Elektromobilität: Deutsche bezweifeln Umweltfreundlichkeit der Stromer

Die Begeisterung für elektrische Antriebe ist in China hoch. In Deutschland, Frankreich, USA und Japan hingegen gibt es noch Vorbehalte. Das dokumentiert die Continental-Mobilitätsstudie 2020.

Fehlende Ladestationen sind ein Kaufhindernis für E-Autos. (Foto: Pixabay)
Fehlende Ladestationen sind ein Kaufhindernis für E-Autos. (Foto: Pixabay)
Tobias Schweikl
(erschienen bei Unterwegs auf der Autobahn von Christine Harttmann)

Continental hat die Ergebnisse seiner Mobilitätsstudie 2020 vorgestellt. Demnach ist die Akzeptanz für elektrische Antriebe in allen fünf untersuchten Ländern – neben Deutschland auch Frankreich, USA, Japan und China – in den vergangenen Jahren gestiegen. In Deutschland könne sich laut Studie eine Mehrheit von 59 Prozent den Kauf eines Elektrofahrzeugs auch in Zukunft noch nicht vorstellen.

In Kooperation mit dem Sozialforschungsinstitut Infas hatten die Autoren der Studie bevölkerungsrepräsentative Gruppen von Menschen befragt. In ihren Antworten beklagen diese vor allem einen Mangel an Ladestationen und die geringen Reichweiten im Vergleich zu Benzinern oder Dieselfahrzeugen. Abhilfe und damit eine höhere Akzeptanz könnte nach Ansicht von Continental-Vorstandsmitglied Helmut Matschi vor allem eine bessere Vernetzung der E-Fahrzeuge bringen. Auch in Frankreich (57 Prozent) und den USA (50 Prozent) sieht sich mindestens die Hälfte der Bevölkerung noch nicht in einem Elektroauto. In Japan ist es mit 46 Prozent immernoch fast die Hälfte, für die ein elektrisches Fahrzeug bisher nicht in Frage kommt.

„Wirklich attraktiv wird die Elektromobilität mit intelligenter Vernetzung“, sagt Matschi. „Gerade beim Thema Reichweite ist die Vernetzung ein wesentlicher Lösungsbaustein für mehr Akzeptanz unter den Autofahrern. Richtig vernetzt wird aus der schon klassischen Ladesäulensuche das Finden der effizientesten Route.“

Bei Continental soll das mit Hilfe von High-Performance-Computer (HPC) gelingen, die unter anderem in der Elektrobaureihe ID von Volkswagen eingesetzt werden. Damit würden E-Fahrzeuge auf vielfältige Weise mit ihrer Umwelt vernetzt, heißt es seitens des Herstellers. Den Fahrern würden so beispielsweise schnelle Informationen über die nächstgelegenen Ladestationen geliefert.

Insgesamt erkennt die Studie eine positive Entwicklung: Seit 2013 ist der Anteil der Autobesitzer, die eine Kaufabsicht für einen reinen Stromer äußern, in den USA (+28 Prozentpunkte), China (+27 Prozentpunkte) und Deutschland (+18 Prozentpunkte) deutlich gestiegen. In Frankreich (+3 Prozentpunkte) und Japan (+1 Prozentpunkt) lässt sich dagegen nur eine geringe Zunahme feststellen.

Die Zahlen würden zeigen, so Matschi, dass Continental mit seinem Angebot für die Elektromobilität auf die richtige Zukunftskarte setzt. Der im Continental-Vorstand Verantwortliche für Vehicle Networking and Information ergänzt:

„Und zugleich wird deutlich, dass Hersteller und Zulieferer die in der Sache selten berechtigten Vorbehalte der Verbraucherinnen und Verbraucher gegenüber der Elektromobilität ernstnehmen und diese entkräften müssen, soll die Technik den breiten Durchbruch am Markt schaffen.“

Das Thema Ladestation ist laut der Continental-Mobilitätsstudie 2020 vor allem ein Thema in den Ballungsräumen: In den größeren Städten ist der Anteil der Autobesitzer, die die Möglichkeit haben, ein Elektroauto auf ihrem üblichen Parkplatz aufzuladen, deutlich geringer als in ländlichen Gebieten. Dies gilt insbesondere für europäische und japanische Städte. Fehlende Ladestationen werden in den Metropolen häufiger als Hindernis für den Kauf eines Elektroautos in der nahen Zukunft genannt.

Dabei wird in allen untersuchten Ländern versucht, durch monetäre und andere Anreize von politischer Seite die Käufer in Richtung alternativer Antriebe zu lenken. So gibt es in allen fünf Ländern Kaufprämien für Elektrofahrzeuge. In Deutschland wurden diese als Teil des Konjunkturpakets zur Linderung der Corona-Folgen für die Wirtschaft erhöht; auch in China wurden die eigentlich auslaufenden Kaufprämien verlängert. In Japan setzt die Politik zusätzlich bei den Herstellern an und zahlt Innovationsprämien für Reichweitensteigerungen. Auch die Ladeinfrastruktur wird in allen untersuchten Ländern ausgebaut.

Zweifel am Umweltnutzen

In Deutschland gibt ein Drittel der Menschen zudem an, dass ein Elektroauto nicht infrage kommt, weil man bezweifelt, dass die Technologie umweltfreundlich ist. In Frankreich wird dies von einem Viertel der Menschen angegeben. Ganz anders in den anderen drei Vergleichsländern: Hier sind es nur zwischen elf Prozent in den USA und einem Prozent in Japan, die an der Umweltfreundlichkeit der Stromer zweifeln.