Grüne Logistik: Chancen und Herausforderungen für die Lkw-Branche im Zeitalter von Elektromobilität und Wasserstoff
Elektro-Lkw bieten große Chancen, um den urbanen Verkehr nachhaltiger zu gestalten: Sie tragen erheblich zur Reduktion der Luftverschmutzung in urbanen Gebieten bei und sind ideal für kürzere Strecken im Verteilerverkehr. Aber der Einsatz auf Langstrecken ist noch mit großen Hürden verbunden. Besonders im Bereich der Infrastruktur und Technik müssen entscheidende Herausforderungen gelöst werden, bevor Elektro-Lkw auf breiter Basis eingesetzt werden können:
- Begrenzte Reichweite: Mit einer durchschnittlichen Reichweite von nur 360 Kilometern sind Elektro-Lkw für Langstreckenfahrten derzeit kaum geeignet, da sie regelmäßig aufgeladen werden müssen.
- Unzureichende Ladeinfrastruktur: Europaweit fehlt ein flächendeckendes Netz an Schnellladestationen, das es ermöglichen würde, die gesetzlich vorgeschriebenen Pausen für das Laden effizient zu nutzen.
- Hohe Anschaffungskosten: Elektro-Lkw sind deutlich teurer in der Anschaffung als dieselbetriebene Fahrzeuge. Unternehmen müssen sorgfältig prüfen, ob staatliche Subventionen und langfristig niedrigere Betriebskosten die anfänglichen Investitionen rechtfertigen können.
- Batteriegewicht: Das erhebliche Gewicht der Batterien reduziert die verfügbare Ladekapazität der Lkw und kann sich negativ auf die Effizienz der Transporte auswirken.
- Lange Ladezeiten: Trotz der Fortschritte bei Schnellladegeräten erfordert das vollständige Aufladen der Batterien weiterhin viel Zeit, was zu Verzögerungen und ineffizienten Lieferketten führen kann.
Trotz dieser Herausforderungen bleibt der Markt für Elektrofahrzeuge auf Wachstumskurs. Investitionen in die Ladeinfrastruktur und weitere technologische Fortschritte könnten Elektro-Lkw zu einer tragfähigen Lösung für den städtischen und regionalen Verkehr machen.
Wasserstoff: Die Lösung für den Schwerlastverkehr?
Wasserstoffbetriebene Lkw bieten potenziell eine Lösung für den Langstreckentransport, insbesondere in Bereichen, wo Elektro-Lkw an ihre Grenzen stoßen. Ihre Vorteile sind:
- Größere Reichweite: Besonders unter schweren Lasten oder in kalten Klimazonen, wo die Batterieleistung von Elektrofahrzeugen nachlässt.
- Geringeres Gewicht: Wasserstofftanks und Brennstoffzellen wiegen weniger als die Batterien, die für Langstrecken-Elektrofahrzeuge benötigt werden.
- Weniger Abhängigkeit von seltenen Rohstoffen: Im Vergleich zu Elektro-Lkw benötigen Wasserstofffahrzeuge weniger Rohstoffe wie Lithium, Kobalt und Nickel. Dies reduziert den Druck auf die Rohstoffindustrie und fördert die Nachhaltigkeit.
Trotz dieser überzeugenden Vorteile stehen Wasserstoff-Lkw weiterhin vor bedeutenden Herausforderungen:
- Effizienzverlust: Die Produktion, Speicherung und Verteilung von Wasserstoff sind energieintensiv und führen zu einem höheren Energieverlust im Vergleich zur direkten Nutzung von Elektrizität.
- Infrastruktur: Der Ausbau von Wasserstofftankstellen bleibt unzureichend und erfordert massive Investitionen und politische Unterstützung, um Wasserstoff als tragfähige Technologie für den Fernverkehr zu etablieren.
Es gibt jedoch kritische Stimmen zu Wasserstoff als Antriebstechnologie. Professor David Cebon von der University of Cambridge betont, dass die höheren Kosten von Brennstoffzellenfahrzeugen im Vergleich zu Elektrofahrzeugen ein erhebliches Hindernis darstellen. Seiner Meinung nach wird sich die Kostenlücke in den kommenden Jahren weiter vergrößern, was den breiten Einsatz von Wasserstoff-Lkw erschweren könnte.
Trotz dieser kritischen Einschätzungen investieren bereits große Unternehmen in die Wasserstofftechnologie. Walmart hat kürzlich ein wasserstoffbetriebenes Zugfahrzeug in Kanada in Betrieb genommen, und Ai Logistics (AiLO) hat 100 Nikola-Wasserstoff-Lkw für 2025 bestellt. Diese Beispiele zeigen, dass Unternehmen bereits auf Wasserstoff als zukünftige Technologie setzen – ob Europa diesem Trend folgen wird, bleibt abzuwarten.
Nachhaltigkeit als Wettbewerbsvorteil
Nachhaltigkeit schafft für Logistikunternehmen mehr als nur die Einhaltung von Vorgaben – sie bringt klare Wettbewerbsvorteile. Grüne Technologien wie Elektro- und Wasserstoffantriebe senken Betriebskosten durch geringere Energie- und Wartungskosten, während Subventionen den Umstieg unterstützen. Zudem helfen emissionsarme Fahrzeuge, strengere Umweltauflagen wie die Corporate Sustainability Due Diligence Directive (CSDDD) einzuhalten und damit Strafzahlungen zu vermeiden. Nachhaltige Lösungen stärken auch die Kundenbindung, da umweltbewusste Kunden zunehmend Unternehmen bevorzugen, die ihre CO₂-Bilanz aktiv verbessern. Auf der „letzten Meile“ bieten autonome Fahrzeuge und Drohnen erhebliche Effizienzgewinne. Sie verringern Staus, verkürzen Lieferzeiten und senken Emissionen. Wer frühzeitig in diese Technologien investiert, sichert sich schnellere und kosteneffizientere Lieferketten sowie eine bessere städtische Umwelt.
Die Transport- und Logistikbranche steht vor entscheidenden Weichenstellungen. Elektro- und Wasserstoffantriebe bieten enormes Potenzial, doch die Wahl der richtigen Technologie hängt von mehreren Faktoren ab: Reichweite, Infrastruktur und technische Machbarkeit. Unternehmen, die frühzeitig auf nachhaltige Innovationen setzen und ihre Logistikprozesse entsprechend anpassen, sichern sich langfristig einen Wettbewerbsvorteil. Der Weg zu einer grüneren Zukunft ist mit Herausforderungen verbunden, doch die Chancen, die sich dadurch für die Warendistribution ergeben, sind enorm.
Der Autor
Niels Weberink ist Market Data Analyst von TrucksNL. Das Unternehmen ist ein Marktplatz für gebrauchte Fahrzeuge, Maschinen und Teile. Die Plattform wird monatlich von mehr als 600.000 Besuchern aus über 180 Ländern besucht.
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