-Shuttle“ hat die Jury überzeugt. Gemeinsam mit LogServ und CargoServ, den beiden Tochtergesellschaften der Steel Division der Voestalpine AG, hat DB Cargo den Deutschen Logistik-Preis 2021 gewonnen. Der Juryvorsitzende Matthias Wissmann und der BVL-Vorstandsvorsitzende Prof. Dr. Thomas Wimmer überreichten den Preis am Abend des 20. Oktober in feierlichem Rahmen beim Deutschen Logistik-Kongress in Berlin.

Im Bayern-Shuttle kombiniere DB Cargo die Schnelligkeit von Ganzzügen mit der Flexibilität von Einzelwagen, so die Würdigung. In einem werktäglichen Umlauf werden die Stahl-Sendungen von Voestalpine für Hersteller aus der bayrischen Automobilindustrie kombiniert. An den drei Automobilproduktionsstandorten werde außerdem jeweils hochwertiger Stahlschrott aufgenommen, der im Nachtsprung zurück ins Stahlwerk von Voestalpine in Linz (Österreich) transportiert wird. Das spare nicht nur die Emissionen des Leerlaufs, sondern ermögliche durch die geschickte Kombination von Stahlversorgung und Schrottentsorgung die tägliche Lieferung und Abholung an allen Orten – ein umweltfreundlicher Beitrag zur Kreislaufwirtschaft, hieß es. In Summe werde jährlich mehr als eine halbe Million Tonnen bewegt.

„Das Konsortium um DB Cargo hat unternehmensübergreifend gehandelt und es geschafft, Leerläufe, Zeit, Equipment, Ressourcen und Kosten zu sparen. Hier zeigt die Bahn, was Bahn an Logistik kann“, so der Juryvorsitzende Matthias Wissmann.

BVL-Vorstandsvorsitzender Prof. Dr. Thomas Wimmer lobte: „Ganzzüge mit Einzelwagen-Vorteilen verknüpfen - das ist deutlich komplexer, als es klingt. Hier wurden für die Bahn ganz neue Prinzipien umgesetzt. Mehrere Endkunden werden aus einem Ganzzug bedient, bei meist schwankenden und schwer prognostizierbaren Transportbedarfen. Beeindruckend ist vor allem die massive Zeitersparnis beim Transport.“

„Zum ersten Mal gewinnt ein Logistikkonzept auf der Schiene den begehrten Deutschen Logistik-Preis. Das ist ein klares Signal für die Innovationskraft des Schienengüterverkehrs und ein Beweis für die gute Zusammenarbeit der an diesem Konzept beteiligten Partner“, freute sich Katja Sander, Vice President Metals bei DB Cargo.

Der Shuttle funktioniert grundsätzlich wie das Milkrun-Konzept: So können in dem Shuttle aus Linz täglich flexibel Stahlmengen für drei verschiedene Empfangsorte der Automobilindustrie versendet werden und die Transporte werden zusätzlich mit Schrott aus den drei Automobilwerken kombiniert. Der Vorteil dieses Ansatzes: Zum einen werden verschiedene Empfänger der Automobilindustrie bedarfsgerecht und nach einem festen Takt der Reihe nach bedient. Zum anderen werden im Zulauf des Schrotts verschiedene Lieferanten nacheinander abgefahren. Das Schrottaufkommen hängt wiederum vom jeweiligen Produktionsaufkommen des Automobilherstellers ab.

Ein komplexes Kapazitätsmanagement des Shuttles ist erforderlich. Dies setzen LogServ, CargoServ, das Schienengüterverkehrsunternehmen DB Cargo sowie die für den Rohstoffeinkauf zuständige Voestalpine Rohstoffbeschaffungs GmbH in der täglichen Zusammenarbeit nach fest definierten Prinzipien um. So entsteht den Angaben zufolge ein ständig ausgelasteter Rundlauf.

Weniger Leerkilometer

Würden die einzelnen Empfangsorte separat angefahren, würden pro Jahr in Summe 75.000 Leerlaufkilometer anfallen, die jetzt eingespart werden können. Die Transporte zu den Automobilwerken müssen schnell und flexibel zugleich sein, damit Voestalpine auch kurzfristige Abrufe der Automobilproduzenten erfüllen kann. Gleichzeitig muss der Schrott in der Gegenrichtung - für die direkte Stahlwerksversorgung - extrem zuverlässig laufen. Das Stahlwerk benötigt konstanten Nachschub, da es nicht einfach abgeschaltet werden kann.

Um den täglichen Umlauf „just in time“ schaffen zu können, ist eine gruppierte Zugbildung notwendig, die an jedem Halt das schnelle Absetzen und Aufnehmen der Wagen ermöglicht. Daraus entsteht ein „Schienen-Ballett“, das durch einen 24/7-Service ständig von LogServ und DB Cargo im Blick behalten wird. Für die tägliche Steuerung der Versorgung der Automobilwerke, und um bei Bedarf schnell eingreifen zu können, setzen DB Cargo und LogServ ein Kanban-Prinzip um, für dessen Unterstützung die Güterwagen mit GPS-Sensoren ausgerüstet sind. Dadurch sind die Wagenstandorte in digitalen Karten verfolgbar.

Voestalpine hat bei DB Cargo CO2-freien Bahnstrom und damit klimaneutrale Logistikketten bestellt. Selbst die Emissionen durch den Nachlauf per LKW werden durch Klimazertifikate kompensiert. In Summe werden laut den Angaben im Vergleich zum Lkw circa 7.500 Tonnen CO2 pro Jahr eingespart.