E-Depots im Fokus: Die Zukunft des nachhaltigen Transports
Die durch menschliche Aktivitäten verursachten Treibhausgasemissionen sind laut IPCC für eine Erwärmung von etwa 1,1 °C seit Beginn des 20. Jahrhunderts verantwortlich. Der Verkehrssektor gilt dabei als einer der größten Emittenten von Treibhausgasen. So konnten in Deutschland im Jahr 2022 rund 36 Prozent der Emissionen von Stickoxiden in der Luft dem Verkehr zugeordnet werden. Vor allem der Güterverkehr auf der Straße schneidet im Vergleich besonders schlecht ab: Laut Umweltbundesamt stoßen Lkw durchschnittlich 121 g Treibhausgase pro Tonnenkilometer aus - deutlich mehr als Güterbahnen (16 g/tkm) oder Binnenschiffe (36 g/tkm).
Gründe dafür liegen unter anderem im immer noch sehr hohen Anteil konventioneller Motoren im Transportwesen. So waren Anfang des vergangenen Jahres lediglich 1,3 Prozent der mittleren und schweren, sowie 3 Prozent der leichten Nutzfahrzeuge elektrifiziert oder anderweitig alternativ angetrieben. Dabei ist die Elektrifizierung der Nutzfahrzeugflotten einer der größten Hebel, um Emissionen im Straßengüterverkehr einzusparen. Und: Neben dem Umweltaspekt ist es für Unternehmen zunehmend auch wirtschaftlich attraktiv, ihre Nutzfahrzeugflotten zu elektrifizieren.
Emissionsfreiheit zahlt sich aus
Denn für den Warentransport mit Lkw wird seit Dezember 2023 zusätzlich zur bestehenden Maut ein CO2-Aufschlag von 200 Euro pro Tonne CO2 fällig. Bis Ende 2025 sind emissionsfreie Fahrzeuge jedoch vollständig von der Maut befreit und ab dem 1. Januar 2026 gilt ein um 75 Prozent reduzierter Mautanteil für Infrastrukturkosten - zusätzlich zu den Mautanteilen für Luftverschmutzung und Lärmbelastung.
Dadurch, dass Elektrofahrzeuge keinerlei direkte Emissionen ausstoßen, können Unternehmen zusätzlich von der THG-Prämie profitieren. Zudem gibt es immer wieder Förderprogramme von Bund oder Ländern, um die Anschaffung von elektrischen Nutzfahrzeugen noch attraktiver zu gestalten.
Eine von fossilen Brennstoffen unabhängige Energieversorgung reduziert zudem massiv die Abhängigkeit von Regulierungsmaßnahmen, zum Beispiel in Bezug auf den CO2-Ausstoß, die oft mit Kostensteigerungen einhergehen. Gleichzeitig gibt es durch Maßnahmen, wie zum Beispiel der Integration von Photovoltaik, Hebel, um die Energieversorgung der Flotte sogar noch unabhängiger und kostengünstiger zu gestalten.
Kurz- und Mittelstrecke im Fokus
Trotz der derzeit noch höheren Anschaffungskosten von elektrischen Nutzfahrzeugen werden die genannten Kostenvorteile sowie die langfristig eingesparten Kraftstoffkosten sie zu einer echten Alternative zu konventionellen Transportlösungen machen. Das erkennen auch immer mehr Spediteure und Unternehmen: Laut dem Branchenverband ACEA werden elektrisch aufladbare Transporter und Lkw immer beliebter, mit einem Plus von 3,7 Prozent beziehungsweise 51,6 Prozent im ersten Halbjahr 2024. Deutschland ist mit einem Anteil von 53 Prozent an der Gesamtzahl sogar Spitzenreiter bei der Anschaffung von E-Lkw in der EU.
