HVO als Alternative zu Agrardiesel & Co.: Umwelt top, Produktion flop
Die aktuellen Proteste der Landwirte beleben die Teller-oder-Tank-Debatte um Biokraftstoffe. HVO (Hydrotreated Vegetable Oils, hydrierte Pflanzenfette) wie etwa KlimaDiesel90 bietet eine nachhaltige Alternative mit bis zu 90 % weniger CO2-Neuemissionen im Vergleich zu fossilem Diesel. Im Gegensatz zu Biodiesel nutzt HVO biologische Rest- und Abfallstoffe, so dass für die Herstellung des synthetischen Kraftstoffs keine landwirtschaftlichen Flächen genutzt werden müssen.
Entscheidung zum uneingeschränkten Verkauf von HVO100 an Tankstellen vertagt
Allerdings haben die Verkehrs- und Umweltausschüsse des Bundesrats in der vergangenen Woche die Besprechung zur Zehnten Verordnung zur Durchführung des Bundes-Immissionsschutzgesetzes (10. BImSchV) vertagt, die den uneingeschränkten Verkauf von HVO100 an öffentlichen Tankstellen ermöglicht hätte. Ursprünglich war die Zulassung für Mitte April 2024 geplant.
„Wir kritisieren diese Verzögerung, weil sie die Einführung eines nachhaltigen und bereits heute verfügbaren Kraftstoffs weiter hinausschiebt“, bemängelt Lorenz Kiene, Geschäftsführer der Klima Kraftstoffe GmbH.
Die Mengen fehlen
Und es gibt weitere Einschränkungen, die einem flächendeckenden Einsatz von HVO und Biokraftstoffen entgegenstehen. Das betrifft vor allem die Menge der verfügbaren Dieselalternative. So wurden davon laut Statista im vergangenen Jahr lediglich 16,2 Mio. Liter EU-weit hergestellt, darunter nur 4,2 Mio. Liter HVO. Aber alleine die deutsche Land- und Forstwirtschaft verbraucht aktuell etwa 2 Mrd. Liter Diesel pro Jahr. Die alternativen Treibstoffe sind also sozusagen nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Weiter ausbauen lässt sich die verfügbare Menge auch nicht wesentlich. Dauerhaft wird man also um eine Elektrifizierung von Agar- und Transportsektor nicht umherkommen.
Hintergründe
Denn auf lediglich rund 800.000 von insgesamt 16,5 Mio. ha landwirtschaftlicher Fläche in Deutschland – also knapp 5 % – werden derzeit Mais, Raps und Co. für Biokraftstoffen angebaut werden. Und die Beimischung von Biodiesel und Bioethanol in fossilen Kraftstoffen ist begrenzt und darf 4,4 % des Energieverbrauchs im Verkehr nicht übersteigen. Damit kann auch die Nachfrage nach diesen Rohstoffen nicht zunehmen.
Die Unterschiede von Biodiesel und HVO
Biodiesel und HVO-Produkte werden gerne miteinander verwechselt, obwohl sich die beiden Kraftstoffe in einigen Bereichen grundlegend unterscheiden:
- Rohstoffe: Für die Herstellung von Biodiesel werden Pflanzen wie Raps extra angebaut und nur Teile davon zur Biodieselverarbeitung weiterverwendet. Das ist bei HVO nicht der Fall, sondern nur biologische Rest- und Abfallstoffe verarbeitet. Dabei lässt sich die ganze Pflanze nutzen und nicht nur Teile wie die Blüte oder Frucht. HVO kann aber auch aus anderen Rest- und Abfallstoffen wie beispielsweise Holz, Klärschlamm oder Plastik hergestellt werden.
- Kältestabilität: Während Biodiesel je nach Rohstoff durch niedrige Temperaturen beeinträchtigt werden kann, gibt es manche HVO-Produkte wie den KlimaDiesel, die ebenfalls eine vergleichbar gute Kältestabilität wie fossiler Diesel besitzt.
- Lagerungseigenschaften: Auch bei längerer Lagerung gibt es keinen Qualitätsverlust bei HVO. Bei Biodiesel besteht dagegen das Risiko, dass der Kraftstoff Wasser aufnimmt, was zu einem mikrobiellen Wachstum und damit zu einem Qualitätsverlust führen kann (sogenannte „Dieselpest“).
KlimaDiesel90
KlimaDiesel90 besteht zu 100 % aus dem biobasierten synthetischen Kraftstoff (XTL) HVO und wird aus Abfallstoffen wie z.B. benutztem Pflanzenfett hergestellt. Die 90 steht für eine bis zu 90-prozentige Reduzierung von CO2-Neuemissionen im Vergleich zum klassischen fossilen Diesel.
Ob ein Fahrzeug HVO in Reinform wie etwa KlimaDiesel90 verträgt, zeigt das XTL-Symbol im Tankdeckel an. Eine aktuelle Liste der Tankstellen, an denen KlimaDiesel25 und KlimaDiesel90 erhältlich sind, finden Sie hier.
Was das bedeutet:
Biodiesel und HVO werden kein Allheilmittel sowohl als kostengünstiger Ersatz für Agrardiesel & Co. sein noch eine adäquate Lösung für einen umweltgerechten Umbau des Agrar- und Transportsektors darstellen. Statt dessen sollte verstärkt eine Elektrifizierung dieser Bereiche angegangen werden – selbst in der Agrarwirtschaft, die bislang kategorisch diese Möglichkeit ausgeschlossen hat. Beginnen sollte man mit leichten und mittelschweren Lkw, Zugmaschinen und Traktoren. In diesem Bereich ist die Elektrifizierung bereits heute umsetzbar. Später kann der Schwerkraftbereich folgen – mit Fortentwicklung der Batterietechnik bzw. neuen Lösungen gerade in der Agrarwirtschaft.
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