Diesel-Emissionen: Gutachten hält Hardware-Nachrüstung für machbar

Ein vertrauliches Gutachten im Auftrag des Verkehrsministeriums hält Umrüstungen für Euro-5-Diesel zu überschaubaren Kosten für vertretbar. Komponenten seien großteils entwickelt. 3.000 Euro pro Fahrzeug genannt. Umweltministerin fordert Industrie zum Handeln auf.
Nachrüstung möglich: Der ADAC hatte in einem aufwändigen Straßentest mit mehreren After-Sales-SCR-Systemen deren Wirksamkeit im Hinblick auf NOx-Reduktion nachgewiesen. Allerdings stieg der Verbrauch an. | Foto: ADAC
Nachrüstung möglich: Der ADAC hatte in einem aufwändigen Straßentest mit mehreren After-Sales-SCR-Systemen deren Wirksamkeit im Hinblick auf NOx-Reduktion nachgewiesen. Allerdings stieg der Verbrauch an. | Foto: ADAC
Johannes Reichel

Nach einem geheim gehaltenen Gutachten des Bundeverkehrsministeriums, über das das Nachrichtenmagazin Der Spiegel zuerst berichtete und das die Deutsche Umwelthilfe mittlerweile öffentlich gemacht hat, wären Hardware-Nachrüstungen für Dieselfahrzeuge der Euro-5-Norm zu vertretbaren Kosten möglich. Die sogenannte "Studie über das Potenzial einer Realisierung einer Hardware-Nachrüstung" komme der Autor Georg Wachtmeister, Inhaber des Lehrstuhls für Verbrennungskraftmaschinen an der TU München, zu dem Schluss, dass die Nachrüstung von Euro-5-Diesel-Modellen mit "verträglichem Aufwand" möglich seien. Als Größenordnung werden laut DPA etwa 3.000 Euro pro Fahrzeug genannt.

Über das Wochenende hatte sich auch Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD)mahnend zu Wort gemeldet. Man habe im Koalitionsvertrag vereinbart, Nachrüstungen "zu wollen, wenn sie technisch möglich und wirtschaftlich vertretbar sind", formulierte die Politikerin. Das Gutachten zeige, dass beide Bedingungen erfüllt seien. "Die Autoindustrie muss endlich ihre Blockadehaltung aufgeben", verlangte sie. Die Kosten seien kein zu hoher Preis, um die Gesundheit zu schützen, aber zugleich auch Fahrverbote zu vermeiden und den Wertverlust von Diesel-Fahrzeugen aufzuhalten.

Die Hersteller verneinen dies bisher und halten Nachrüstungen mit SCR-Katalysatoren für zu teuer und zeitaufwändig. Das Gutachten des Professors hält dagegen und verweist darauf, dass die meisten benötigten Komponenten großteils bereits entwickelt wären. Für den Export von Euro-5-Autos in die USA stünden sogar schon zugelassene Katalysatoren bereit. Auch Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU), aus dessen Haus das Gutachten stammt, lehnt Hardware-Nachrüstungen bisher ab und setzt auf Software-Updates sowie ein Bündel diverser Maßnahmen vornehmlich zum Taxi- und ÖPNV. Er meldete zudem "rechtliche, technische und finanzielle Bedenken gegen die Diesel-Umrüstung" an. Umweltverbände und auch das Umweltbundesamt halten dieses Paket für unzureichend, um die Luftqualität in den Städten auf das Niveau der erlaubten Grenzwerte zu verbessern. Auch der ADAC hatte in einem Straßentest die Wirksamkeit von SCR-Kat-Nachrüstsystemen im Hinblick auf die Stickoxidreinigung nachgewiesen. Allerdings waren in Folge der Nachrüstung die CO2-Emissionen angestiegen, zwischen ein und sechs Prozent, je nach System.