Gerade im Kurz- und Mittelstreckenbereich ist die Elektrifizierung von Transporterflotten interessant, da die Fahrmuster von leichten und mittleren Nutzfahrzeugen geradezu ideal für Elektroantriebe sind. Diese Fahrzeuge fahren häufig im sogenannten Unterbrechungsbetrieb, das heißt, sie sind nicht ständig in Bewegung. Die Aufladung kann dadurch überwiegend im Depot erfolgen, was Zeitverluste minimiert und die Batterie schont. Dieses effiziente und kostengünstige Lade- und Betriebsmodell macht die Elektrifizierung in diesen Anwendungsfällen attraktiv, insbesondere im Bereich der Last-Mile-Logistik, wo solche Szenarien häufig anzutreffen sind.
Zukunftssichere Depots: Planung und Umsetzung
Das Laden im Depot oder Betriebshof spielt also eine entscheidende Rolle für den effizienten Einsatz von elektrischen Nutzfahrzeugflotten. Je nach Einsatzszenario und Flottengröße sind dabei unterschiedliche Aspekte zu berücksichtigen. So ist beispielsweise im Einzelhandel eine Kombination aus AC- und DC-Ladepunkten an Depot- und Filialstandorten sinnvoll, um unterschiedliche Standzeiten abzudecken. Die längeren, nächtlichen Standzeiten können genutzt werden, um mit langsamer Ladeleistung zu laden, wohingegen Schnellladestationen an den Zielstandorten wiederum helfen können, die Fahrzeuge während des Entladens der Waren gleichzeitig wieder mit Strom aufzuladen und so ausfallsicher ins Depot zurückkehren zu können.
Mit der stetigen Weiterentwicklung von Fahrzeugen, Ladeleistungen und Batteriekapazitäten ist es zudem immer ratsam, eine Aufrüstung bzw. Erweiterung der Infrastruktur in die Planung mit einzubeziehen. Denn je höher der Leistungsbedarf, desto eher stößt der Netzanschluss an seine Grenzen. Um den vorhandenen Netzanschluss zunächst optimal zu nutzen, empfiehlt sich die Integration eines intelligenten Lastmanagementsystems. Damit können Lastspitzen und Netzausfälle vermieden werden, so dass Betriebsabläufe nicht gestört werden oder ungewollte Kosten entstehen. Mit welcher Dimensionierung und welchem Leistungsbedarf insgesamt zu rechnen ist, lässt sich am besten mit entsprechenden Fachfirmen und Dienstleistern im Bereich der Depotelektrifizierung klären. Unternehmen wie Mer Germany unterstützen bei der gesamten Planung und Installation und kümmern sich bei Bedarf auch um den späteren Service und Betrieb, die Wartung und die Abrechnung.
Die Basis schaffen: Pilotprojekte
Angesichts der vielversprechenden Entwicklungen im Bereich elektrische Nutzfahrzeuge und der finanziellen sowie regulatorischen Vorteile gibt es für Logistikunternehmen eigentlich keinen besseren Zeitpunkt als jetzt, um in die Zukunft zu investieren und konkrete Schritte in Richtung nachhaltiger Transport zu gehen. Das bedeutet nicht, dass sofort die gesamte Flotte elektrifiziert werden muss. Eine gute Möglichkeit, sich jetzt langsam an den Einsatz von E-Transportern heranzutasten, sind Pilotprojekte. Solche Projekte bieten Unternehmen die Möglichkeit, ihre Flotten in realen Szenarien zu testen und wertvolle Erkenntnisse zu gewinnen, die in die weitere Planung und den Ausbau der Ladeinfrastruktur einfließen können. Die Zusammenarbeit mit erfahrenen Dienstleistern und die Nutzung von Förderprogrammen können helfen, anfängliche Hürden zu überwinden. Nur durch praktische Erprobung und kontinuierliches Lernen können die Herausforderungen der Elektrifizierung gemeistert und die Vorteile der Elektromobilität voll ausgeschöpft werden.
Der Autor
Maximilian Huber ist Product Development Manager Business Charging bei Mer Germany. Das Unternehmen ist ein Anbieter von Ladelösungen für Elektrofahrzeuge.
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