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IAA 2021 München: Wandel zur Mobilitätsplattform als Ziel

Mit dem Umzug an den neuen Standort München will sich die IAA neu erfinden. Im Mittelpunkt stehen Automobile und nachhaltige Mobilität, darüber hinaus auch intelligente Verkehrslösungen und Dialogformate.

Bühne für die ganze Mobilität: Vom E-Bike bis zum Bus und Pedelec will die IAA die Bandbreite abdecken - und diese vor allem auch auf innerstädtischen Flächen zeigen wie am Odeonsplatz. | Foto: J. Reichel
Bühne für die ganze Mobilität: Vom E-Bike bis zum Bus und Pedelec will die IAA die Bandbreite abdecken - und diese vor allem auch auf innerstädtischen Flächen zeigen wie am Odeonsplatz. | Foto: J. Reichel
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Redaktion (allg.)
(erschienen bei VISION mobility von Johannes Reichel)

Der Verband der Automobilindustrie VDA und die Münchener Messe als Veranstalter haben erste Details zum neuen Konzept der IAA bekanntgegeben. Diese soll 2021 und 2023 am neuen Standort München stattfinden, mit Option auf eine weitere Ausgabe 2025, und soll sich als Mobilitätsplattform neu erfinden.

„Die IAA hat sich in ihrer 123-jährigen Geschichte immer wieder weiterentwickelt, aber das Jahr 2021 in München ist ein grundlegender Neustart", kündigte VDA-Präsidentin Hildegard Müller an.

Neu ist vor allem, dass dafür nicht nur die Messehallen genutzt werden sollen, sondern auch diverse Plätze in der Münchener City, unter anderem der Marienplatz. Die IAA wird also zweigeteilt in den sogenannten "Summit", der mit B2B-Fokus auf der Messe selbst stattfindet und Ausstellung sowie Konferenzen umfasst. Und in den sogenannten "Open Space", der eine "Mobility Experience" für die B2C-Besucher ermöglichen soll, wie es in dem offiziellen PR-Flyer heißt. Man werde die IAA auch auf den Plätzen der Innenstadt und großen Verkehrsachsen erleben können, warb auch Müller. Die Messe solle für Besucher "mit allen Sinnen erfassbar und im wahrsten Sinne des Wortes ,erfahrbar‘ werden", so Müller wörtlich. Neben der Präsentation von Automobilen und intelligenter Mobilitätslösungen solle die Messe sich auch zu einem Forum entwickeln, auf dem über die Zukunft der Mobilität debattiert werde.

„Die IAA 2021 wird den Themen Klimaschutz und Nachhaltigkeit breiten Raum einräumen: mit sauberen, sparsamen Antrieben und Automobilen der modernsten Generation, mit einem umfassenden Mobilitätsmix einschließlich Pkw, E-Bikes, E-Scootern und der Einbindung des ÖPNV“, versprach die VDA-Chefin.

Die Schau soll als Plattform dienen für Automobilherstellern und Zulieferern, Technologieunternehmen, Mobilitätsdienstleister und den ÖPNV bis hin zu Startups. Ziel sei es, während der Messe mit vielen Autofahrern, Experten und Querdenkern ins Gespräch zu kommen. Der bayerische Ministerpräsident Markus Söder (CSU) unterstrich, man wolle mit der Messe die Verkehrskonzepte der Zukunft anstoßen und "Visionen für die Stadt als intelligent verwalteter Ballungsraum entwerfen".

"Wir sehen keinen Widerspruch in Klimaschutz und Automobilität, sondern eine lohnende Herausforderung, Ökologie und Ökonomie sinnvoll zu verbinden", erklärte Söder.

Der Münchener Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD), der seit kurzem einer Koalition mit den prozentual deutlich stärkeren und teils IAA-skeptischen Grünen vorsteht, erklärte, das Thema Mobilität sei eine der großen Herausforderungen von Städten.

"Dabei wird es nicht nur um Autos gehen. Urbane Mobilität muss neu und in größeren Zusammenhängen gedacht werden als bisher. Ich erwarte, dass dabei auch für die Stadtpolitik interessante Ansätze zu sehen sein werden", mahnte der SPD-Mann an. 

Clemens Baumgärtner, Referent für Arbeit und Wirtschaft der Landeshauptstadt München will München als bedeutenden Automotive-Standort und als innovative Smart City darstellen. Die Bürger bekämen mit der IAA eine "Show zum Anfassen und können mitten in der Stadt" und könnten erleben, wie an der Mobilität der Zukunft gearbeitet werde.

Raus aus der Halle, rein in die Stadt

Für die Neuausrichtung planen VDA und Messe München zusätzlich zu den Präsentationen in den Messehallen einen öffentlichen Veranstaltungsbereich. In der Innenstadt sollen Smart Mobility & Smart City-Konzepte und damit intelligente und nachhaltige Mobilitätslösungen präsentiert und diskutiert werden. Geplante Locations dafür sind unter anderem der Königsplatz, der Odeonsplatz mit der Ludwigstraße oder der Marienplatz. Auf dem Messegelände würden die Präsentation von Technologie mit Innovationsforen für das Fachpublikum, B2B-Austausch und zukunftsweisende Keynotes organisiert. Eine Transfer-Route mit geplanten Vorrangspuren für umweltfreundliche Fahrzeuge soll diese zudem verbinden. Messe-München-Chef Klaus Dittrich weist zudem auf die großen Chancen für München hin:

„Die IAA wird der gesamten Metropolregion einen Schub bei zentralen Faktoren wie Mobilität, Forschung, Innovationen und Technologie verleihen", glaubt der Messe-Manager.

LOGISTRA-Kommentar:

Noch ist es nicht viel mehr als eine grobe Skizze, die Veranstalter und Ausrichter der IAA da für "München 21" entwerfen. Nach der "Messe hinter Gittern", die die von heftigen Protesten begleitete IAA in Frankfurt zuletzt war, will die Auto-Schau sich in doppelter Hinsicht öffnen: Thematisch-inhaltlich, wobei hier auch schon auf den letzten Ausgaben mit der "New Mobility World" vieles ausprobiert wurde, gerade um Start-ups zu integrieren. Aber auch räumlich, aus der Messe in die Stadt hinein. Wobei mancher Münchener, traditionell dem "Grant" und dem Althergebrachten ("Hamma noch nie so gmacht, da könnt ja jeder kommen") verbunden, nicht allzu amüsiert sein dürfte, falls es sich nur um eine "verlängerte Ausstellungsfläche" im öffentlichen Raum handeln sollte. Ganz zu schweigen von den in München massiv erstarkten Rathaus-Grünen, die darauf achten werden, dass es bei aller Söderschen Begeisterung, die Messe an die Isar geholt zu haben, nicht ins "werbliche" kippt.

Man wird sehen, was dann auf den prominenten Plätzen  noch zu zeigen sein wird an "intelligenten neuen Mobilitätskonzepten". Kritisch dürfte auch die Idee der "Blue Lane" werden, erstickt die Isar-Metropole doch schon heute im Dauerstau. Hier eine "Extra-Piste" vom übrigens anders als in Frankfurt weit draussen an der Peripherie liegenden Standort Riem freizuräumen, könnte erstens rechtlich schwierig werden und zweitens räumlich und letztlich für mehr Verdruss bei den für die neue Mobilität zu begeisternden Bürgern sorgen. Wichtig wird es sein, ein wirklich ehrlich gemeintes Konzept aufzuziehen und erst recht, was den Stadtraum betrifft, verkehrsmittelneutral und vorsichtig vorzugehen.

 

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