DPD: Alternative Zustellung mit Plug-in-Hybrid "Elena"

Umgerüsteter 3,5-Tonnen-Sprinter geht in Stuttgart in Betrieb und soll sich nach vier Jahren rechnen. Anfahrt ins Zielgebiet mit Diesel, Verteilung im Elektromodus.
Plug and Play: Der umgerüstete "Elena"-Sprinter kann vom Depot ins Zentrum per Diesel fahren und dann rein elektrisch 50 km bewältigen. Aufladung an jeder Steckdose. | Foto: DPD
Plug and Play: Der umgerüstete "Elena"-Sprinter kann vom Depot ins Zentrum per Diesel fahren und dann rein elektrisch 50 km bewältigen. Aufladung an jeder Steckdose. | Foto: DPD
Johannes Reichel

Der internationale Paket- und Expressdienstleister DPD setzt auf Elektromobilität bei der Paketzustellung. Im Großraum Stuttgart ist DPD ab sofort auch mit dem Zustellfahrzeug „Elena“ unterwegs, das mit einem individuellen Nachrüstsatz zum Plug-in-Hybridfahrzeug modifiziert wurde. Darauf weise auch das Kürzel „Elena“ hin, für „Elektrischer Nachrüstsatz“, teilt der Logistikdienstleister mit. Der „Sprinter“ von Mercedes-Benz könne im Hybrid-Modus, also auch unter Zuhilfenahme des herkömmlichen Dieselantriebs, ins Zielgebiet fahren. In Stuttgart, Bietigheim-Bissingen und Ludwigsburg ließen sich Pakete anschließend rein elektrisch und somit emissions- und feinstaubfrei zustellen. Der Akku ermögliche eine rein elektrische Laufleistung von bis zu 50 km und könne im Ludwigsburger Paketsortierzentrum von DPD über Nacht an einer herkömmlichen Steckdose aufgeladen werden.

Entwickelt wurde der innovative Nachrüstsatz von einem regionalen Konsortium, an dem neben der Huber Group aus Mühlhausen im Täle unter anderem auch die Hochschule Esslingen sowie die Lauer & Weiss GmbH aus Fellbach beteiligt sind. „Der neuartige Nachrüstsatz gibt uns erstmals die Möglichkeit, in der beliebtesten Fahrzeugklasse der Paketdienste auf Elektromobilität umzustellen“, erklärt Peter Hirsch, Transportleiter von DPD in Ludwigsburg. Gerd Seber, Group Manager Sustainability & Innovation, ergänzt: „Anders als bei reinen Elektrofahrzeugen kann DPD dank des Hybridantriebs nun auch in weiter entfernten Gebieten emissionsfrei zustellen. Das gibt uns deutlich mehr Flexibilität und eröffnet ganz neue Einsatzmöglichkeiten für die lokal emissionsfreie Zustellung.“ DPD in Ludwigsburg setzt im Großraum Stuttgarts bereits acht vollelektrische Fahrzeuge im täglichen Praxistest ein. Dem Einsatz dieser Fahrzeuge des Typs Vito-E-Cell von Mercedes-Benz sind jedoch im Hinblick auf Reichweite und Paket-Ladekapazität engere Grenzen gesetzt, skizziert der Logistiker.[pagebreak]

Die emissionsfreie Zustellung schone nicht nur die Umwelt, sondern bringe perspektivisch auch operative Vorteile gegenüber herkömmlichen Zustellfahrzeugen mit sich, erklärt DPD. So rechne man in besonders verkehrsbelasteten Stadtgebieten zukünftig mit eine Verschärfung von Zufahrtbeschränkungen – etwa aufgrund der Feinstaubproblematik in Stuttgart, der mit einer vollständig elektrischen Zustellung begegnet werden könnte. Seit Dezember 2014 ermögliche zudem eine Ausnahmeregelung in der bundesweiten Fahrerlaubnis-Verordnung greifbare wirtschaftliche Vorteile beim Einsatz der Elektromobilität: Im Gegensatz zu herkömmlichen 4,2-Tonnen-Modellen dürfen Plug-In-Hybride mit dem weit verbreiteten Führerschein der Klasse B gefahren werden. 4,2-Tonnen-Modelle ermöglichen aufgrund der höheren Paket-Ladekapazität eine effizientere Zustellung. Bei Paketdiensten sind 4,2-Tonnen-Modelle dennoch wenig verbreitet, da diese bei herkömmlichem Antrieb einen Führerschein der Klasse C1 voraussetzen. Der "Elena"-Sprinter bietet im Vergleich zu einem herkömmlichen 3,5-Tonnen-Sprinter mit 850 Kilogramm zwar 350 Kilo weniger an Nutzlast, könnte diesen Nachteil über eine 4,2-Tonnen-Zulassung aber ausgleichen. Die Höchstgeschwindigkeit des Fahrzeugs ist auf 100 km/h begrenzt.

„Im ersten Schritt möchte DPD mit dem Elena-Modell auf Basis eines 3,5-Tonnen-Sprinters Erfahrungen sammeln“, erläutert Transportleiter Peter Hirsch. „Gleichzeitig denken wir auch über die Nachrüstung eines 4,2-Tonnen-Sprinters nach. Wir rechnen damit, dass sich die Kosten einer Nachrüstung nach vier Jahren amortisieren – was für uns erstmals eine wirtschaftliche Nutzung von Elektroantrieben in greifbare Nähe rückt.“ Bei den bislang eingesetzten Modellen ließen sich die hohen Anschaffungskosten auch durch die niedrigeren operativen Kosten nicht kompensieren. Ebenso wie der bisherige Praxistest wird auch „Elena“ aus Mitteln des Förderprogramms „Schaufenster Elektromobilität LivingLab BWe mobil" unterstützt. Dabei handelt es sich um eine Initiative der Bundesregierung in deutschlandweit vier Regionen. Die Landesagentur für Elektromobilität und Brennstoffzellentechnologie e-mobil BW GmbH koordiniert das Förderprogramm im Großraum Stuttgart und Karlsruhe. DPD ist in Baden-Württemberg einer von mehr als 100 Projektpartnern. [pagebreak]