Elektromobilität: Esoro zeigt Gliederzug mit Brennstoffzelle

Entwicklungsdienstleister realisiert für COOP einen Fuel-Cell-Gliederzug für die Lebensmitteldistribution, der sich bereits im Alltagseinsatz bewährt und auf der Messe eMove360 in München im Mittelpunkt stand.
Keine Fahrt ins Blaue: Der Fuel-Cell-Zug von Esoro schafft 400 Kilometer Reichweite und ist in eine Energie- und Tankinfrastruktur eingebunden. Die Straßenzulassung erhielt er im Juni 2017. | Foto: Esoro
Keine Fahrt ins Blaue: Der Fuel-Cell-Zug von Esoro schafft 400 Kilometer Reichweite und ist in eine Energie- und Tankinfrastruktur eingebunden. Die Straßenzulassung erhielt er im Juni 2017. | Foto: Esoro
Johannes Reichel

Der Engineeringspezialist Esoro aus Zürich hat auf der Messe seinen 35-Tonnen-Gliederzug mit Brennstoffzellenantrieb in den Mittelpunkt gestellt, der für den Lebensmittelgroßhändler COOP Schweiz realisiert wurde. Das schwere Nutzfahrzeug, das mit Kühlaufbau und Kühlanhänger kombiniert ist, erreicht mit einer 100 kW starken Brennstoffzelle, die aus einer 120 kWh-Lithium-Ionen-Batterie (2x60 kWh), die auch Bremsenergie speichert, gespeist wird, eine Reichweite von 400 Kilometern. Die Fuel Cell versorgt zudem den 250-kW-Synchronelektromotor, der an ein automatisches Getriebe gekoppelt ist und hohen Lasten sowie schwieriger Topographie gewachsen sein soll. Die Tankzeit des auf Basis der Technik von EMOSS und Ceekon konfigurierten Lkw mit seinen 34,5 kg H2-Tanks aus Carbon, die hinter dem Fahrerhaus platziert sind, soll dabei nur zehn Minuten betragen. Dadurch, dass der Anbieter nur Wasserstoff aus komplett regenerativer Produktion, in diesem Falle Wasserkraft, verwendet, soll die Emissionsersparnis pro 100 Kilometer bei 80 kg CO2 liegen.

Das Kraftwerk IBAarau der Firma H2 Energy produziert den Wasserstoff immer dann, wenn die Strompreise tief sind und tendenziell zu viel Strom zur Verfügung steht. Somit helfe das System, Schwankungen im lokalen Netz zu kompensieren. "Der Lastwagen fährt somit im geschlossenen Wasserkreislauf immer komplett CO2-frei", wirbt der Anbieter weiter. Der Prototyp des damals weltweit ersten Fuel Cell Trucks der 40-Tonnen-Klasse war bereits im November 2016 vorgestellt worden, im Juni 2017 war die Straßenzulassung erteilt worden. Für die Schweiz mit seiner hohen Schwerlastabgabe reklamiert der Hersteller für den davon befreiten Fuel-Cell-Truck trotz der hohen Mehrkosten bei der Anschaffung eine Kostengleichheit im Betrieb im Vergleich zu konventionellen Lkw.

Unser Fazit:

Viele Experten sagen dem zwischenzeitlich immer mal wieder totgesagten Brennstoffzellenantrieb eine Zukunft voraus. Vor allem in schweren Mittel- und Langstreckenanwendungen etwa bei Nutzfahrzeugen dürfte der Mix aus schneller Betankung und hohem Energiegehalt unschlagbar sein. Da genügt dann auch eine für einen Truck vergleichsweise kleine 120kWh-Batterie als Pufferspeicher und schneller Energiespender fürs Beschleunigen. Denn, alte Trucker-Weisheit: Das Anfahren kostet die meiste Energie, wenn die Fuhre rollt, dann rollt sie. Interessant, dass solche Innovationen immer wieder aus der Schweiz und hier speziell aus der Lebensmittelbranche kommen. Aber Migros, COOP & Co sind bekannt für ihr hohes Innovationstempo in Sachen nachhaltiger Fuhrpark.