Gegen Fahrermangel im Nahverkehr: Fraunhofer-Studie liefert neue Ideen
Die Transportbranche steht vor einer wachsenden Herausforderung: Der Mangel an Berufskraftfahrerinnen und -kraftfahrern gefährdet nicht nur das Wachstum, sondern auch die Stabilität der kritischen Infrastruktur. Nun haben die Technischen Hochschule Augsburg (THA), das Fraunhofer-Institut für Integrierte Schaltungen und die Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) eine gemeinsame Studie vorgelegt, deren Ziel ist, Wege zu finden, um die Arbeitsbedingungen von Lkw-Fahrerinnen und Fahrern zu verbessern.
Darin wird die Fahrer-Lücke auf 70.000 beziffert – mit einer jährlichen Verschärfung um 15.000. Die Ursachen seien vielfältig. Darin heißt es: Das Berufsbild gelte als unattraktiv, die Arbeitsbedingungen seien oft belastend, und der Wegfall der Wehrpflicht habe eine frühere Möglichkeit zur günstigen Erlangung der Fahrerlaubnis beseitigt. Hinzu komme, dass mangelnde Wertschätzung und schlechtere Arbeitsbedingungen die Branche zunehmend unattraktiv machen.
Motivation steigern: Was Führungskräfte tun können
Die Studie, die den Titel LeitFahr³ trägt, widmet sich erstmals gezielt den Bedürfnissen von Fahrerinnen und Fahrern im Nahverkehr. Sie zeigt auf: Motivation entsteht durch eine Kombination aus respektvollem Umgang, klaren Strukturen und besserer Kommunikation.
Führungskräfte, Personalabteilungen und Mitarbeitende an Schnittstellen wie Disposition oder Rampen spielen dabei eine Schlüsselrolle. Klare Tourenpläne und eine verlässliche Kommunikation schaffen Vertrauen und stärken das Zugehörigkeitsgefühl der Fahrerinnen und Fahrer.
Ebenso wichtig ist ein respektvoller Umgang, der die Fahrerinnen und Fahrer nicht als „Mitarbeiterende zweiter Klasse“ degradiert, sondern ihren wichtigen Beitrag zur Stabilität der Lieferkette hervorhebt.
Die Studie kommt zu dem Ergebnis: Wenn gleichzeitig die Arbeitsbedingungen durch effiziente Prozesse und weniger Wartezeiten verbessert werden, wirkt sich dies unmittelbar auf die Motivation und das Wohlbefinden aus.
Maßnahmenpakete für ein attraktives Arbeitsumfeld
Die Studie liefert neun Maßnahmenpakete mit insgesamt 50 Einzelmaßnahmen, die speziell auf den Nahverkehr zugeschnitten sind. Diese Maßnahmen adressieren vier zentrale Handlungsfelder: den Menschen, die Prozesse, die Ausrüstung und die Gesundheit.
Die soziale Integration von Fahrerinnen und Fahrern im Unternehmen und eine wertschätzende Kommunikation sind wesentliche Hebel, um das Arbeitsklima zu verbessern. Gleichzeitig sollten die Touren- und Rampenabläufe besser abgestimmt werden, um Stress zu minimieren und Zeit zu sparen.
Die Ausrüstung, insbesondere die Fahrzeuge und Hilfsmittel, sollte zuverlässig und modern sein, um eine sichere und komfortable Arbeitsumgebung zu gewährleisten. Ergänzt wird dies durch Gesundheitsprogramme und eine ergonomische Arbeitsplatzgestaltung, die das Wohlbefinden der Fahrerinnen und Fahrer unterstützt. Flexible Arbeitszeiten und ausreichend Pausen tragen laut der Studie ebenfalls dazu bei, die körperliche und mentale Belastung zu reduzieren.
Methodik: Praxisnah und fundiert
Die Ergebnisse der Studie basieren auf einem Forschungsansatz, der sowohl quantitative als auch qualitative Methoden einbezieht. In Telefoninterviews und Fokusgruppen wurde der Arbeitsalltag von Fahrern, Disponenten und Führungskräften analysiert. Die „Driver Journey“, eine detaillierte Darstellung der Abläufe im Arbeitsalltag, half dabei, Stressfaktoren und motivierende Elemente sichtbar zu machen. Auf dieser Grundlage wurden Maßnahmen entwickelt, die direkt in die Praxis umgesetzt werden können.
Fazit: Gemeinsam aus der Krise
Die Attraktivität des Berufsbildes kann nur gesteigert werden, wenn die gesamte Branche zusammenarbeitet. Führungskräfte, Personalabteilungen und Mitarbeitende an Schnittstellen müssen die Bedürfnisse der Fahrerinnen und Fahrer in den Mittelpunkt stellen. Denn nur, wenn sie sind, sichern sie nicht nur die Stabilität der Branche, sondern tragen auch zur positiven Wahrnehmung ihres Berufs bei – ein entscheidender Faktor im Kampf gegen den Fachkräftemangel.
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