E-Commerce: Witron startet den Schwarm

Der Intralogistik-Spezialist Witron forciert sein Engagement im Online-Handel. Innovative Logistikprozesse und schwarmintelligente Fahrzeuge sollen die Lagerproduktivität steigern.
Die autonomen WIBOTs, vernetzt im Sinne einer Schwarmintelligenz, übernehmen bei der neuen EMP-Lösung von Witron die Führung im Pickprozess. | Foto: Witron
Die autonomen WIBOTs, vernetzt im Sinne einer Schwarmintelligenz, übernehmen bei der neuen EMP-Lösung von Witron die Führung im Pickprozess. | Foto: Witron
Tobias Schweikl

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Mit seinem neuen Efficient Mobile Picking (EMP)-System stellt der Generalunternehmer Witron Logistik + Informatik GmbH eine neue Lösung für Logistikzentren des Lebensmitteleinzelhandels sowie den Online-Handel und den Teilevertrieb vor. Das System besteht aus intelligenten Logistikprozessen, einer vollintegrierten Nachschubsteuerung sowie einer „Mann-zur-Ware“-Kommissionierung mit Hilfe autonomer Pickfahrzeuge. Die so genannten „WIBOTs“ sind im Sinne einer Schwarmintelligenz vernetzt und übernehmen die Führung im Pickprozess.
Sämtliche Prozesse und Teilnehmer im Gesamtsystem sind über eine eigens für diese Lösung entwickelte EMP-Software und EMP-Module permanent miteinander vernetzt. Auf Basis dieser vertikalen und horizontalen Vernetzung der gesamten Prozesskette sollen durch direkte Kommunikation alle Veränderungen von Stammdaten, Fahrzeugen, Maschinen, Kommissionieraufträgen, Nachschubaufträgen, Artikeln, Filialen, Touren und Rahmenbedingungen unmittelbar in die Gesamtoptimierung einfließen. So greift das System auf historische und aktuelle Abverkaufszahlen unter Berücksichtigung von Wochentagsschwankungen oder mit Blick auf Marketing- und Verkaufsaktionen zu, um vorausschauend zu planen.
Neben doppelt- und mehrfachtiefer Lagerung kann die Pickfront ebenso mit Ladungsträgern unterschiedlicher Art bestückt werden – bei gleichzeitig automatisiertem Nachschub in „real-time“ durch Regalbediengeräte. Schnellläufer lagern auf Paletten, Mediumläufer auf Layertrays und Langsamläufer auf kleinen Trays. Ebenfalls ist die Integration einer Behälter-Pickfront in die Kommissioniergasse möglich. Das Lagerprofil wird optimiert durch die IT-gesteuerte Aufstellung der Artikel: welche Artikel in welcher Form bereitgestellt werden, schlägt die EMP-Software – eine Komponente des Logistik 4.0 Warehouse Management Systems - anhand der Auftragsdaten vor. Diese Variabilität soll die Artikelanzahl in der Gasse erhöhen, bei gleichzeitiger Kompaktheit und permanent kurzen Fahrwegen. Integrierte Inventur-Funktionalitäten und Nulldurchgangs-Plausibilisierung gewährleisten eine durchgehende Bestandssicherheit.

Autonomes Fahrzeug WIBOT

Zentrales Kommissionierelement sind die von Witron entwickelten Pickmobile. Die WIBOTs sollen schwarmintelligent und führerlos innerhalb der Lagergassen navigieren. Dabei werden sie durch die EMP-Software automatisch zum jeweiligen Pickplatz gesteuert. Weiterhin dient die Software zur Kommunikation der einzelnen WIBOTs untereinander und fungiert somit als zentrales Element der Schwarmintelligenz. Positions-Scanner an beiden Seiten des Fahrzeugs erfassen automatisch die an den Regalplätzen angebrachten Barcodes, wodurch sich der WIBOT im Logistikzentrum orientiert und selbständig am richtigen Entnahmeplatz stehen bleibt. Ein Scanner an der Stirnseite führt das Fahrzeug kollisionsfrei durch die Gasse. Fahrzeugbasis der WIBOTs ist laut Unternehmensangabe ein Kommissionierstapler der Marke Atlet / UniCarriers, der nach eigenen Vorstellungen modifiziert wurde.
Der Prozess beginnt mit der manuellen Aufnahme von bis zu drei verschiedenen Ladungsträgern auf das Pickmobil. Der WIBOT startet den Prozess mit der Anzeige der anzusteuernden Lagergasse. Diese ist in Bereiche für schnell- und langsamdrehende Artikel aufgeteilt, jeweils logisch einem Hauptfahrweg und einer Überholspur für die Pickmobile zugeordnet. Ist die Gasse erreicht, führt das EMP-System den Picker wegeoptimiert durch den gesamten Kommissionierprozess bis der Auftrag abgeschlossen ist. Die parallele Kommissionierung von bis zu drei Aufträgen auf verschiedenen Ladungsträgern wie Paletten oder Rollcontainern sind in einem Prozess gleichzeitig möglich. Ein optisches Signal zeigt dem Kommissionierer dabei an, auf welchem Ladungsträger die Handelseinheit abgelegt werden soll. Pick-by-Light-Anzeigen geben die jeweilige Entnahmemenge aus der Pickposition vor. Der Pickvorgang wird entweder durch einen Griff zur Smartwatch oder durch eine Wischbewegung mit dem Fuß unter die Palette quittiert.
Das System ist skalierbar konzipiert. Auf Wunsch kann der Kunde klein starten und nach Bedarf modular erweitern. Auch mehrere Fahrzeuge in derselben Gasse sollen möglich sein: Überholvorgänge unter Berücksichtigung von Auftragsprioritäten und Effizienzberechnungen werden automatisch veranlasst und nach Systemfreigabe vom Kommissionierer manuell vollzogen.