FPT Industrial setzt auf Brennstoffzellen

Auf dem Tech Day demonstrierte das Unternehmen ein Antriebskonzept mit Brennstoffzellen speziell für den Schwerlastverkehr.

Gibt Stoff: FPT und Iveco setzen auf die Brennstoffzelle im Lkw und streben damit in die Serie. | Foto: FPT
Gibt Stoff: FPT und Iveco setzen auf die Brennstoffzelle im Lkw und streben damit in die Serie. | Foto: FPT
Gregor Soller

Schon auf der IAA zeigte FPT Industrial (Fiat Powertrain Industrial) eine erste Studie eines Lkw-Chassis mit Brennstoffzellen. Die FPT-Tochter mit Sitz in Arbon (übrigens der innovativen Ex-Motorenentwicklung des in Konkurs gegangenen Schweizer Nutzfahrzeugherstellers Saurer, die 1990 von Iveco übernommen wurde). Selbstredend hat auch FPT die Brennstoffzelle als emissionsfreien Antrieb der Zukunft für sich entdeckt. So hat es sich FPT Industrial zum Ziel gesetzt, die Forschungen im Bereich der Brennstoffzellen-Technologie so weit voranzutreiben, dass alle bisherigen technologischen Schwierigkeiten letztlich überwunden werden können. Damit soll die Brennstoffzelle insbesondere bei energieintensiven Anwendungen, die eine hohe Leistung, Autonomie und Zuverlässigkeit erfordern, zu einer praktikablen und effektiven Lösung werden.

Weiterer Vorteil: Die Brennstoffzellen-Technologie gilt als konsequente Weiterentwicklung der Erdgastechnologie. Denn Wasserstoff ist der sauberste Kraftstoff überhaupt. Dank dieser hohen Umweltverträglichkeit treibt FPT Industrial die Entwicklungsarbeit in diesem Bereich weiter voran. Wenn der benötigte Wasserstoff vor Ort aus erneuerbaren Quellen wie zum Beispiel Biomethan oder aber Wind- oder Solarenergie gewonnen wird, wäre das für die Entwicklung einer Kreislaufwirtschaft sehr förderlich.
Das von FPT Industrial entwickelte Antriebskonzept liefert eine maximale Leistung von 400 kW und umfasst zwei Wasserstofftanks, ein Brennstoffzellenmodul, eine Lithium-Ionen-Batterie, eine E-Achse und ein Energiemanagementsystem. Die in der Brennstoffzelle erzeugte Energie treibt die E-Achse an, ein System, das ebenso leistungsstark wie der Antrieb eines Dieselmotors ist. Die Antriebsenergie für die Räder stammt aus einem in der E-Achse integrierten Elektromotor, der dank der intelligenten Leistungselektronik nur sehr wenig Energie verbraucht. Die Bremsenergie wird in einer Lithium-Ionen-Batterie gespeichert und als Unterstützung der Brennstoffzelle bei energieintensiven Fahrvorgängen bereitgestellt.

Praxistauglich: Reichweite von bis zu 800 Kilometer

Darüber hinaus verfügt das neue Antriebskonzept über eine intelligente Leistungselektronik, über die alle wesentlichen Faktoren fortlaufend überwacht und gesteuert werden können: So können die Luftzufuhr, die chemische Reaktion, die Kraftstoffzufuhr und der Energieverbrauch so genau eingestellt werden, dass ein Wirkungsgrad von bis zu 50 % erreicht werden kann. Durch das Energiemanagementsystem wird sichergestellt, dass immer nur gerade so viel Energie zur Verfügung steht, wie für einen Fahrvorgang benötigt wird. Sollte die Brennstoffzelle einmal nicht genug Energie bereitstellen, greift das System auf die Batterie zurück, so dass der Elektromotor stets ausreichend mit Energie versorgt ist. Durch dieses Zusammenspiel von Batterie und Brennstoffzelle erreicht die Brennstoffzelle eine Lebensdauer von 20.000 Stunden. Darüber hinaus kann durch die Leistungselektronik und Brennstoffzellen-Technologie von FPT Industrial eine Reichweite von rund 800 Kilometern garantiert werden.

Die Vorteile der Brennstoffzellen-Technologie von FPT Industrial liegen auf der Hand: Die Brennstoffzelle ist sehr umweltverträglich, da keinerlei Lärm- oder Schadstoffemissionen mehr entstehen. Sie liefert eine ähnliche Leistung wie ein Dieselmotor und wiegt etwa genauso viel. Gegenüber einem reinen Elektrofahrzeug (als Beispiel einem 44t-LKW) kommt es zu einer Gewichtseinsparung von 70%. Zudem dauert der Tankvorgang nicht so lange wie bei einem Elektrofahrzeug, da der Wasserstofftank in rund 20 Minuten befüllt werden kann, während eine Batterie bis zu zwei Stunden geladen werden muss.

Erstes Serienmodell könnte Ivecos nächste Stralis-Generation sein, die zwar einmal mehr den seit 1991 verwendeten Rohbau nutzt, aber komplett neu beplankt und ausgestattet wird. Entsprechend wird man auch beim Antriebsstrang wieder massiv nachlegen.

Was bedeutet das?

FPT und Iveco bleiben in Sachen Nutzfahrzeug am Ball und lehnen sich gerade in Sachen Brennstoffzelle weit aus dem Fenster. Auf die weiteren Pläne zur Markteinführung darf man gespannt sein, zumal die Brennstoffzellentechnik gerade im nutzlastsensiblen schweren Fernverkehr absolut Sinn macht.