E-Mobility: Zu wenig Ladestationen für deutsche E-Autos

Forscher des CAR-Instituts an der Universität Duisburg-Essen analysierten die Ladeinfrastruktur für Elektro-Autos in Deutschland. Das Netz ist im internationalen Vergleich in vielen Städten eher schlecht ausgebaut.
E-Ladesäulen sind für internationale Verhältnisse im Autoland Deutschland eher rar angesiedelt. Dem Wandel zum grüneren E-Auto liegen noch so einige Steine im Weg. | Foto: Tank&Rast
E-Ladesäulen sind für internationale Verhältnisse im Autoland Deutschland eher rar angesiedelt. Dem Wandel zum grüneren E-Auto liegen noch so einige Steine im Weg. | Foto: Tank&Rast
Johannes Reichel

Großstädte sind hierzulande mangelhaft auf die Mobilitätswende vorbereitet, das lautet das Urteil von Ferdinand Dudenhöffer, Institutsleiter des Center of Automotive Research (CAR) an der Universität Duisburg-Essen. Er bezeichnet Deutschland sogar als Wüste für Elektro-Auto-Fahrer. Die Forscher des Instituts analysierten laut einem Bericht der Süddeutschen Zeitung die Angaben der sechs wichtigsten Ladesäulen-Datenbanken des Landes. Eine offizielle Tankstellenübersicht gibt es von Seiten des Bundesverkehrsministeriums nicht. Insgesamt wurden in den 50 größten deutschen Städten gerade mal 1.897 öffentliche Ladesäulen gefunden.

Am besten steht in Deutschland laut SZ noch Stuttgart da. Dort gibt es 180 öffentliche Ladestationen. Doch der internationale Vergleich zeigt, wie unzureichend das „Autoland Deutschland“ für die Antriebsantriebe gerüstet ist. In Amsterdam alleine stehen 1.300 Ladepunkte zur Verfügung, damit gibt es im Schnitt eine Säule für 650 Einwohner. In München kommen fast zwanzigmal so viele Einwohner auf jede Ladesäule. Ein Henne-Ei-Problem, wie das CAR findet: Da es nur wenige Ladesäulen gibt, verkaufen sich die Wagen noch schlecht, deswegen lohnt der Betrieb von Säulen wiederum nicht. Dennoch, das Angebot an Batterieautos für die Straße steigt und Rahmenbedingungen wie Fahrverbote können den Wandel aus Sicht des Instituts vorantreiben. Zudem fördert der Staat Firmen und Kommunen, damit die Dichte an „Steckdosen“ höher wird, denn insbesondere Schnellladestationen kosten teilweise mehr als 100.000 Euro.

Zwar habe das Förderprogramm etwas in Bewegung gebracht, aber neben der geringen Förderhöhe sei auch die Technik unzureichend, urteilt Kurt Sigl, Präsident des Bundesverbands der E-Mobilität gegenüber der SZ. Er fordert ein mitdenkendes System, damit auch die oft befürchteten Stromnetz-Probleme in Ladespitzenzeiten und das Durcheinander bei den Bezahlmethoden bewältigt werden.

Derweil haben Audi, BMW, Porsche, Daimler und Ford nach den Ankündigungen im November 2016 jetzt nach einiger Verzögerung auch organisatorisch die Weichen gestellt und die European High Power Charging GmbH und Co. KG mit Sitz im Münchner Norden gegründet. Als Ziel soll bis zum Jahr 2020 ein Netz mit besonders leistungsfähigen Ladesäulen über Europa gelegt werden. Etwa 400 Schnellladepunkte mit jeweils mehreren Steckdosen sollen im Abstand von 130 Kilometern geplant sein. Das Fernstraßennetz profitiert davon, die Städte allerdings weniger. (jk)