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eGO-Gründer Schuh: "Wir Kunden haben versagt"

Der Aachener Unternehmer nimmt auch die Käufer in die Haftung, sie seien nicht bereit, für den gesamtgesellschaftlichen Nutzen aus ihrer Komfortzone zu treten. Und warnt davor, das Automobil als Feindbild aufzubauen. Man brauchen nicht weniger Autos, sondern weniger Emissionen.

Mann klarer Worte: Der Aachener Unternehmer Günther Schuh ist bekannt für unverblümte Aussagen. | Foto: J. Reichel
Mann klarer Worte: Der Aachener Unternehmer Günther Schuh ist bekannt für unverblümte Aussagen. | Foto: J. Reichel
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In einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung hat eGO-Gründer und CEO Günther Schuh mit dem Mythos aufgeräumt, die Autohersteller seien Schuld an der verschleppten Mobilitätswende. "Die Industrie hat Angebote gemacht, vielleicht nicht vehement genug. Den 3-Liter-Lupo wollte keiner haben. Genauso den BMW i3. Ein tolles Auto, auch marketingtechnisch super präsentiert", erklärte Schuh. Die Kunden hätten mit dem Kauf schon vor Jahren ein Statement setzen können, befand Schuh.

"Wir haben es nicht gekauft. Wir Kunden haben versagt", so seine Analyse.

Der E-Mobilitätspionier, der auch hinter der Marke StreetScooter steckte, warnte auch davor, das Automobil generell zum Feindbild zu erklären. Es sei kein erstrebenswertes Ziel zu postulieren, man müsse jetzt weniger Autos haben.

"Die Emissionen müssen drastisch sinken. Dafür müssen wir mit den richtigen Fahrzeugen an der richtigen Stelle fahren", forderte Schuh.

Auch die Auslastung müsse verbessert werden, etwa über Ride-Hailing-Modelle. Er sieht eine große Diskrepanz zwischen der öffentlichen Diskussion um Mobilität und der tatsächlichen Kaufentscheidung. Viele würden sagen "wir müssten" und bestellten dann statt eines Diesels einen großen SUV mit Benzinmotor.

"Der Kunde will keine Elektroautos. Es gibt für ihn keine Notwendigkeit", urteilt der Aachener RWTH-Professor.

Die Kunden seien nicht bereit, für den gesamtgesellschaftlichen Nutzen "aus ihrer Komfortzone zu treten". Mit der eigenen Firma wolle er den Versuch starten, den Kunden den zweifellos eingeschränkten Nutzen von Elektroautos durch einen niedrigen Preis auszugleichen. Dadurch stimme das Verhältnis wieder, meint Schuh. "Wir haben das einzige Auto, das das aktuell kann". Derzeit müsse man sich um die Auslastung der Fabrik dank 3.000 Vorbestellungen zwar keine Gedanken machen, die Lieferzeiten lägen bei Bestellung heute im Bereich Juni 2020. Man wisse dennoch nicht, ob die Kunden mit der geringen Reichweite von maximal 150 Kilometern klar komme, obwohl das statistisch so sein müsste.

"Ein Viertel aller Autos wird nie weiter als 150 Kilometer am Tag bewegt", so Schuhs Analyse.

Doch das habe noch nichts mit dem tatsächlichen Käuferverhalten zu tun. Deshalb gehe es in der derzeitigen Situation auch darum, den Kunden zu erklären, dass alle etwas zur Mobilitätswende beitragen müssten. Der Staat werde auch benötigt, um die Einführungskosten ein wenig zu glätten. Schuh sprach sich für Förderprogramme und ausreichend vorhandene Ladeinfrastruktur aus. Er betonte aber auch, dass die Lade-Strompreise von 50 ct/kWh oder selbst bei 30 ct/kWh im Haushaltsstrom zu hoch lägen.

"Ich muss in den Betriebskosten einen Vorteil haben, der mir meine anderen Nachteile zumindest teilweise kompensiert", so der eGO-Gründer.

Die häufig geäußerte Hoffnung, dass Batterien bald so leistungsfähig und billig sein würden, dass ein E-Auto zum selben Preis genauso weit und schnell fahren könne wie ein Verbrenner, räumte Schuh ab: "Das wird nicht passieren. Es gibt einfach einen zu großen Unterschied in der Leistungsdichte zwischen der Feststoffbatterie und dem Diesel". Wo man heute einen 50-Liter-Tank mitführe, müsste man selbst bei höherem Wirkungsgrad eine über 700 Kilo schwere Batterie in einem E-Auto verbauen.

"Das kann weder ökologisch noch ökonomisch gut sein", so Schuhs Urteil.

Massenhersteller, die mit den gleichen Mitteln wie bisher E-Fahrzeuge produzierten, würden in der Herstellung mindestens das Doppelte aufwenden müssen, im Umkehrschluss auf Marge verzichten. Dass man jetzt auch mit VW kooperiere, betrachtet Schuh im Übrigen nüchtern. Man werde eingeladen, um das eGO-Konzept auf der MEB-Plattform aufzusetzen, probiere Sachen für den Hersteller aus. "Wenn sie genug von uns gelernt haben, schmeißen sie mich wieder raus", meinte der CEO.

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