Elektromobilität: Fuso übergibt erste eCanter an Kunden

DHL, DB Schenker, Rhenus und Dachser übernehmen die ersten Serienmodelle des Elektro-Verteilers für verschiedene Einsatzprofile. In nächsten fünf Jahren soll gesamtes Programm auch elektrisch verfügbar sein. Nächster eCanter schon 2019.
Unter Strom gesetzt: Namhafte Logistiker machen Ernst mit der E-Mobilität und starten mit den leichten Verteiler-Lkw von Fuso durch. | Foto: J. Reichel
Unter Strom gesetzt: Namhafte Logistiker machen Ernst mit der E-Mobilität und starten mit den leichten Verteiler-Lkw von Fuso durch. | Foto: J. Reichel
Johannes Reichel

Der Lkw-Hersteller Daimler Trucks hat heute die ersten Einheiten seines vollelektrischen LKWs FUSO eCanter an europäische Kunden übergeben. Die bekannten und global agierenden Logistikunternehmen DHL, DBSchenker, Rhenus und Dachser setzen zukünftig in ihren Flotten auf den vollelektrischen Leicht-Lkw aus Serienproduktion. Im Zustellverkehr im urbanen Umfeld und bei vielfältigen Speditionsaufgaben sollen die FUSO eCanter nach dem Wunsch des Herstellers einen wichtigen Beitrag der Unternehmen zu einem nachhaltigeren Flottenmanagement leisten. Mit der Präsentation der Produktmarke E-FUSO im Oktober dieses Jahres habe der Hersteller bereits sein Bekenntnis zu alternativen Antrieben unterstrichen, so der Anbieter. In den kommenden fünf Jahren sollen alle Lkw- und Bus-Modelle eine zusätzliche Elektro-Variante erhalten, teilte der Hersteller weiter mit. Hier bezog der Manager auch die Fahrzeugklasse der schweren Verteiler-Lkw im Stadt-Umland-Verkehr mit täglichen Fahrleistungen von 200 bis 250 Kilometer mit ein. Er rechnet in den nächsten Jahren außerdem mit einer weiter rasanten Entwicklung der Technologie mit einer weiteren Reduzierung der Kosten pro Kilowattstunde bei den Akkus.

Bereits für 2019 ist die nächste Generation des eCanter angekündigt, die dann über einen in den Rahmen integrierten Batteriesatz und eine elektrisch angetriebene Hinterachse verfügen soll. Die bisherigen Modelle sollen dann umgerüstet werden und gehen aus diesem Grund auch nur im Leasingmodell zu den Kunden. Damit will der Hersteller die Energieeffizienz des Antriebs weiter steigern und die Komplexität der Akkus und Verkabelungen reduzieren. Zudem schafft man durch die Verlegung des Akkus in den Rahmen Platz an den Seiten und erhöht die Aufbaufreundlichkeit.


Keine Prototypen, sondern Serienfahrzeuge

„Mit dem FUSO eCanter liefern wir heute den ersten vollelektrischen Lkw aus Serienproduktion an unsere Kunden in Europa aus. Mehr als 90.000 Kilometer in Alltagstests stellen sicher, dass wir unseren Kunden ein zuverlässiges und wirtschaftliches Fahrzeug an die Hand geben", erklärte Marc Llistosella, Leiter von Daimler Trucks Asia, anlässlich der Präsentation in Berlin. Mit dem Fahrzeug sollen Kunden in Innenstädten nicht nur leise und ohne lokale CO2-Emissionen, sondern auch mit niedrigeren Betriebskosten unterwegs sein, versprach der Manager. Er setzte in diesem Kontext einen auf ein Drittel reduzierten Service- und Wartungsbedarf in Aussicht. Im Vergleich zu einer konventionellen Dieselversion sollen sich bei den Betriebskosten bis zu 1.000Euro auf 10.000km einsparen lassen.

"Das ist die Zukunft des urbanen Verteilerverkehrs“, ist der Fuso-Manager sicher. Das sei schon aufgrund der deutlich höheren Energieeffizienz gegenüber konventionellen Diesel-Fahrzeugen zwingend. "Die Technologie bietet deutlich mehr Potenzial als andere", urteilte er. Die Elektrifizierung sei zudem auch ein Gebot der Verantwortung gegenüber nachfolgenden Generationen. "Wir können nicht so weiter machen", postulierte Llistosella im Hinblick auf die Herausforderungen des Klimawandels und der Urbanisierung. Im Bezug auf letzteren Megatrend prognostizierte der Manager, dass künftig die Städte die Standards der Technologie setzen würden. Bei der Umstellung auf E-Mobilität spiele daher der Ausbau der erneuerbaren Energien eine Schlüsselrolle, die bereits heute in Europa 35 bis 40 Prozent der Gewinnung ausmachten.

Vielfältige Einsatzprofile bei den Kunden

Die ersten Kunden für den eCanter stammen alle aus dem Logistikbereich, der Einsatz der Fahrzeuge sei dennoch sehr divers, wie Daimler weiter ausführt. Die Fahrzeuge ersetzen bei allen Anwendern konventionelle Modelle. Bei der Entscheidung für den FUSO eCanter spielen diverse Faktoren wie Geräuschs- und Emissionsreduzierung, Nachhaltigkeit der Flotten aber auch betriebswirtschaftliche Faktoren eine Rolle. Die zukünftigen Fahrer der sollen speziell auf das Fahrzeug geschult werden. Die Kunden beziehen die Fahrzeuge im Rahmen einer 24-monatigen Langzeitmiete über CharterWay, den Experten für das Nutzfahrzeugmietgeschäft innerhalb der Daimler AG.

Die Deutsche Post DHL wird die sechs Fahrzeuge in zwei wichtigen Unternehmensbereichen einsetzen: Zwei Fahrzeuge werden zukünftig bei DHL Freight für die Niederlassung Berlin Innenstadtbelieferung von Geschäfts- und Privatkunden übernehmen, etwa schwere Stückgutsendungen wie Elektro- oder große Haushaltsgeräte. DHL Paket setzt die vier Fahrzeuge im Innenstadtbereich Berlin für die Belieferung von Firmen und Großkunden ein. Die Elektro-Lkw werden dabei vollständig in den betrieblichen Ablauf integriert und ersetzen die zuvor auf der jeweiligen Tour eingesetzten Fahrzeuge mit konventionellem Antrieb. DB Schenker sieht in der Nutzung des Fuso eCanter die Möglichkeit, ein e-Serienfahrzeug für die City-Logistik unter realen Produktionsbedingungen zu testen. Unter anderem wird eines der drei Fahrzeuge für die Zustellung und Abholung von Stückgutsendungen in der Berliner Innenstadt zum Einsatz kommen.

Bei der Rhenus-Gruppe, einem weltweit operierenden Logistikdienstleister, werden die drei E-Verteiler die Home Delivery-Einheit unterstützen. Vom Zentrallager in Hoppegarten aus stellen die vollelektrischen Lkw künftig Möbel, braune und weiße Waren sowie Sportgroßgeräte in der Berliner Innenstadt zu. Zwei weitere der Elektro-Verteiler von Fuso werden bei Transportunternehmern von Dachser zum Einsatz kommen. Ihre Aufgabe wird das Stückgut-Kerngeschäft auf der letzten Meile sein, d.h. Paletten mit Industriegütern entweder an Mikrohubs oder direkt beim Kunden anzuliefern sowie Waren abzuholen und zu den Dachser-Niederlassungen zu bringen. Geladen werden sie an einer Starkstrom-Ladestation, die die Niederlassungen auf dem Betriebsgelände eingerichtet haben.