Hohe Nachfrage in schwierigem Umfeld: Lieferkettenprobleme bremsen Daimler Truck

Der Nutzfahrzeughersteller Daimler Truck hat 2022 im ersten Jahr der Unabhängigkeit von Mercedes-Benz Umsatz, operatives Ergebnis, Umsatzrendite und Free Cash Flow gesteigert. Von Problemen in der Lieferkette blieb man dennoch nicht verschont.

Martin Daum, Vorsitzender des Vorstands der Daimler Truck Holding AG, bei der Online-Präsentation der Ergebnisse 2022. | Bild: HUSS VERLAG
Martin Daum, Vorsitzender des Vorstands der Daimler Truck Holding AG, bei der Online-Präsentation der Ergebnisse 2022. | Bild: HUSS VERLAG
Tobias Schweikl

Die erste Dividende als börsennotiertes Unternehmen soll 1,30 € pro Aktie betragen. Das gab der Nutzfahrzeughersteller Daimler Truck bekannt. Im ersten Jahr nach der Trennung von Mercedes-Bens habe man alle finanziellen Ziele für 2022 trotz widriger Bedingungen in der Lieferkette erreicht. Verantwortlich dafür sei das anhaltend starke Nachfrageumfeld gewesen. Mit 520.300 Einheiten wurden 2022 weltweit 14 Prozent mehr Lkw und Busse abgesetzt als im Vorjahreszeitraum (455.400 Einheiten). Gebremst wurde man hauptsächlich durch Lieferengpässe.

„2022 war ein ganz besonderes Jahr für uns, ein in vielerlei Hinsicht herausforderndes Jahr – aber vor allem ein erfolgreiches erstes Jahr für Daimler Truck als unabhängiges börsennotiertes Unternehmen. Unsere starken Ergebnisse zeigen, dass wir unser Umfeld sehr gut gemanagt haben, seien es die Auswirkungen des Krieges Russlands gegen die Ukraine, anhaltende Engpässe in der Lieferkette oder die hohe Inflation“, so Martin Daum, Vorstandsvorsitzender von Daimler Truck.

In Zahlen liest sich das so: Das bereinigte EBIT wurde um 55 Prozent auf 3.959 Mio. Euro (2021: 2.552 Mio. Euro) stark verbessert. Der Umsatz stieg um 28 Prozent auf 50,9 Mrd. Euro (2021: 39,8 Mrd. Euro). Verantwortlich hierfür seien laut Daimler Truck sowohl eine starke Nachfrage nach Produkten als auch eine starke Preisdurchsetzung gewesen. Im Industriegeschäft stieg die bereinigte Umsatzrendite („adjusted ROS“) auf 7,7 Prozent (2021: 6,1 Protent). Der Free Cash Flow des Industriegeschäfts stieg auf 1.746 Mio. Euro (2021: 1.556 Mio. Euro), das Ergebnis je Aktie (EPS) auf 3,24 Euro (2021: 2,85 Euro). Vorstand und Aufsichtsrat der Daimler Truck Holding AG wollen der Hauptversammlung, welche am 21. Juni 2023 stattfindet, für das Geschäftsjahr 2022 eine Dividende von 1,30 € je Aktie vorschlagen.

2022 erlebten mehrere lokal emissionsfreie-Fahrzeuge ihre Markteinführung: In Nordamerika ging der elektrische Freightliner eCascadia in Serienproduktion, ebenso wie der Mercedes-Benz eEconic in Deutschland. Auf der IAA Transportation 2022 wurde der batterieelektrische Mercedes-Benz eActros LongHaul mit dem „2023 Truck Innovation Award“ ausgezeichnet. Die Serienversion des eActros LongHaul soll über eine Reichweite von rund 500 Kilometern pro Batterieaufladung verfügen und ist Megawatt-ladefähig. Die Daimler-Truck-Tochter Mitsubishi Fuso Truck and Bus Corporation (FUSO) stellte in Japan und Europa die neue Generation des vollelektrischen FUSO eCanter vor.

Weitere neue Produkte waren die nächste Generation der Setra TopClass und ComfortClass, der neue Mercedes-Benz Tourrider, ein speziell für den nordamerikanischen Markt entwickelter Reisebus und der neue Western Star 57X Fernverkehrs-Lkw von Daimler Truck North America.

Ausblick 2023

Mit Blick auf das aktuelle Jahr erwartet Daimler Truck einen weiteren Anstieg von Umsatz, bereinigtem EBIT und Free Cash Flow des Industriegeschäfts. Der Absatz solle hingegen auf ähnlichem Niveau wie 2022 bleiben. Angekündigt wurden Restrukturierungsprogramme sowohl für das Segment Mercedes-Benz in Brasilien als auch für das Segment Daimler Buses an. Ziel seien weitere Rentabilitätsverbesserungen bis 2025.

Ebenfalls angekündigt werden eine Partnerschaft mit dem Hightech-Maschinenbauer Manz, sowie Infrastruktur-Joint-Ventures in Nordamerika und Europa für batterieelektrische und wasserstoffbetriebene Nutzfahrzeuge. Der Bereich Financial Services nahm Geschäftsaktivitäten in acht weiteren Ländern auf und war Ende 2022 in 15 Märkten aktiv. Dem autonomen Fahren werde weiterhin eine hohe Bedeutung beigemessen.

Das Unternehmen erwartet für 2023 trotz schwieriger konjunktureller Rahmenbedingungen, hoher Energiepreise und einer immer noch angespannten Lage in den Zulieferketten eine weiterhin starke Entwicklung in den wichtigen Nutzfahrzeug-Absatzmärkten. In Nordamerika und Europa soll der Markt für schwere Lkw 2023 in beiden Regionen zwischen je 280.000 und 320.000 Einheiten liegen. Hier erwarte man einen Absatz zwischen 510.000 und 530.000 Einheiten. Der Umsatz soll auf 53 bis 55 Mrd. Euro im Industriegeschäft und auf 55 bis 57 Mrd. Euro auf Konzernebene steigen.

Daimler Truck rechnet zudem mit einem deutlichen Anstieg des bereinigten EBIT. Die bereinigte Umsatzrendite für das Industriegeschäft wird voraussichtlich zwischen 7,5 und 9 Prozent liegen. Der Free Cash Flow des Industriegeschäfts soll im Jahr 2023 über dem Niveau des Vorjahres liegen.