Erster Fahrbericht VW T6 Kastenwagen: Laster statt Luxus

Im Vergleich zu den nobleren Pkw-Versionen hat VW den T6 als Transporter abgespeckt. Das Paket überzeugt dennoch. Mit SCR günstigerer Verbrauch.
Evolutionär: Dezent veränderte Frontoptik mit Chromleiste, tiefer angesetzte Spiegel und tiefer gezogene Motorhaube. / Foto: J. Reichel
Evolutionär: Dezent veränderte Frontoptik mit Chromleiste, tiefer angesetzte Spiegel und tiefer gezogene Motorhaube. / Foto: J. Reichel
Johannes Reichel

Nicht dass es laut zuginge im VW Transporter Kastenwagen, auch hier stellt das neue Euro-6-Aggregat einen deutlichen Fortschritt zum Vorgänger dar. Aber der T6 in seiner Ausprägung als Kleinlaster gibt sich eben doch eine ganze Ecke rauer als die Nobel-Limousinen Caravelle und Multivan, die vor Wochen den ersten Fahreindruck vom gründlich überarbeiteten Bestseller geben durften. Den Unterschied merkt man vor allem beim Geräuschkomfort. Der aus dem Pkw-Baukasten entlehnte, anders als im Caddy auf die höheren Tonnagen hin modifizierte 2,0-Liter-TDI-Motor mit der Bezeichnung EA288 Nutz erweist sich hier hörbar weniger gut gedämmt.

Der Klang ist dennoch vor allem bei der 110-kW-Version angenehm sonor-sportiv, während die gefahrene 75kW-Volumen-Variante eher nach ehrlicher Arbeit klingt. Für den Einsatz im getesteten Hochdach-Kastenwagen, wahlweise weiterhin bis 3,2 Tonnen Gesamtgewicht bestellbar, sei zur 110-kW-Version (150 PS) geraten. Zumal wenn es häufig über Langstrecke gehen soll, senkt der sechste Gang das Drehzahl- und somit Geräuschniveau um glatt 400/min. Bei 100 km/h liegen 1600/min statt knapp 2000/min an. Durch die weitere Spreizung der Gänge gelingt auch das Anfahren noch besser. Wobei der T6 hier weit eleganter aus den „Startblöcken“ kommt als der abwürgeanfällige Vorgänger mit der zuschnappenden Kupplung.

Zudem entfaltet der 150-PS-Motor mit seinen nominal 340 Nm Drehmoment deutlich mehr Dampf und bügelt Steigungen souverän und auch bei niedrigsten Drehzahlen von um die 1300/min kommentarlos und brummfrei glatt. Drehfreudig, druckvoll, elastisch, der von einem aufwändigeren variablen Turbolader beatmete Motor fühlt sich an wie früher das biturbo-geladene Top-Aggregat und hat keinerlei Mühe, die 50 Prozent Nutzlast (ca. 450 kg) zu befördern. Hier wirkt die 75-kW-Einstellung angestrengter, wenngleich ebenfalls leistungsfreudig und recht agil. Wer es nicht allzu eilig hat, kommt aber auch damit klar - und wird belohnt dem Vernehmen nach 2000 Euro geringeren Kosten (Preise für Euro 6 noch nicht veröffentlicht). Hierzu trägt nicht zuletzt das preiswertere Fünf-Gang-Getriebe bei. [pagebreak]

Deutlicher als die absolut akzeptablen Motorgeräusche machen sich im Kastenwagen allerdings Abrollgeräusche stärker bemerkbar als bei den dick gedämmten Kombis, zumindest auf dem rauem, offenporigen Asphalt schwedischer Autobahnen. Mit der nackten Trennwand im Rücken entstehen Resonanzen, die leichte Hohlraumgefühle aufkommen lassen. Gleiches gilt für die zwar verringerte, aber doch auch beim T6 noch vorhandene Poltertendenz der Vorderachse, die die Kombis wirksamer filtern. Hier ziehen sich Wettbewerber wie der Vito oder auch der Ford Transit Custom geschmeidiger aus der Affäre. Im Handling hat der T6 dagegen zumindest gleichgezogen: Er pappt förmlich auf der Straße, neigt weniger zum Aufschaukeln und die servounterstützte Zahnstangen-Lenkung legt einem das Fahrzeug mit natürlichem Gefühl in die Hand. Features wie den Abstandstempomaten ACC (Adaptive Cruise Control) oder das dynamische Fahrwerk mit elektrischer Dämpferverstellung DCC gibt es selbstredend auch im Kastenwagen. Für Langstreckeneinsätze ist vor allem ACC eine Überlegung wert, zumal zum Paket das Umfeldbeobachtungssystem Front Assist zählt. Das wacht mittels Radarsensor über das Verkehrsgeschehen und greift wenn eine Kollision droht, per Bremseingriff blitzschnell ins Geschehen ein.

Apropos: Genauso wie bei den Kombis hat VW auch beim Kastenwagen die Bremsen weiter ertüchtigt, sie packen verlässlich und mit tadellosem Pedalgefühl zu. Ein Hill-Holder ist im Übrigen ebenso Serie wie in Verbindung mit Euro-6-Norm ein schnell agierendes Start-Stopp-System.Nachdenken sollte VW vielleicht über das separate Angebot des sogenannten Front Assist mit City-Notbremsfunktion, die sich eines preiswerteren, aber weniger reichweitenstarken Lasers bedient und die schlimmsten Kollisionen innerorts vermeiden könnte. Anders als beim Caddy lässt sich das beim Transporter nicht vom teuren „ACC Paket“ trennen. Die Multikollisionsbremse, die per Bremseingriff Folgeunfälle verhindert, hat der Hersteller dagegen auch bei den Nutzfahrzeugen zur Serienausstattung gemacht. Wer darüber nachdenkt, sich einen Metallic-Lack zu gönnen, der könnte auch die werbewirksame Bicolor-Lackierung erwägen, die VW zum selben Preis anbietet und die schlichtes Candy-Weiß mit diversen Farben kombiniert, etwa dem legendären Samba-Rot.

Mehr zum neuen VW Transporter T6, den Verbräuchen, Preisen und SCR-System lesen Sie in der nächsten Ausgabe von LOGISTRA und in Transport.