Ford: Transit und Transit Custom überzeugen mit neuem Euro-6-Motor

Schon das Basisaggregat in den beiden Transportern bietet genug Leistung. Effiziente Abgasreinigung soll Stickoxidausstoß um 55 Prozent reduzieren, 13 Prozent geringerer Verbrauch.
Erneuerung abgeschlossen: Erst mit den neuen Motoren ergeben die großen Ford-Transporter ein harmonisches und modernes Bild. | Foto: Ford
Erneuerung abgeschlossen: Erst mit den neuen Motoren ergeben die großen Ford-Transporter ein harmonisches und modernes Bild. | Foto: Ford
Redaktion (allg.)

Ford hat eine komplett neu entwickelte Euro-6-Turbodieselfamilie vorgestellt. Das 2,0-Liter-TDCI-Aggregat „EcoBlue“ soll zuerst in den Transportern und dann auch bei den Pkw zum Einsatz kommen und auch künftige Abgasnormen nach Euro 6 erfüllen. Insbesondere die Abgasreinigung wurde im Vergleich zum Euro-5-Vorgängeraggregat stark verbessert, die Stickoxidemissionen sollen dank motornaher Reinigung und Nachbehandlung per SCR-Kat laut Hersteller um 55 Prozent niedriger liegen. Darüber hinaus wies der Hersteller im Kontext der aktuellen Diskussionen darauf hin, dass die Möglichkeit der Nutzung sogenannter "Thermofenster" bei diesem Motor sehr eng begrenzt werde, somit in den allermeisten Fahrzuständen auch im Realbetrieb die Grenzwerte eingehalten würden.

Außerdem soll der Motor im CO2-Ausstoß 13 Prozent niedriger liegen als beim Vorgänger bei zugleich um 20 Prozent höherem Drehmoment. Verlängert wurden dagegen die Wartungsintervalle auf bis zu 60.000 km. Der wartungsfreier Antriebsriemen für die Nockenwelle und Ölpumpe soll über die gesamte Motorlebenszeit halten, die mindestens 240.000 km beträgt.

Die ersten Fahreindrücke bestätigten nun die vorher bekannte gute Papierform. Der 2,0-Liter-Vierzylinder präsentiert sich schon in sein schwächsten Leistungsvariante mit 105 PS (77 kW) antrittsstark, dank 360 Nm Drehmoment sehr elastisch und im Fahrerraum überraschend leise. Bei höherem Tempo mehr Druck bieten die Ausführungen 130 PS (95 kW) und 170 PS (125 kW), deren Fahreigenschaften und Laufkultur sich – beim ersten Eindruck – zumindest beim Transit nur marginal unterscheiden. Der Transporter erreicht hier nahezu das Niveau eines ausgereiften Mittelklasse-Pkw. Vor allem das mäßige Anfahrverhalten hat Ford stark verbessert, wobei vor allem die 105-PS-Variante hier einen guten und harmonischen Eindruck hinterließ. Die stärkeren Varianten weisen ein etwas ausgeprägteres "Turboloch" auf, bevor sie umso druckvoller beschleunigen.

40 Kilo Mehrgewicht durch Euro 6, neue Assistenzsysteme

Neben dem neuen Motor hat Ford dem Transit und dem kleinen Bruder Transit Custom noch eine ganze Reihe von Neuerungen spendiert, die für mehr Effizienz und Sicherheit sorgen sollen. Äußerlich unterscheinen sich die neuen Euro-6-Transporter kaum von ihren Vorgängern: Eine zusätzliche Chromzierleiste im unteren Kühlergrill auf die neue 2,0-Liter-Motorisierung hin.

Die neuen Turbodiesel basieren auf einer von Ford neu entwickelten Grundarchitektur. Sie vereint einen weiter optimierten Verbrennungsprozess mit einer aufwändigen Abgasnachbehandlung inklusive AdBlue-Einspritzung. Der AdBlue-Tank fasst rund 21 Liter, was für rund 10.000 Kilometer reicht. Die Euro-6-Variante erhöht das Leergewicht der Fahrzeuge kaum In der Regel sind es nur zwischen 25 und 40 Kilogramm, bei einigen Varianten sogar noch weniger. Beachtenswert sind in der Tat die Neuerungen die Ford zeitgleich mit dem neuen Motor für die beiden Transporterbaureihen eingeführt hat. Es handelt sich um Assistenz- und Fahrzeugfunktionen, die als Option und teilweise sogar serienmäßig angeboten werden. So machen die Frontkamera- und Frontradar-Technologie, wie sie zum Beispiel aus den Pkw-Modellen „Mondeo“, „S-MAX“ und „Galaxy“ bekannt ist, einiges möglich.

Auf Wunsch erhältlich für Ford Transit und Ford Custom sind nun ein sogenannter Pre-Collision-Assist, der hilft, Auffahrunfälle oder Zusammenstöße mit Passanten zu vermeiden oder die Unfallfolgen zumindest zu mindern, eine adaptive Geschwindigkeitsregelanlage, die über das nach vorne gerichtete Radarsystem den vorgewählten Sicherheitsabstand zum Vordermann bis zu einer zuvor festgelegten Höchstgeschwindigkeit automatisch einhält, sowie ein Verkehrsschild-Erkennungssystem, das den Fahrer durch Symbole im Multifunktionsdisplay des Instrumententrägers über aktuell gültige Tempolimits oder Überholverbote informiert.

Wandlerautomatik mit sechs Gängen, 1000 Euro Aufpreis für Euro 6

Zur serienmäßigen Ausstattung aller neuen Ford Transit und Ford Custom zählt ein erweitertes Elektronisches Sicherheits- und Stabilitätsprogramm (ESP) mit Traktionskontrolle. Neu bei dem Sicherheitssystem ist ein Seitenwind-Assistent. Dieses Assistenzsystem kommt erstmals für Transit und Custom zum Einsatz. Es unterstützt den Fahrer durch automatischen Bremseingriff dabei in der Spur zu bleiben, wenn die Sensoren des ESP starken Seitenwind feststellen. Zudem beinhaltet das serienmäßige ESP eine Kurvenkontrolle und einen Überrollschutz. Mit der Euro-6-Modellpflege hat Ford auch das Fahrwerk von Transit und Transit Custom überarbeitet, neue Dämpfer sorgen für besseren Langsamfahrkomfort, die Lenkunterstützung wird bei höherem Tempo zugunsten präziseren Fahrgefühls zurückgenommen. Für die Kombi-Version des Transit Custom gibt es zudem eine komfortfördernde Luftfederung.

Die neuen Ford-Transporter werden mit einem Sechs-Gang-Schaltgetriebe angeboten. Zum Jahresende 2016 soll eine sechsgängige Wandlerautomatik aus eigener US-Produktion dazukommen. Varianten mit Hybrid- und Elektroantrieb werden laut Bernhard Schmitz, Leiter Nutzfahrzeuge der Ford Werke GmbH, in den nächsten zwei Jahren nicht auf den Markt kommen. Für einen etwaigen Erdgasantrieb sieht Schmitz generell keine Chancen im Ford-Programm. Preislich liegen die neuen Euro-6-Modelle etwa 1000 Euro über dem Euro-5-Vorgänger, was sich am unteren Rand des branchenüblichen Niveaus bewegt. Bei Daimler kosten die neuen Sprinter in Euro 6 etwa 1400 Euro mehr, allerdings mit altem 2,15-Liter-CDI-Aggregat. tbu/jr