Elektromobilität: Mercedes stellt Sprinter mit Brennstoffzelle vor

Konzeptfahrzeug soll den nächsten Schritt nach dem E-Sprinter symbolisieren und "in naher Zukunft" auf den Markt kommen. 300 bis 530 Kilometer Reichweite, zudem 30 Kilometer batterieelektrischer Betrieb.
Elektrisch in die Ferne schweifen: Daimler sieht auch im Bereich leichter Nutzfahrzeuge eine Berechtigung für die Brennstoffzelle, etwa im Reisemobilbereich. Der Prototyp fuhr allerdings batterieelektrisch vor. | Foto: J. Reichel
Elektrisch in die Ferne schweifen: Daimler sieht auch im Bereich leichter Nutzfahrzeuge eine Berechtigung für die Brennstoffzelle, etwa im Reisemobilbereich. Der Prototyp fuhr allerdings batterieelektrisch vor. | Foto: J. Reichel
Johannes Reichel

Bei der ersten Vorstellung des Mercedes-Benz eSprinter hat der Hersteller auch das Konzept einer Brennstoffzellen-Hybrid-Version des Sprinter vorgestellt. Diese greift im Wesentlichen auf die Antriebs- und Tanktechnik des SUV GLC Fuel Cell zurück, teilt sich etwa den Brennstoffzellenstack sowie die H2-Speicher mit dem Pkw. Das Fahrzeug, das nach Aussage des Anbieters "in naher Zukunft" marktreif sein soll, zielt speziell auf private, aber auch gewerbliche Kundschaft, die einen alternativen Antrieb für Langstreckeinsätze suchen. Man peilt dabei vor allem auf weniger kostensensible Anwender im Reisemobilbereich oder Personentransport. Aber auch für Kuriergeschäfte mit Langstreckeneinsatz soll der F-Cell unter Umständen eine Alternative sein. Hier wäre die Infrastrukturfrage auch weniger kritisch als im naturgemäß spontaneren Reisesegment.

Überbrückung:Bis zu 30 Kilometer batterieelektrisch

Das Sprinter Fuel Cell Concept verbindet Brennstoffzellen- und Batterietechnik zu einem Plug-in-Hybrid. Aus dem Zusammenspiel von Batterie und Brennstoffzelle ergeben sich eine elektrische Leistung von etwa 147 kW und ein Drehmoment von 350 Newtonmeter. Bis zu 30 Kilometer lassen sich dabei batterieelektrisch zurücklegen, wenn etwa eine Distanz zur Tankstelle überbrückt werden muss. Der unterflur verbaute Lithium-Ionen-Akku mit 9,2 kWh Kapazität ist identisch mit dem auf eSprinter und eVito und lässt sich per Ladestecker separat aufladen. Die drei H2-Tanks im Unterbau speichern insgesamt 4,5 Kilogramm Wasserstoff und ermöglichen so eine Reichweite von rund 300 Kilometern. Ist eine höhere Reichweite gefragt, kann ein weiterer Tank im Heckbereich ergänzt werden, was die Reichweite auf bis zu 530 Kilometer steigert. Durch die zusätzliche Technik entsteht ein Mehrgewicht von etwa 200 Kilogramm gegenüber dem Diesel-Pendant. Trotzdem realisiert der Hersteller das Fahrzeug auf Basis eines 3,5-Tonnen-Fahrgestells. Die Technologie lasse sich aber auch in einen Kastenwagen oder Kombi übertragen, erklärt ein Verantwortlicher.

Infrastruktur:Bis 2019 schon 100 Tankstellen in Deutschland

Der Hersteller rechnet in Sachen Tankinfrastruktur für Deutschland mit einem zügigen Ausbau des Netzes, das bis 2019 aus 100 Stationen bundesweit bestehen soll. Auch europaweit wachse das Tankangebot, das sich zudem in die vorhandene Tankstelleninfrastruktur einfügen lasse. Tendenziell wolle man die energieintensive Herstellung des Wasserstoffs zunehmend mit Strom aus regenerativen Quellen arrangieren, damit sich die Umweltbilanz des Antriebs weiter verbessert. Zu dessen Gunsten führt man einem im Vergleich zur Methanisierung von Strom (Power2Gas) höheren Wirkungsgrad am Rad von knapp 50 Prozent ins Feld, wohingegen es bei Power2Gas-Umwandlung lediglich zehn Prozent seien, erklärt ein Ingenieur. Zudem fahre der Wasserstoffantrieb tatsächlich lokal emissionsfrei, bei Methan entstünden noch immer Emissionen, wenn auch geringe. Bei entsprechender Stückzahl taxiert der Experte den Anschaffungspreis eine Fuel Cell-Fahrzeugs auf dem Niveau eines Hybrid-Modells. Das soll es vom Sprinter allerdings nicht geben, ebenso wenig wie eine Wiederauflage des NGT-Erdgasmodells.

Berechtigung in der Nische:Brennstoffzelle

"Unsere Priorität liegt sicher auf dem batterieelektrischen Antrieb, daneben setzen wir im Bus, im Lkw oder auch im Reisemobil aber auch auf die E-Mobilität mit Brennstoffzelle", erklärte Daimler-Personalvorstand Wilfried Porth, der auch für MB Vans zuständig ist. Es gebe Anwendungen, die weniger kostensensibel seien wie Handwerk oder City-Logistik, in denen die Brennstoffzelle ihre Nische finden könne. "Wir bleiben nicht stehen, sondern gehen perspektivisch nach dem eSprinter mit dem F-Cell-Concept einen Schritt weiter", fügte MB-Vans-Chef Volker Mornhinweg hinzu.