Deutscher Logistik-Kongress: Kniffliger Weg zur Digitalisierung

BVL-Vorsitzender fordert bessere digitale Infrastruktur. City-Logistik: Kommunen sind schlecht vorbereitet.
Der Vorstandsvorsitzende der Bundesvereinigung Logistik, Prof. Dr. Raimund Klinkner, auf dem 33. Deutschen Logistik-Kongress in Berlin. (Bild: BVL/Kai Bublitz)
Der Vorstandsvorsitzende der Bundesvereinigung Logistik, Prof. Dr. Raimund Klinkner, auf dem 33. Deutschen Logistik-Kongress in Berlin. (Bild: BVL/Kai Bublitz)
Redaktion (allg.)

Die digitale Transformation bringt laut Bundesvereinigung Logistik (BVL) große Herausforderungen mit sich, für die Deutschland noch nicht in jedem Bereich gerüstet ist. Und der Wirtschaftszweig Logistik entwickelt sich derzeit positiv, berichtete der BVL auf dem 33. Deutschen Logistik-Kongress in Berlin.


Bei der derzeitigen digitalen Transformation müssten Unternehmen schnell agieren, betonte BVL-Vorstandsvorsitzender Prof. Dr. Raimund Klinkner auf der BVL-Pressekonferenz auf dem Kongress. Er verwies dabei auf die ersten Apple-Stores, die ohne Produkte im Geschäft auskommen. Klinkner zeichnete das Bild einer herausfordernden Zukunft: „Der Faktor Zeit wird minimal. Wir agieren und reagieren in Echtzeit. Smart Factories richten ihre Produktion kurzfristig auf Wünsche einzelner Kunden aus.“


Klinkner stützte sich dabei auch auf die aktuelle Studie der Bundesvereinigung Logistik, die sie auf dem Kongress vorstellte. Aus der Studie mit dem Titel „Trends und Strategien in Logistik und Supply Chain Management“, kristallisieren sich drei Hauptthesen heraus:

• Kostendruck, Individualisierung und Komplexität sind weiterhin Toptrends, aber der Toptrend Digitalisierung bietet die Chance, diese zu beherrschen.

• Digitale Transformation wird vom „Ende der Wertschöpfungskette“ getrieben, von den Endkunden und den Endprodukteherstellern.

• Rund drei Viertel der Unternehmen schätzen Chancen, die sich für ihr Unternehmen durch eine digitale Transformation ergeben, als hoch bis sehr hoch ein, aber mehr als die Hälfte wartet ab, bis erprobte Lösungen vorliegen.

Die Studie hatten Prof. Wolfgang Kersten von der Technischen Universität Hamburg und Prof. Mischa Seiter vom International Performance Research Institute, Stuttgart, geleitet. Sie hatten rund 450 Branchenvertreter befragt, und Fachgruppendiskussionen organisiert. Sie analysierten zudem die Daten von 7.800 wissenschaftlichen Fachartikeln für die Studie.


Klinkner zeigte sich mit dem neuen Bundesverkehrswegeplan zufrieden. Gut sei nicht nur, dass das Jahresbudget von rund zehn Milliarden Euro auf etwa 15 Milliarden erhöht worden sei. Lobend erwähnte er, dass Firmen und Bürger eingebunden gewesen seien und die Regierung einen Schwerpunkt auf den Erhalt der Straßen lege. Bei der digitalen Infrastruktur sah er jedoch Defizite. Dabei wäre sie für die digitale Transformation besonders wichtig. 80 Prozent der Wertschöpfung in Deutschland fände im Mittelstand statt, sagte Klinkner. In ländlichen Regionen, wo Mittelständler oft ihren Sitz haben, gebe es hingegen nicht überall schnelles Internet. Klinkner forderte mehr Investitionen bei der digitalen Infrastruktur.


Der Kongress findet laut BVL bei allgemein guter Stimmung statt. Die BVL erwartet für das laufende Jahr ein Leistungsvolumen des Wirtschaftsbereichs Logistik in Deutschland in Höhe von etwa 258 Milliarden Euro, was einem Zuwachs von rund zwei Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht. Die Zahl der Beschäftigten dürfte sich stetig auf die Drei-Millionen-Marke zubewegen. (ld)


Beim Zukunftsthema Citylogistik seien die Kommunen noch nicht vorbereitet, sagte Klinkner. Es sei noch nicht klar, was sie unternehmen müssen, um einen guten Rahmen für Citylogistik abzustecken. Um mehr Klarheit zu schaffen, veranstaltet die Bundesvereinigung Logistik am 1. Dezember 2016 in Dortmund einen Roundtable für Vertreter aus Wirtschaft, Politik und Wissenschaft.