Elektromobilität: München will gewerblichen Einsatz fördern

Gewerbliche Nutzer sollen mit bis zu 4000 Euro bei der Anschaffung eines Elektrofahrzeugs an Kaufprämie erhalten. Damit geht die Stadt auf Gegenkurs zur Bundesregierung, die direkte Unterstützung ablehnt.

Johannes Reichel

Die bayerische Landeshauptstadt München forciert den Einsatz von Elektromobilität: Vor kurzem beschloss der Stadtrat mit den Stimmen von CSU, SPD und den Grünen ein Forderprogramm von 30 Millionen Euro. Im Zentrum stehen dabei Kaufprämien für die Anschaffung von Elektrofahrzeugen, die es allerdings nur für gewerbliche Nutzer geben soll. Als Beispiele führte der Stadtrat etwa Taxi-Betriebe oder Handwerker an, die die volle Förderung erhalten sollen. Pizzaboten oder Pflegedienste könnten mit 2500 Euro Unterstützung rechnen, für Nutzfahrzeuge bis 7,5 Tonnen sind 4000 Euro im Gespräch. Eine genauere Aufschlüsselung der Förderbestimmungen will die Stadt München allerdings erst noch vornehmen.

 

Dass auch Unternehmen aus dem Bereich der Innenstadtlogistik zum Zuge kommen können, gilt als wahrscheinlich, denn vor allem hier entstehen stärkere Lärm- und Emissionsbelastungen. Das Programm soll ab Anfang nächsten Jahres in Kraft treten. München wäre damit eigenen Angaben zufolge die erste Großstadt in Deutschland, die eine direkte Förderung von Elektromobilität anbietet. Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) unterstrich: „Um E-Mobilität zukunftsfähig zu machen, müssen wir die Rahmenbedingungen verbessern. Mit den geplanten städtischen Zuschüssen für gewerbliche Fahrzeuge und den Ausbau der Ladeinfrastruktur machen wir einen großen Schritt in die richtige Richtung. Gleichzeitig muss die Stadt mit gutem Beispiel vorangehen und den eigenen Fuhrpark immer mehr auf Elektrofahrzeuge umstellen."

 

Paralell zum Förderprogramm der Stadt wollen die kommunalen Stadtwerke München bis 2017 daher ein Netz von 100 öffentlichen Ladesäulen aufbauen, auch hier weitgehend aus städtischen Mitteln finanziert. Zudem soll die Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) zwei Elektrobusse kaufen und diese über drei Jahre testen. Die Stadt übernimmt für 1,35 Millionen Euro die Mehrkosten für den Kauf der E-Busse sowie die Ausstattung der Werkstatt, unter anderem mit Ladesäulen.

 

Kritik von Umweltverband: Keine Förderung von E-Lastenrädern

 

Das Mikroklima der Innenstädte und Ballungsräume sei heute durch diverse Schadstoff-Emissionen stark beeinträchtigt, begründete die Stadtführung den Schritt. Elektrofahrzeuge stießen lokal keine Schadstoffe aus und seien bis zu einer Geschwindigkeit von zirka 35 Stundenkilometern zudem deutlich leiser als vergleichbare Fahrzeuge, die mit Verbrennungsmotoren angetrieben würden. Eine Elektrifizierung des gewerblichen Flotten- und Verteilerverkehrs (z.B. Müllabfuhr, Stadtreinigung) biete zusätzliches Potenzial, lokale Emissionen zu reduzieren.

 

Der Münchner Umweltverband Green City e.V. begrüßte die Entscheidung des Stadtrats zwar, kritisierte aber zugleich, dass bisher keine Förderung von Alternativen zum Fahrzeug wie etwa von Elektro-Lastenrädern vorgesehen sei. Diesen wird in der Logistikbranche mittlerweile großes Potenzial bei der Zustellung auf der letzten Meile eingeräumt. Gleichzeitig steigt das Angebot an praxistauglichen und tragfähigen Lösungen. Zuletzt machte etwa DHL Niederlande mit einem Liegelastenrad samt Kofferaufbau von sich reden.

 

Mit der kommunalen Förderung und der Einführung von Kaufanreizen für E-Fahrzeuge steht die bayerische Landeshauptstadt im Gegensatz zur Bundesregierung und namentlich Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU), der Kaufanreize bisher kategorisch ablehnt und stattdessen auf Privilegien für die Nutzer von Elektroautos setzt. Jüngst wurde dazu das Elektromobilitätsgesetz erlassen, das die Reservierung von Sonderparkplätzen an öffentlichen Ladestationen, geringere oder keine Parkgebühren, weniger Zufahrtsbeschränkungen sowie eine besondere Kennzeichnung setzt. Darüber hinaus werden steuerliche Vorteile gewährt und im Rahmen der sogenannten "Schaufenster Elektromobilität" einschlägige Projekte gefördert mit 180 Millionen Euro.