Eurobike 2022: Lastenrad als Lokomotive der Logistik-Wende
Der Veranstalter der Eurobike 2022 in Frankfurt fairnamic hat das Thema Cargobikes in den Mittelpunkt gerückt und flankiert die zahlreichen Neuheiten mit einem intensiven Programm an Debatten, Vorträgen und Panels. 68 Prozent mehr Cargobike-Verkäufe in Europa prognostizierte laut Veranstalter eine Marktumfrage für 2022. Man sieht das Spektrum dabei vom Kindertransport bis zur Paketzustellung. In der eigens eingerichteten Cargo Area der Future Mobility Hall präsentieren sich 50 Lastenrad-Aussteller. Abschluss bildet am Sonntag ein Cargobike-Race. Laut Zweirad-Industrie-Verband (ZIV) sind die Lastenrad-Verkäufe in Deutschland letztes Jahr um 62 Prozent auf 167.000 gestiegen. Am zweiten Messetag stellte das City Changer Cargo Bike-Projekt auf der Eurobike europaweite Wachstumserwartungen für 2022 vor.
„40 Hersteller haben im Juni an unserer European Cargo Bike Industry Survey teilgenommen. Für 2022 erwarten sie, gemeinsam 68 Prozent mehr Lastenräder in Europa zu verkaufen als 2021. Das Wachstum kommt sowohl von etablierten wie von neuen Herstellern, die teils mit größeren Stückzahlen antreten", erklärt “, erklärt Kevin Mayne von Cycling Industries Europe.
Das EU-geförderte City Changer Cargo Bike-Projekt hat seit 2018 Lastenrad-Förderung in 15 Partnerstädten von Lissabon bis Gdynia und Cambridge bis Varna sowie europaweite Lobbyarbeit organisiert. Auf der Leitmesse in Frankfurt lädt das Projekt zur europäischen Fachkonferenz mit dem programmatischen Titel „Von der Nische zum Mainstream – wie Lastenräder die Mobilität verändern“ ein. Auf dem Programm steht auch der Launch eines europäischen Online-Marktüberblicks.
„Der cargobike.guide soll Lust auf Lastenrad machen und dabei unterstützen, das passende private oder gewerbliche Lastenrad zu finden“, so Arne Behrensen von cargobike.jetzt, dem deutschen Partner des City Changer Cargo Bike-Projekts.
Längst ist das Lastenrad auch Thema der Bundespolitik. Die Bundesregierung bekannte sich zuletzt 2021 im Nationalen Radverkehrsplan 3.0 umfangreich zur Förderung von privaten und gewerblichen Lastenrädern. Staatssekretär Oliver Luksic (FDP) aus dem Bundesverkehrsministerium eröffnete im Future Mobility Forum (Halle 8) die vierstündige Cargo Academy. Anschließend diskutierten Branchenvertreter auf vier Panels über politische Rahmenbedingungen, Komponenten, Parkplätze und Sicherheitsstandards für Lastenräder.
Auch Paketdienste steuern längst um und ergänzen Bikes im Betrieb
Logistik-Branche meets Fahrradbranche ist dann am Freitag das Motto in der Cargo Area. Der Radlogistik Verband Deutschland (RLVD) und das Frankfurter Research Lab for Urban Transport (ReLUT) veranstalten gemeinsam das Fachpodium „Cargo bikes & urban logistics“ auf der Cargo Area Stage. RLVD-Vorsitzender Tom Assmann und Prof. Oliver Schocke vom ReLUT diskutieren mit lokalen Radlogistikern, Ausstellern sowie dem internationalen Paketzusteller DPD über Infrastruktur und geeignete Lastenräder.
„Wir werden die Paketzustellung auf der letzten Meile stadtverträglicher und lokal emssionsfrei gestalten. Dabei setzen wir als Teil der Lösung in immer mehr Städten auch auf moderne E-Lastenräder, die an innenstadtnahen Mikrodepots beladen werden. In den nächsten Jahren werden wir diese Flotte weiter ausbauen“, kündigt Gerd Seber, Group Manager City Logistics and Sustainability bei DPD Deutschland an. Hier entstehe für die Fahrradbranche ein spannender Markt.
Programm ist auch der Name des italienischen Cargo Area-Ausstellers „One less Van“. In der Cargo Area präsentiert er das vierrädriges Carbon-Lastenrad SUM-X als Alternative zum Dieselvan. Auch andere Aussteller sind auf großvolumige Lastenräder für die Logistik spezialisiert. Zum Beispiel der deutsche Hersteller Rytle mit seinem neuen dreirädrigen Movr3 mit Fahrerkabine und 1,8 Kubikmeter großer Wechselbox. Dass sich eine beladene Europalette komfortabel per Fahrradanhänger anheben und transportieren lässt, zeigt Fleximodal aus Frankreich mit dem praktischen Bicyclift.
Deutlich größere Stückzahlen im Privatmarkt
Der deutlich größere Marktanteil liege laut Veranstalter allerdings bei privat genutzten Lastenrädern. „Kindertransport ist der wichtigste Treiber für die private Lastenradnutzung“, erklärt Hannah Eberhardt vom Verkehrsplanungsbüro Verkehr mit Köpfchen. Für Eltern stehe beim Kindertransport die Sicherheit natürlich ganz oben. Hier gibt es bei Fahrradanhängern und auf dem Lastenrad sehr gute Lösungen – auch für den Babytransport. Am Samstag gibt die Betreiberin des Portals „Radfahren mit Baby“ in einem Vortrag auf der Cargo Area Stage wertvolle Tipps für junge Eltern.
Zu den Eurobike-Neuheiten bei Lastenrädern für den Kindertransport gehört zum Beispiel das neue Packster 70 von Riese & Müller. –Das vollgefederte einspurige E-Lastenrad bitete komfortable Kindersitzen mit Kopfstützen und eine Seilzuglenkung. Europa-Premiere feiert auch der US-Lastenrad-Pionier Xtracycle mit seinen drei neuen Longtail Modellen. Hier können bis zu drei Kinder hinten auf einem langen Gepäckträger in einer Reling sitzen.
Spektakulärer Abschluss des Lastenrad-Programms ist am Sonntag der erstmalig ausgetragene Cargo EuroCup. Auf der Rennstrecke im Außenbereich messen sich dann Cargobiker:innen aller Couleur in einem Rundkurs mit Transportaufgaben. Nicht Profisport sondern Spaß und Community stehen dabei im Vordergrund – vor allem beim abschließenden Staffel-Rennen.
Cargobike-Programmhinweise:
- Donnerstag, 15. Juli: 10.15 – 13.00: CityChangerCargoBike-Konferenz (Future Mobility Forum, Pink Stage, Halle 8); 14.00 – 18.00: Cargo Academy mit Grußwort von BMDV-Staatssekretär Oliver Luksic (Future Mobility Forum, Pink Stage, Halle 8)
- Freitag, 15 Juli: 11.00 – 13.00: Podium Cargo bikes & urban logistcs (Cargo Area Stage, Halle 8)
- Samstag, 16. Juli: 10:00 – 10:45: Vortrag Radfahren mit Baby (Cargo Area Stage), Halle 8
- Sonntag, 17. Juli: 11:00 – 17:00: Lastenrad-Rennen Cargo EuroCup (Außengelände)
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